gewöhnlich ist, dass man in den Zimmern Gemaehlde der Wollust aufsteller: so habe ich es desto mehr für meine Pflicht gehalten, das Publikum auf diese, für die Unschuld so gefaehrliche, Klippe aufmerksam zu machen, und bitte alle Eltern, Lehrer und Erzieher, das wenige, was ich hierüber gesagt habe, wohl zu beherzigen.
Eben so gefaehrlich für jugendliche Un- schuld sind eine Menge Bücher, die von dem Genusse der körperlichen Wollust ohne Zu- rückhaltung oft schlüpferig und unverschaemt, sprechen, die Süssigkeit derselben mit den reitzendsten Farben ausmalen, und die trau- rigen Wirkungen derselben verschweigen, oder die auch nur den Reiz der Liebe beyder Geschlechter gegen einander so vorstellen, dass die Leser und Leserinnen selbst dadurch von einem verliebten Sehnen angestecket werden.
Dahin rechne ich zuvörderst viele la- teinische und griechische Schriftsteller, die
man
gewöhnlich iſt, daſs man in den Zimmern Gemæhlde der Wolluſt aufſteller: ſo habe ich es deſto mehr für meine Pflicht gehalten, das Publikum auf dieſe, für die Unſchuld ſo gefæhrliche, Klippe aufmerkſam zu machen, und bitte alle Eltern, Lehrer und Erzieher, das wenige, was ich hierüber geſagt habe, wohl zu beherzigen.
Eben ſo gefæhrlich für jugendliche Un- ſchuld ſind eine Menge Bücher, die von dem Genuſſe der körperlichen Wolluſt ohne Zu- rückhaltung oft ſchlüpferig und unverſchæmt, ſprechen, die Süſsigkeit derſelben mit den reitzendſten Farben ausmalen, und die trau- rigen Wirkungen derſelben verſchweigen, oder die auch nur den Reiz der Liebe beyder Geſchlechter gegen einander ſo vorſtellen, daſs die Leſer und Leſerinnen ſelbſt dadurch von einem verliebten Sehnen angeſtecket werden.
Dahin rechne ich zuvörderſt viele la- teiniſche und griechiſche Schriftſteller, die
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gewöhnlich iſt, daſs man in den Zimmern
Gemæhlde der Wolluſt aufſteller: ſo habe ich
es deſto mehr für meine Pflicht gehalten,
das Publikum auf dieſe, für die Unſchuld ſo
gefæhrliche, Klippe aufmerkſam zu machen,
und bitte alle Eltern, Lehrer und Erzieher,
das wenige, was ich hierüber geſagt habe,
wohl zu beherzigen.
Eben ſo gefæhrlich für jugendliche Un-
ſchuld ſind eine Menge Bücher, die von dem
Genuſſe der körperlichen Wolluſt ohne Zu-
rückhaltung oft ſchlüpferig und unverſchæmt,
ſprechen, die Süſsigkeit derſelben mit den
reitzendſten Farben ausmalen, und die trau-
rigen Wirkungen derſelben verſchweigen,
oder die auch nur den Reiz der Liebe beyder
Geſchlechter gegen einander ſo vorſtellen,
daſs die Leſer und Leſerinnen ſelbſt dadurch
von einem verliebten Sehnen angeſtecket
werden.
Dahin rechne ich zuvörderſt viele la-
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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/148>, abgerufen am 22.11.2024.
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