Unser Leben ist wie eine Dachtraufe: Tage, Stun- den tröpfeln so dahin -- bis es ausgetröp- felt hat. Was liegt daran, ob dieser oder der kommende Tropfen der letzte sey.
Er hält dieses Leben auch für eine Dachtraufe, glaubt aber zugleich, daß jeder Trop- fen den Werth eines wohl- thätigen Stromes bekommen kann, wenn er ihn nur mit Weisheit und Liebe zum Be- sten seines Bruders benutzen will. Bey ihm hat die Stunde auch sechzig Minu- ten, aber jede Minute -- den Werth der Ewigkeit.
Früher oder später sterben -- das gehört nicht zur Sa- che: gut oder nicht gut ster-
Früher oder später sterben, gehört freylich nicht zur Sa- che: aber Ursache des frühen Todes seyn -- das gehört schon zur Sache.
Citius mori, vel tardius, ad rem non perti- net: bene mori, aut male, ad rem pertinet. -- Bene autem mori, est effugere male vivendi periculo. -- Si altera mors cum tormento,
Gut
altera
Dritter Abſchnitt.
Seneka.
Der chriſtliche Weiſe.
Unſer Leben iſt wie eine Dachtraufe: Tage, Stun- den troͤpfeln ſo dahin — bis es ausgetroͤp- felt hat. Was liegt daran, ob dieſer oder der kommende Tropfen der letzte ſey.
Er haͤlt dieſes Leben auch fuͤr eine Dachtraufe, glaubt aber zugleich, daß jeder Trop- fen den Werth eines wohl- thaͤtigen Stromes bekommen kann, wenn er ihn nur mit Weisheit und Liebe zum Be- ſten ſeines Bruders benutzen will. Bey ihm hat die Stunde auch ſechzig Minu- ten, aber jede Minute — den Werth der Ewigkeit.
Fruͤher oder ſpaͤter ſterben — das gehoͤrt nicht zur Sa- che: gut oder nicht gut ſter-
Fruͤher oder ſpaͤter ſterben, gehoͤrt freylich nicht zur Sa- che: aber Urſache des fruͤhen Todes ſeyn — das gehoͤrt ſchon zur Sache.
Citius mori, vel tardius, ad rem non perti- net: bene mori, aut male, ad rem pertinet. — Bene autem mori, eſt effugere male vivendi periculo. — Si altera mors cum tormento,
Gut
altera
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Dritter Abſchnitt.
Seneka. Der chriſtliche Weiſe.
Unſer Leben
iſt wie eine
Dachtraufe:
Tage, Stun-
den troͤpfeln ſo
dahin — bis
es ausgetroͤp-
felt hat. Was
liegt daran, ob
dieſer oder der
kommende
Tropfen der
letzte ſey. Er haͤlt dieſes Leben auch
fuͤr eine Dachtraufe, glaubt
aber zugleich, daß jeder Trop-
fen den Werth eines wohl-
thaͤtigen Stromes bekommen
kann, wenn er ihn nur mit
Weisheit und Liebe zum Be-
ſten ſeines Bruders benutzen
will. Bey ihm hat die
Stunde auch ſechzig Minu-
ten, aber jede Minute — den
Werth der Ewigkeit.
Fruͤher oder
ſpaͤter ſterben
— das gehoͤrt
nicht zur Sa-
che: gut oder
nicht gut ſter- Fruͤher oder ſpaͤter ſterben,
gehoͤrt freylich nicht zur Sa-
che: aber Urſache des fruͤhen
Todes ſeyn — das gehoͤrt
ſchon zur Sache.
Gut
Citius mori, vel tardius, ad rem non perti-
net: bene mori, aut male, ad rem pertinet. —
Bene autem mori, eſt effugere male vivendi
periculo. — Si altera mors cum tormento,
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Sailer, Johann Michael: Über den Selbstmord. München, 1785, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sailer_selbstmord_1785/196>, abgerufen am 16.07.2024.
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