Sailer, Johann Michael: Über den Selbstmord. München, 1785.Dritter Abschnitt. Menschen in jedem Selbstmörder! Wiefühl' ich mich selbst in jeder Greuelthat! Wie zittere ich vor mir, wenn ich mich in die Lage des Selbstmörders hineindenke! Wie trift das: nihil humani a me alie- num, alle Saiten meiner Seele! Wer an dem Selbstmörder nicht den Menschen er- blicket, nicht erblicket in seiner wahren Ge- stalt, der findet ihn nirgends.
Allmacht
Dritter Abſchnitt. Menſchen in jedem Selbſtmoͤrder! Wiefuͤhl’ ich mich ſelbſt in jeder Greuelthat! Wie zittere ich vor mir, wenn ich mich in die Lage des Selbſtmoͤrders hineindenke! Wie trift das: nihil humani à me alie- num, alle Saiten meiner Seele! Wer an dem Selbſtmoͤrder nicht den Menſchen er- blicket, nicht erblicket in ſeiner wahren Ge- ſtalt, der findet ihn nirgends.
Allmacht
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0224" n="212"/><fw place="top" type="header">Dritter Abſchnitt.</fw><lb/> Menſchen in jedem Selbſtmoͤrder! Wie<lb/> fuͤhl’ ich mich ſelbſt in jeder Greuelthat!<lb/> Wie zittere ich vor mir, wenn ich mich in<lb/> die <hi rendition="#fr">Lage</hi> des Selbſtmoͤrders hineindenke!<lb/> Wie trift das: <hi rendition="#aq">nihil humani à me alie-<lb/> num,</hi> alle Saiten meiner Seele! Wer an<lb/> dem Selbſtmoͤrder nicht den Menſchen er-<lb/> blicket, nicht erblicket in ſeiner wahren Ge-<lb/> ſtalt, der findet ihn nirgends.</p><lb/> <table> <row> <cell>Ein Vernunſtgeſchoͤpf —</cell> <cell>und ſein Selbſt-<lb/> moͤrder!</cell> </row><lb/> <row> <cell>Das Ebenbild Gottes —</cell> <cell>und erwuͤrgt am<lb/> Stricke mit eig-<lb/> ner <hi rendition="#fr">Hand</hi>!</cell> </row><lb/> <row> <cell>Das edelſte Daſeyn —<lb/> unter der Sonne —</cell> <cell>und dieß edelſte<lb/> Daſeyn ſich ſelbſt<lb/> zur unertraͤgli-<lb/> chen Laſt!</cell> </row><lb/> <row> <cell>Die Krone der Schoͤp- —<lb/> fung —</cell> <cell>und dieſer Krone<lb/> die große, weite<lb/> Schoͤpfung zu<lb/> enge!</cell> </row><lb/> <row> <cell>Der Menſchenkoͤrper —<lb/> das Meiſterſtuͤck der</cell> <cell>und dieſes Mei-<lb/> ſterſtuͤck, zerſtoͤrt<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Allmacht</fw></cell> </row><lb/> </table> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [212/0224]
Dritter Abſchnitt.
Menſchen in jedem Selbſtmoͤrder! Wie
fuͤhl’ ich mich ſelbſt in jeder Greuelthat!
Wie zittere ich vor mir, wenn ich mich in
die Lage des Selbſtmoͤrders hineindenke!
Wie trift das: nihil humani à me alie-
num, alle Saiten meiner Seele! Wer an
dem Selbſtmoͤrder nicht den Menſchen er-
blicket, nicht erblicket in ſeiner wahren Ge-
ſtalt, der findet ihn nirgends.
Ein Vernunſtgeſchoͤpf — und ſein Selbſt-
moͤrder!
Das Ebenbild Gottes — und erwuͤrgt am
Stricke mit eig-
ner Hand!
Das edelſte Daſeyn —
unter der Sonne — und dieß edelſte
Daſeyn ſich ſelbſt
zur unertraͤgli-
chen Laſt!
Die Krone der Schoͤp- —
fung — und dieſer Krone
die große, weite
Schoͤpfung zu
enge!
Der Menſchenkoͤrper —
das Meiſterſtuͤck der und dieſes Mei-
ſterſtuͤck, zerſtoͤrt
Allmacht
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |