Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785.

Bild:
<< vorherige Seite

der Unschuld, verlohren. Die Seuche der
Onanie hat die meisten Familien ergriffen, und
es giebt ansehnliche Handelsorte, wo es sich
fast bis zur unbezweifelten Gewissheit brin-
gen laesst, dass drey Theile der erwachsenen
Maedchen diesem stummen Laster huldigen,
und selbst viele verheyrathete Damen sich des-
selben schuldig machen. In den meisten Schu-
len predigen die Gesichter der studierenden
Jünglinge die verborgene Wollust, der sie
opfern.

Ich hoffe, man werde es bemerkt ha-
ben, mit welcher Discretion ich die Namen
der Schulen verschwiegen habe, in welchen
die jugendliche Unschuld so schaendlich zu
Grunde gerichtet wird. Auch hoffe ich,
dass alle, denen die Direktion des Schulwesens
anvertrauet ist, das, was sie hier lesen, beherzi-
gen, ihre Schulen genau untersuchen, und wo-
fern sie sich getroffen finden, die bisherigen
grossen Maengel abzustellen suchen werden.
Sollte diess binnen einer gewissen Zeit nicht ge-
schehen, so dringt mich die Menschenliebe,

alle

der Unſchuld, verlohren. Die Seuche der
Onanie hat die meiſten Familien ergriffen, und
es giebt anſehnliche Handelsorte, wo es ſich
faſt bis zur unbezweifelten Gewiſsheit brin-
gen læſst, daſs drey Theile der erwachſenen
Mædchen dieſem ſtummen Laſter huldigen,
und ſelbſt viele verheyrathete Damen ſich deſ-
ſelben ſchuldig machen. In den meiſten Schu-
len predigen die Geſichter der ſtudierenden
Jünglinge die verborgene Wolluſt, der ſie
opfern.

Ich hoffe, man werde es bemerkt ha-
ben, mit welcher Diſcretion ich die Namen
der Schulen verſchwiegen habe, in welchen
die jugendliche Unſchuld ſo ſchændlich zu
Grunde gerichtet wird. Auch hoffe ich,
daſs alle, denen die Direktion des Schulweſens
anvertrauet iſt, das, was ſie hier leſen, beherzi-
gen, ihre Schulen genau unterſuchen, und wo-
fern ſie ſich getroffen finden, die bisherigen
groſsen Mængel abzuſtellen ſuchen werden.
Sollte dieſs binnen einer gewiſſen Zeit nicht ge-
ſchehen, ſo dringt mich die Menſchenliebe,

alle
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0196" n="186"/>
der Un&#x017F;chuld, verlohren. Die Seuche der<lb/>
Onanie hat die mei&#x017F;ten Familien ergriffen, und<lb/>
es giebt an&#x017F;ehnliche Handelsorte, wo es &#x017F;ich<lb/>
fa&#x017F;t bis zur unbezweifelten Gewi&#x017F;sheit brin-<lb/>
gen læ&#x017F;st, da&#x017F;s drey Theile der erwach&#x017F;enen<lb/>
Mædchen die&#x017F;em &#x017F;tummen La&#x017F;ter huldigen,<lb/>
und &#x017F;elb&#x017F;t viele verheyrathete Damen &#x017F;ich de&#x017F;-<lb/>
&#x017F;elben &#x017F;chuldig machen. In den mei&#x017F;ten Schu-<lb/>
len predigen die Ge&#x017F;ichter der &#x017F;tudierenden<lb/>
Jünglinge die verborgene Wollu&#x017F;t, der &#x017F;ie<lb/>
opfern.</p><lb/>
            <p>Ich hoffe, man werde es bemerkt ha-<lb/>
ben, mit welcher Di&#x017F;cretion ich die Namen<lb/>
der Schulen ver&#x017F;chwiegen habe, in welchen<lb/>
die jugendliche Un&#x017F;chuld &#x017F;o &#x017F;chændlich zu<lb/>
Grunde gerichtet wird. Auch hoffe ich,<lb/>
da&#x017F;s alle, denen die Direktion des Schulwe&#x017F;ens<lb/>
anvertrauet i&#x017F;t, das, was &#x017F;ie hier le&#x017F;en, beherzi-<lb/>
gen, ihre Schulen genau unter&#x017F;uchen, und wo-<lb/>
fern &#x017F;ie &#x017F;ich getroffen finden, die bisherigen<lb/>
gro&#x017F;sen Mængel abzu&#x017F;tellen &#x017F;uchen werden.<lb/>
Sollte die&#x017F;s binnen einer gewi&#x017F;&#x017F;en Zeit nicht ge-<lb/>
&#x017F;chehen, &#x017F;o dringt mich die Men&#x017F;chenliebe,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">alle</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[186/0196] der Unſchuld, verlohren. Die Seuche der Onanie hat die meiſten Familien ergriffen, und es giebt anſehnliche Handelsorte, wo es ſich faſt bis zur unbezweifelten Gewiſsheit brin- gen læſst, daſs drey Theile der erwachſenen Mædchen dieſem ſtummen Laſter huldigen, und ſelbſt viele verheyrathete Damen ſich deſ- ſelben ſchuldig machen. In den meiſten Schu- len predigen die Geſichter der ſtudierenden Jünglinge die verborgene Wolluſt, der ſie opfern. Ich hoffe, man werde es bemerkt ha- ben, mit welcher Diſcretion ich die Namen der Schulen verſchwiegen habe, in welchen die jugendliche Unſchuld ſo ſchændlich zu Grunde gerichtet wird. Auch hoffe ich, daſs alle, denen die Direktion des Schulweſens anvertrauet iſt, das, was ſie hier leſen, beherzi- gen, ihre Schulen genau unterſuchen, und wo- fern ſie ſich getroffen finden, die bisherigen groſsen Mængel abzuſtellen ſuchen werden. Sollte dieſs binnen einer gewiſſen Zeit nicht ge- ſchehen, ſo dringt mich die Menſchenliebe, alle

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/196
Zitationshilfe: Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/196>, abgerufen am 24.11.2024.