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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785.

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Von der langen Kette Ursachen, de-
ren traurige Wirkung am Ende dieses Uebel
ist, ist das erste Glied oft schon in der Erzeu-
gung zu suchen. Wenn bey den Eltern ein
starker Hang zur Wollust ist, wenn ihre Ein-
bildungskraft sich zu stark mit unzüchtigen
Bildern beschaeftigt, wenn sie besonders in
ihrem geheimsten Umgange die Grenzen der
Zucht und Schamhaftigkeit überschreiten, so
ist wohl nichts anders zu erwarten, als dass
sie eben diese unglückliche Stimmung den
Kindern mittheilen. Zeigt doch die Erfah-
rung, dass Jachzorn, Feigheit u. dgl. auf
Kinder forterbe. Hat man doch Exempel,
dass Mütter, die waehrend der Schwanger-
schaft stehlen, junge Diebe zur Welt brach-
ten, wie vielmehr ist die Fortpflanzung die-
ser Unart zu besorgen, da sie gerade bey dem
Erzeugungsgeschaefte am wirksamsten ist.

Diese angeerbte Unart findet ohne Zwei-
fel reichliche Nahrung in der Milch, wenn
diese aus einer Brust fliesst, unter welcher

ein
(H 4)

Von der langen Kette Urſachen, de-
ren traurige Wirkung am Ende dieſes Uebel
iſt, iſt das erſte Glied oft ſchon in der Erzeu-
gung zu ſuchen. Wenn bey den Eltern ein
ſtarker Hang zur Wolluſt iſt, wenn ihre Ein-
bildungskraft ſich zu ſtark mit unzüchtigen
Bildern beſchæftigt, wenn ſie beſonders in
ihrem geheimſten Umgange die Grenzen der
Zucht und Schamhaftigkeit überſchreiten, ſo
iſt wohl nichts anders zu erwarten, als daſs
ſie eben dieſe unglückliche Stimmung den
Kindern mittheilen. Zeigt doch die Erfah-
rung, daſs Jachzorn, Feigheit u. dgl. auf
Kinder forterbe. Hat man doch Exempel,
daſs Mütter, die wæhrend der Schwanger-
ſchaft ſtehlen, junge Diebe zur Welt brach-
ten, wie vielmehr iſt die Fortpflanzung die-
ſer Unart zu beſorgen, da ſie gerade bey dem
Erzeugungsgeſchæfte am wirkſamſten iſt.

Dieſe angeerbte Unart findet ohne Zwei-
fel reichliche Nahrung in der Milch, wenn
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[119/0129] Von der langen Kette Urſachen, de- ren traurige Wirkung am Ende dieſes Uebel iſt, iſt das erſte Glied oft ſchon in der Erzeu- gung zu ſuchen. Wenn bey den Eltern ein ſtarker Hang zur Wolluſt iſt, wenn ihre Ein- bildungskraft ſich zu ſtark mit unzüchtigen Bildern beſchæftigt, wenn ſie beſonders in ihrem geheimſten Umgange die Grenzen der Zucht und Schamhaftigkeit überſchreiten, ſo iſt wohl nichts anders zu erwarten, als daſs ſie eben dieſe unglückliche Stimmung den Kindern mittheilen. Zeigt doch die Erfah- rung, daſs Jachzorn, Feigheit u. dgl. auf Kinder forterbe. Hat man doch Exempel, daſs Mütter, die wæhrend der Schwanger- ſchaft ſtehlen, junge Diebe zur Welt brach- ten, wie vielmehr iſt die Fortpflanzung die- ſer Unart zu beſorgen, da ſie gerade bey dem Erzeugungsgeſchæfte am wirkſamſten iſt. Dieſe angeerbte Unart findet ohne Zwei- fel reichliche Nahrung in der Milch, wenn dieſe aus einer Bruſt flieſst, unter welcher ein (H 4)

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Zitationshilfe: Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/129>, abgerufen am 22.11.2024.