Von der langen Kette Ursachen, de- ren traurige Wirkung am Ende dieses Uebel ist, ist das erste Glied oft schon in der Erzeu- gung zu suchen. Wenn bey den Eltern ein starker Hang zur Wollust ist, wenn ihre Ein- bildungskraft sich zu stark mit unzüchtigen Bildern beschaeftigt, wenn sie besonders in ihrem geheimsten Umgange die Grenzen der Zucht und Schamhaftigkeit überschreiten, so ist wohl nichts anders zu erwarten, als dass sie eben diese unglückliche Stimmung den Kindern mittheilen. Zeigt doch die Erfah- rung, dass Jachzorn, Feigheit u. dgl. auf Kinder forterbe. Hat man doch Exempel, dass Mütter, die waehrend der Schwanger- schaft stehlen, junge Diebe zur Welt brach- ten, wie vielmehr ist die Fortpflanzung die- ser Unart zu besorgen, da sie gerade bey dem Erzeugungsgeschaefte am wirksamsten ist.
Diese angeerbte Unart findet ohne Zwei- fel reichliche Nahrung in der Milch, wenn diese aus einer Brust fliesst, unter welcher
ein
(H 4)
Von der langen Kette Urſachen, de- ren traurige Wirkung am Ende dieſes Uebel iſt, iſt das erſte Glied oft ſchon in der Erzeu- gung zu ſuchen. Wenn bey den Eltern ein ſtarker Hang zur Wolluſt iſt, wenn ihre Ein- bildungskraft ſich zu ſtark mit unzüchtigen Bildern beſchæftigt, wenn ſie beſonders in ihrem geheimſten Umgange die Grenzen der Zucht und Schamhaftigkeit überſchreiten, ſo iſt wohl nichts anders zu erwarten, als daſs ſie eben dieſe unglückliche Stimmung den Kindern mittheilen. Zeigt doch die Erfah- rung, daſs Jachzorn, Feigheit u. dgl. auf Kinder forterbe. Hat man doch Exempel, daſs Mütter, die wæhrend der Schwanger- ſchaft ſtehlen, junge Diebe zur Welt brach- ten, wie vielmehr iſt die Fortpflanzung die- ſer Unart zu beſorgen, da ſie gerade bey dem Erzeugungsgeſchæfte am wirkſamſten iſt.
Dieſe angeerbte Unart findet ohne Zwei- fel reichliche Nahrung in der Milch, wenn dieſe aus einer Bruſt flieſst, unter welcher
ein
(H 4)
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0129"n="119"/><p>Von der langen Kette Urſachen, de-<lb/>
ren traurige Wirkung am Ende dieſes Uebel<lb/>
iſt, iſt das erſte Glied oft ſchon in der Erzeu-<lb/>
gung zu ſuchen. Wenn bey den Eltern ein<lb/>ſtarker Hang zur Wolluſt iſt, wenn ihre Ein-<lb/>
bildungskraft ſich zu ſtark mit unzüchtigen<lb/>
Bildern beſchæftigt, wenn ſie beſonders in<lb/>
ihrem geheimſten Umgange die Grenzen der<lb/>
Zucht und Schamhaftigkeit überſchreiten, ſo<lb/>
iſt wohl nichts anders zu erwarten, als daſs<lb/>ſie eben dieſe unglückliche Stimmung den<lb/>
Kindern mittheilen. Zeigt doch die Erfah-<lb/>
rung, daſs Jachzorn, Feigheit u. dgl. auf<lb/>
Kinder forterbe. Hat man doch Exempel,<lb/>
daſs Mütter, die wæhrend der Schwanger-<lb/>ſchaft ſtehlen, junge Diebe zur Welt brach-<lb/>
ten, wie vielmehr iſt die Fortpflanzung die-<lb/>ſer Unart zu beſorgen, da ſie gerade bey dem<lb/>
Erzeugungsgeſchæfte am wirkſamſten iſt.</p><lb/><p>Dieſe angeerbte Unart findet ohne Zwei-<lb/>
fel reichliche Nahrung in der Milch, wenn<lb/>
dieſe aus einer Bruſt flieſst, unter welcher<lb/><fwplace="bottom"type="sig">(H 4)</fw><fwplace="bottom"type="catch">ein</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[119/0129]
Von der langen Kette Urſachen, de-
ren traurige Wirkung am Ende dieſes Uebel
iſt, iſt das erſte Glied oft ſchon in der Erzeu-
gung zu ſuchen. Wenn bey den Eltern ein
ſtarker Hang zur Wolluſt iſt, wenn ihre Ein-
bildungskraft ſich zu ſtark mit unzüchtigen
Bildern beſchæftigt, wenn ſie beſonders in
ihrem geheimſten Umgange die Grenzen der
Zucht und Schamhaftigkeit überſchreiten, ſo
iſt wohl nichts anders zu erwarten, als daſs
ſie eben dieſe unglückliche Stimmung den
Kindern mittheilen. Zeigt doch die Erfah-
rung, daſs Jachzorn, Feigheit u. dgl. auf
Kinder forterbe. Hat man doch Exempel,
daſs Mütter, die wæhrend der Schwanger-
ſchaft ſtehlen, junge Diebe zur Welt brach-
ten, wie vielmehr iſt die Fortpflanzung die-
ſer Unart zu beſorgen, da ſie gerade bey dem
Erzeugungsgeſchæfte am wirkſamſten iſt.
Dieſe angeerbte Unart findet ohne Zwei-
fel reichliche Nahrung in der Milch, wenn
dieſe aus einer Bruſt flieſst, unter welcher
ein
(H 4)
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/129>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.