waertigen Aeusserung meine Meynung ganz errathen, und mit wehmüthigem Blicke auf unsere Schulen, Gymnasien und Universitae- ten, herab sehen, die, wie ich hernach zei- gen werde, naechst den Klöstern und Kaser- nen, die vorzüglichsten hohen Schulen sind, auf welchen das Laster, gegen welches ich schreibe, vorzüglich gelehrt wird.
Ausser diesen angeführten Ursachen, giebt es noch andere, die ein unzüchtiges Feuer mit der grössten Behendigkeit anzün- den, das leicht immer weiter um sich greift, und sehr schwer wieder zu löschen ist.
Dahin rechne ich wollüstige Gemaelde. Schon der Anblick nackter Figuren ist ge- faehrlich, weil wir, wegen der Art uns zu klei- den, an den Anblick der Nacktheit nicht ge- wöhnt sind. Ich weiss aber nicht was ich dazu sagen soll. Sollen wir weniger sorgfaeltig in Bedeckung unsers Körpers seyn, und hierin- ne die Griechen nachahmen? oder sollen
wir
wærtigen Aeuſſerung meine Meynung ganz errathen, und mit wehmüthigem Blicke auf unſere Schulen, Gymnaſien und Univerſitæ- ten, herab ſehen, die, wie ich hernach zei- gen werde, næchſt den Klöſtern und Kaſer- nen, die vorzüglichſten hohen Schulen ſind, auf welchen das Laſter, gegen welches ich ſchreibe, vorzüglich gelehrt wird.
Auſſer dieſen angeführten Urſachen, giebt es noch andere, die ein unzüchtiges Feuer mit der gröſsten Behendigkeit anzün- den, das leicht immer weiter um ſich greift, und ſehr ſchwer wieder zu löſchen iſt.
Dahin rechne ich wollüſtige Gemælde. Schon der Anblick nackter Figuren iſt ge- fæhrlich, weil wir, wegen der Art uns zu klei- den, an den Anblick der Nacktheit nicht ge- wöhnt ſind. Ich weiſs aber nicht was ich dazu ſagen ſoll. Sollen wir weniger ſorgfæltig in Bedeckung unſers Körpers ſeyn, und hierin- ne die Griechen nachahmen? oder ſollen
wir
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wærtigen Aeuſſerung meine Meynung ganz
errathen, und mit wehmüthigem Blicke auf
unſere Schulen, Gymnaſien und Univerſitæ-
ten, herab ſehen, die, wie ich hernach zei-
gen werde, næchſt den Klöſtern und Kaſer-
nen, die vorzüglichſten hohen Schulen ſind,
auf welchen das Laſter, gegen welches ich
ſchreibe, vorzüglich gelehrt wird.
Auſſer dieſen angeführten Urſachen,
giebt es noch andere, die ein unzüchtiges
Feuer mit der gröſsten Behendigkeit anzün-
den, das leicht immer weiter um ſich greift,
und ſehr ſchwer wieder zu löſchen iſt.
Dahin rechne ich wollüſtige Gemælde.
Schon der Anblick nackter Figuren iſt ge-
fæhrlich, weil wir, wegen der Art uns zu klei-
den, an den Anblick der Nacktheit nicht ge-
wöhnt ſind. Ich weiſs aber nicht was ich dazu
ſagen ſoll. Sollen wir weniger ſorgfæltig in
Bedeckung unſers Körpers ſeyn, und hierin-
ne die Griechen nachahmen? oder ſollen
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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/144>, abgerufen am 25.11.2024.
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