entdecken, der es ihr gegeben. Aber der Kö- nig brauchte die grösste Strenge, bis sie ge- stand, dass sie es von ihrer Oberhofmeisterin sich erbeten haette. Der König liess, so viel ich mich erinnere, die Oberhofmeisterin für diesen Dienst auf Zeitlebens ins Gefaengniss setzen.
Ob es nöthig und nützlich sey, den Eltern und Lehrern solche Bücher, in so weit sie be- kannt sind, zu nennen, weiss ich nicht. Oft sucht man den Titel nach einen solchen In- halt nicht. So ist z. E. das infame Buch * * welches eine schaendliche Instruktion für eine Landhure enthaelt, und in sehr guter lateini- scher Schreibart geschrieben, und aufs schaerf- ste verboten ist, von einem verdammt gewinn- süchtigen Buchhaendler schon vor langer Zeit unter dem Titel: * * * nachgedruckt wor- den.
Ein junger Gelehrter, der eine ausnehmen- de mathematische Gelehrsamkeit besass, und an einer Verdorrung oder Entkraeftung starb, gestund mir am Ende seines Lebens, dass al- lem Vermuthen nach das Lesen solcher Bücher ihm sein frühes Ende zugezogen. Er verstand
zu
entdecken, der es ihr gegeben. Aber der Kö- nig brauchte die gröſste Strenge, bis ſie ge- ſtand, daſs ſie es von ihrer Oberhofmeiſterin ſich erbeten hætte. Der König lieſs, ſo viel ich mich erinnere, die Oberhofmeiſterin für dieſen Dienſt auf Zeitlebens ins Gefængniſs ſetzen.
Ob es nöthig und nützlich ſey, den Eltern und Lehrern ſolche Bücher, in ſo weit ſie be- kannt ſind, zu nennen, weiſs ich nicht. Oft ſucht man den Titel nach einen ſolchen In- halt nicht. So iſt z. E. das infame Buch * * welches eine ſchændliche Inſtruktion für eine Landhure enthælt, und in ſehr guter lateini- ſcher Schreibart geſchrieben, und aufs ſchærf- ſte verboten iſt, von einem verdammt gewinn- ſüchtigen Buchhændler ſchon vor langer Zeit unter dem Titel: * * * nachgedruckt wor- den.
Ein junger Gelehrter, der eine ausnehmen- de mathematiſche Gelehrſamkeit beſaſs, und an einer Verdorrung oder Entkræftung ſtarb, geſtund mir am Ende ſeines Lebens, daſs al- lem Vermuthen nach das Leſen ſolcher Bücher ihm ſein frühes Ende zugezogen. Er verſtand
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entdecken, der es ihr gegeben. Aber der Kö-
nig brauchte die gröſste Strenge, bis ſie ge-
ſtand, daſs ſie es von ihrer Oberhofmeiſterin
ſich erbeten hætte. Der König lieſs, ſo viel
ich mich erinnere, die Oberhofmeiſterin für
dieſen Dienſt auf Zeitlebens ins Gefængniſs
ſetzen.
Ob es nöthig und nützlich ſey, den Eltern
und Lehrern ſolche Bücher, in ſo weit ſie be-
kannt ſind, zu nennen, weiſs ich nicht. Oft
ſucht man den Titel nach einen ſolchen In-
halt nicht. So iſt z. E. das infame Buch * *
welches eine ſchændliche Inſtruktion für eine
Landhure enthælt, und in ſehr guter lateini-
ſcher Schreibart geſchrieben, und aufs ſchærf-
ſte verboten iſt, von einem verdammt gewinn-
ſüchtigen Buchhændler ſchon vor langer Zeit
unter dem Titel: * * * nachgedruckt wor-
den.
Ein junger Gelehrter, der eine ausnehmen-
de mathematiſche Gelehrſamkeit beſaſs, und
an einer Verdorrung oder Entkræftung ſtarb,
geſtund mir am Ende ſeines Lebens, daſs al-
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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/162>, abgerufen am 22.11.2024.
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