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Sailer, Johann Michael: Kurzgefaßte Erinnerungen an junge Prediger. München, 1791.

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denken und keine menschliche Kraft wegheben kann,
an Einen Fürsprecher, der gerecht ist und gerecht ma-
chet (I. Joh. II. 1. 2.), an einen Hohepriester, der selig
ist, mitleiden kann mit unsern Schwachheiten, und
selbst in allem, doch ohne Sünde, versucht worden
(Ebr. IV. 15.); an einen Freund, der uns nicht waise
lassen kann, und dem Vertrauen mit Trost und Hülfe
antwortet, wie es die ganze Apostelgeschichte bewei-
set; an einen Schutzherrn der Wahrheit und Tugend,
der alle Dinge trägt mit seinem kräftigen Worte (Hebr.
I. 3.), und erhöhet über alle andere Höhen (Phil. II. 9.),
alle Gewalt im Himmel und auf Erde in seiner Hand
hat und bis an das Ende der Welt bey den Seinen ist
(Matth. XXVIII. 18-20.). Da nun keine Menschen-
satzung
, es sey die beste oder die schlechteste, alt oder
neu, diesen Gnadenstuhl (Hebr. IV. 16.) umstossen kann,
aus dem natürlichen Grunde, weil sie ihn nicht errich-
tet hat und nicht errichten konnte; da keine Meynung
oder Sekte, es sey die weiseste oder sinnloseste, sie
hülle sich in einen philosophischen oder theologischen
oder politischen Mantel, diesen festen Anker unserer
Hoffnung zertrümmern kann: so können alle, die zu
diesem Gnadenstuhle wirklich freyen Zutritt haben, und
an diesem Anker wirklich festhalten, ihretwegen -- un-
bekümmert seyn; für ihre Kinder und Kindeskinder
aber, und für alle Unmündige, die noch nicht zwi-
schen Korn und Spreu unterscheiden können, oder die
sich von der Thorheit schon haben bethören lassen,
müssen sie allerdings bekümmert seyn, und jeden, der
sich noch führen lässt, der Weisheit in die Arme zu

bringen

denken und keine menſchliche Kraft wegheben kann,
an Einen Fürſprecher, der gerecht iſt und gerecht ma-
chet (I. Joh. II. 1. 2.), an einen Hoheprieſter, der ſelig
iſt, mitleiden kann mit unſern Schwachheiten, und
ſelbſt in allem, doch ohne Sünde, verſucht worden
(Ebr. IV. 15.); an einen Freund, der uns nicht waiſe
laſſen kann, und dem Vertrauen mit Troſt und Hülfe
antwortet, wie es die ganze Apoſtelgeſchichte bewei-
ſet; an einen Schutzherrn der Wahrheit und Tugend,
der alle Dinge trägt mit ſeinem kräftigen Worte (Hebr.
I. 3.), und erhöhet über alle andere Höhen (Phil. II. 9.),
alle Gewalt im Himmel und auf Erde in ſeiner Hand
hat und bis an das Ende der Welt bey den Seinen iſt
(Matth. XXVIII. 18-20.). Da nun keine Menſchen-
ſatzung
, es ſey die beſte oder die ſchlechteſte, alt oder
neu, dieſen Gnadenſtuhl (Hebr. IV. 16.) umſtoſſen kann,
aus dem natürlichen Grunde, weil ſie ihn nicht errich-
tet hat und nicht errichten konnte; da keine Meynung
oder Sekte, es ſey die weiſeſte oder ſinnloſeſte, ſie
hülle ſich in einen philoſophiſchen oder theologiſchen
oder politiſchen Mantel, dieſen feſten Anker unſerer
Hoffnung zertrümmern kann: ſo können alle, die zu
dieſem Gnadenſtuhle wirklich freyen Zutritt haben, und
an dieſem Anker wirklich feſthalten, ihretwegen — un-
bekümmert ſeyn; für ihre Kinder und Kindeskinder
aber, und für alle Unmündige, die noch nicht zwi-
ſchen Korn und Spreu unterſcheiden können, oder die
ſich von der Thorheit ſchon haben bethören laſſen,
müſſen ſie allerdings bekümmert ſeyn, und jeden, der
ſich noch führen läſst, der Weisheit in die Arme zu

bringen
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[76/0090] denken und keine menſchliche Kraft wegheben kann, an Einen Fürſprecher, der gerecht iſt und gerecht ma- chet (I. Joh. II. 1. 2.), an einen Hoheprieſter, der ſelig iſt, mitleiden kann mit unſern Schwachheiten, und ſelbſt in allem, doch ohne Sünde, verſucht worden (Ebr. IV. 15.); an einen Freund, der uns nicht waiſe laſſen kann, und dem Vertrauen mit Troſt und Hülfe antwortet, wie es die ganze Apoſtelgeſchichte bewei- ſet; an einen Schutzherrn der Wahrheit und Tugend, der alle Dinge trägt mit ſeinem kräftigen Worte (Hebr. I. 3.), und erhöhet über alle andere Höhen (Phil. II. 9.), alle Gewalt im Himmel und auf Erde in ſeiner Hand hat und bis an das Ende der Welt bey den Seinen iſt (Matth. XXVIII. 18-20.). Da nun keine Menſchen- ſatzung, es ſey die beſte oder die ſchlechteſte, alt oder neu, dieſen Gnadenſtuhl (Hebr. IV. 16.) umſtoſſen kann, aus dem natürlichen Grunde, weil ſie ihn nicht errich- tet hat und nicht errichten konnte; da keine Meynung oder Sekte, es ſey die weiſeſte oder ſinnloſeſte, ſie hülle ſich in einen philoſophiſchen oder theologiſchen oder politiſchen Mantel, dieſen feſten Anker unſerer Hoffnung zertrümmern kann: ſo können alle, die zu dieſem Gnadenſtuhle wirklich freyen Zutritt haben, und an dieſem Anker wirklich feſthalten, ihretwegen — un- bekümmert ſeyn; für ihre Kinder und Kindeskinder aber, und für alle Unmündige, die noch nicht zwi- ſchen Korn und Spreu unterſcheiden können, oder die ſich von der Thorheit ſchon haben bethören laſſen, müſſen ſie allerdings bekümmert ſeyn, und jeden, der ſich noch führen läſst, der Weisheit in die Arme zu bringen

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Zitationshilfe: Sailer, Johann Michael: Kurzgefaßte Erinnerungen an junge Prediger. München, 1791, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sailer_prediger_1791/90>, abgerufen am 22.11.2024.