Sailer, Johann Michael: Kurzgefaßte Erinnerungen an junge Prediger. München, 1791.muss man Verzicht thun, etwas Grosses zu sagen. Edler Mann! du wolltest reine Menschen Zweyter (*) Seine Grundsätze von dem Wohlseyn der Staaten waren
so rein, als wie die, welche er als Prediger in seinen Vor- trägen, und als Mensch in seinem Leben, befolgt hat. muſs man Verzicht thun, etwas Groſſes zu ſagen. Edler Mann! du wollteſt reine Menſchen Zweyter (*) Seine Grundſätze von dem Wohlſeyn der Staaten waren
ſo rein, als wie die, welche er als Prediger in ſeinen Vor- trägen, und als Menſch in ſeinem Leben, befolgt hat. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0064" n="50"/> muſs man Verzicht thun, <hi rendition="#i">etwas Groſſes zu ſagen</hi>.<lb/> Man iſt immer in ſich eingeſchloſſen, und dieſe Sphä-<lb/> re iſt zu begränzt, als daſs man einen kühnen, ed-<lb/> len Flug wagen könnte — — —</p><lb/> <p>Edler Mann! du wollteſt <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">reine Menſchen</hi></hi><lb/> bilden, um <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">gute Prediger</hi></hi> zu ſchaffen, weil du<lb/> ſelbſt nur dadurch ein guter Prediger geworden biſt,<lb/> daſs du zuerſt ein reiner Menſch zu werden ſtreb-<lb/> teſt. Sanft war dein Leben, und mild dein Sterben,<lb/> und noch haſt du viele Freunde auf Erde! Hätten<lb/> die Menſchen deinem Rathe <note place="foot" n="(*)">Seine Grundſätze von dem Wohlſeyn der Staaten waren<lb/> ſo rein, als wie die, welche er als Prediger in ſeinen Vor-<lb/> trägen, und als Menſch in ſeinem Leben, befolgt hat.</note> und deinem Bey-<lb/> ſpiele gefolgt: es würde itzt mehr Ruhe in deinem<lb/> Vaterlande ſeyn. <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Wir</hi></hi> wollen ihm folgen, um gute<lb/> Menſchen und gute Verkünder des Guten zu wer-<lb/> den. — Und du, edler Mann, verſchmäh dieſe Blume<lb/> nicht, die ich auf dein Grab lege!</p> </div> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#i">Zweyter</hi> </fw><lb/> </body> </text> </TEI> [50/0064]
muſs man Verzicht thun, etwas Groſſes zu ſagen.
Man iſt immer in ſich eingeſchloſſen, und dieſe Sphä-
re iſt zu begränzt, als daſs man einen kühnen, ed-
len Flug wagen könnte — — —
Edler Mann! du wollteſt reine Menſchen
bilden, um gute Prediger zu ſchaffen, weil du
ſelbſt nur dadurch ein guter Prediger geworden biſt,
daſs du zuerſt ein reiner Menſch zu werden ſtreb-
teſt. Sanft war dein Leben, und mild dein Sterben,
und noch haſt du viele Freunde auf Erde! Hätten
die Menſchen deinem Rathe (*) und deinem Bey-
ſpiele gefolgt: es würde itzt mehr Ruhe in deinem
Vaterlande ſeyn. Wir wollen ihm folgen, um gute
Menſchen und gute Verkünder des Guten zu wer-
den. — Und du, edler Mann, verſchmäh dieſe Blume
nicht, die ich auf dein Grab lege!
Zweyter
(*) Seine Grundſätze von dem Wohlſeyn der Staaten waren
ſo rein, als wie die, welche er als Prediger in ſeinen Vor-
trägen, und als Menſch in ſeinem Leben, befolgt hat.
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