Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785.

Bild:
<< vorherige Seite

der Lehrer unter den, dazu recht bequemen,
Maenteln, in den Winkeln, unter den Tischen,
hinter dem Ofen. Einer ermunterte den an-
dern dazu, lehrte es ihn und that es ihm wohl
selbst, bis es der Mensch eigenhaendig nach-
machte. Ueberal, in und ausser der Schule,
ward von dieser rasenden Ausschweifung ge-
sprochen; und in der Schule suchten sie sich
die unertraegliche lange Weile, welche ihnen
die elenden, nichtsbedeutenden und ganz un-
wichtigen, Vortraege der Lehrer liessen, da-
mit zu vertreiben. Und diess thaten die Kna-
ben von acht Jahren sowohl als die obersten,
zwanzig- und mehrjaehrigen Schüler. Kei-
ner von diesen bedaurenswürdigen Menschen
hielt es für etwas Schaedliches und Verderbli-
ches; keiner kannte die furchterlichen Folgen
dieses Lasters; ja hielt es vielleicht nicht ein-
mal für Laster und strafbar. Eltern der Ju-
gend und Lehrer schienen von diesem Laster
nichts zu wissen oder wissen zu wollen.

VI.

Mit Zittern schreib ichs nieder; Der Ver-
führte ward Verführer. Von der Theorie

des

der Lehrer unter den, dazu recht bequemen,
Mænteln, in den Winkeln, unter den Tiſchen,
hinter dem Ofen. Einer ermunterte den an-
dern dazu, lehrte es ihn und that es ihm wohl
ſelbſt, bis es der Menſch eigenhændig nach-
machte. Ueberal, in und auſſer der Schule,
ward von dieſer raſenden Ausſchweifung ge-
ſprochen; und in der Schule ſuchten ſie ſich
die unertrægliche lange Weile, welche ihnen
die elenden, nichtsbedeutenden und ganz un-
wichtigen, Vortræge der Lehrer lieſſen, da-
mit zu vertreiben. Und dieſs thaten die Kna-
ben von acht Jahren ſowohl als die oberſten,
zwanzig- und mehrjæhrigen Schüler. Kei-
ner von dieſen bedaurenswürdigen Menſchen
hielt es für etwas Schædliches und Verderbli-
ches; keiner kannte die furchterlichen Folgen
dieſes Laſters; ja hielt es vielleicht nicht ein-
mal für Laſter und ſtrafbar. Eltern der Ju-
gend und Lehrer ſchienen von dieſem Laſter
nichts zu wiſſen oder wiſſen zu wollen.

VI.

Mit Zittern ſchreib ichs nieder; Der Ver-
führte ward Verführer. Von der Theorie

des
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0194" n="184"/>
der Lehrer unter den, dazu recht bequemen,<lb/>
Mænteln, in den Winkeln, unter den Ti&#x017F;chen,<lb/>
hinter dem Ofen. Einer ermunterte den an-<lb/>
dern dazu, lehrte es ihn und that es ihm wohl<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t, bis es der Men&#x017F;ch eigenhændig nach-<lb/>
machte. Ueberal, in und au&#x017F;&#x017F;er der Schule,<lb/>
ward von die&#x017F;er ra&#x017F;enden Aus&#x017F;chweifung ge-<lb/>
&#x017F;prochen; und in der Schule &#x017F;uchten &#x017F;ie &#x017F;ich<lb/>
die unertrægliche lange Weile, welche ihnen<lb/>
die elenden, nichtsbedeutenden und ganz un-<lb/>
wichtigen, Vortræge der Lehrer lie&#x017F;&#x017F;en, da-<lb/>
mit zu vertreiben. Und die&#x017F;s thaten die Kna-<lb/>
ben von acht Jahren &#x017F;owohl als die ober&#x017F;ten,<lb/>
zwanzig- und mehrjæhrigen Schüler. Kei-<lb/>
ner von die&#x017F;en bedaurenswürdigen Men&#x017F;chen<lb/>
hielt es für etwas Schædliches und Verderbli-<lb/>
ches; keiner kannte die furchterlichen Folgen<lb/>
die&#x017F;es La&#x017F;ters; ja hielt es vielleicht nicht ein-<lb/>
mal für La&#x017F;ter und &#x017F;trafbar. Eltern der Ju-<lb/>
gend und Lehrer &#x017F;chienen von die&#x017F;em La&#x017F;ter<lb/>
nichts zu wi&#x017F;&#x017F;en oder wi&#x017F;&#x017F;en zu wollen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">VI.</hi> </hi> </head><lb/>
            <p>Mit Zittern &#x017F;chreib ichs nieder; Der Ver-<lb/>
führte ward Verführer. Von der Theorie<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">des</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[184/0194] der Lehrer unter den, dazu recht bequemen, Mænteln, in den Winkeln, unter den Tiſchen, hinter dem Ofen. Einer ermunterte den an- dern dazu, lehrte es ihn und that es ihm wohl ſelbſt, bis es der Menſch eigenhændig nach- machte. Ueberal, in und auſſer der Schule, ward von dieſer raſenden Ausſchweifung ge- ſprochen; und in der Schule ſuchten ſie ſich die unertrægliche lange Weile, welche ihnen die elenden, nichtsbedeutenden und ganz un- wichtigen, Vortræge der Lehrer lieſſen, da- mit zu vertreiben. Und dieſs thaten die Kna- ben von acht Jahren ſowohl als die oberſten, zwanzig- und mehrjæhrigen Schüler. Kei- ner von dieſen bedaurenswürdigen Menſchen hielt es für etwas Schædliches und Verderbli- ches; keiner kannte die furchterlichen Folgen dieſes Laſters; ja hielt es vielleicht nicht ein- mal für Laſter und ſtrafbar. Eltern der Ju- gend und Lehrer ſchienen von dieſem Laſter nichts zu wiſſen oder wiſſen zu wollen. VI. Mit Zittern ſchreib ichs nieder; Der Ver- führte ward Verführer. Von der Theorie des

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/194
Zitationshilfe: Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/194>, abgerufen am 22.11.2024.