Sailer, Johann Michael: Kurzgefaßte Erinnerungen an junge Prediger. München, 1791.unser. Aber, was die Seele unsrer Seele geworden Ganz unser kann die Wahrheit nicht werden, Ohne Liebe zur Wahrheit kann sie b. nie unsre Ohne gebietende Liebe zu ihr erhält sie c. kei- der B 3
unſer. Aber, was die Seele unſrer Seele geworden Ganz unſer kann die Wahrheit nicht werden, Ohne Liebe zur Wahrheit kann ſie b. nie unſre Ohne gebietende Liebe zu ihr erhält ſie c. kei- der B 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0035" n="21"/> unſer. Aber, was die Seele unſrer Seele geworden<lb/> iſt, d. h. unſre Seele belebt, wie dieſe den Leib: <hi rendition="#i">das<lb/><hi rendition="#g">iſt ganz unſer</hi></hi>.</p><lb/> <p><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Ganz unſer</hi></hi> kann die Wahrheit nicht werden,<lb/> wenn wir 1) ſie nicht <hi rendition="#i">von ganzem Herzen lieben</hi>.<lb/> Denn <hi rendition="#i">a.</hi> ohne Liebe zu ihr ſuchen wir ſie nicht mit<lb/> der <hi rendition="#i">ausharrenden Eiferſucht eines Freundes</hi>, und nur<lb/> dieſer Eifer im Suchen findet ſie am ſicherſten. Ohne<lb/> Liebe wird kein treibender Hunger nach ihr, und ohne<lb/> Hunger keine Seligkeit der Sättigung (Matth. V. 6.).<lb/> Selbſt die <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Meditation</hi></hi>, dieſe ſchöne Handlung unſ-<lb/> rer Vernunft, kann ohne Wahrheitsliebe gar leicht ein<lb/> ſchicklicheres Mittel werden, uns die Wahrheit noch<lb/> mehr zu verhüllen, als ſie zu enthüllen. So oft das<lb/> Licht in uns nicht mehr nach ſeinem Beruf gebraucht<lb/> wird, um das Finſtere aufzuhellen, ſondern gegen ſei-<lb/> nen Beruf, dem finſtern Willen dienen muſs, um deſſen<lb/> Lüſte befriedigen zu helfen: ſo oft wird die Summe<lb/> der Finſterniſſe und Irwiſche durch die Meditation in<lb/> uns vergröſſert.</p><lb/> <p>Ohne Liebe zur Wahrheit kann ſie <hi rendition="#i">b.</hi> nie unſre<lb/> Vertraute werden. Denn wir verſtehen ihre Stimme<lb/> nicht. Den Freund verſteht der Freund, die Wahrheit<lb/> ihr Vertrauter. Wer aus der Wahrheit iſt, verſteht<lb/> meine Stimme. (Joh. XVIII. 37.)</p><lb/> <p>Ohne gebietende Liebe zu ihr erhält ſie <hi rendition="#i">c.</hi> kei-<lb/> nen feſten Ruhepunkt in uns: Eigenliebe, Sinnenluſt,<lb/> Ehrgeiz u. ſ. f. nehmen die ganze Seele ein, und laſſen<lb/> <fw place="bottom" type="sig">B 3</fw><fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [21/0035]
unſer. Aber, was die Seele unſrer Seele geworden
iſt, d. h. unſre Seele belebt, wie dieſe den Leib: das
iſt ganz unſer.
Ganz unſer kann die Wahrheit nicht werden,
wenn wir 1) ſie nicht von ganzem Herzen lieben.
Denn a. ohne Liebe zu ihr ſuchen wir ſie nicht mit
der ausharrenden Eiferſucht eines Freundes, und nur
dieſer Eifer im Suchen findet ſie am ſicherſten. Ohne
Liebe wird kein treibender Hunger nach ihr, und ohne
Hunger keine Seligkeit der Sättigung (Matth. V. 6.).
Selbſt die Meditation, dieſe ſchöne Handlung unſ-
rer Vernunft, kann ohne Wahrheitsliebe gar leicht ein
ſchicklicheres Mittel werden, uns die Wahrheit noch
mehr zu verhüllen, als ſie zu enthüllen. So oft das
Licht in uns nicht mehr nach ſeinem Beruf gebraucht
wird, um das Finſtere aufzuhellen, ſondern gegen ſei-
nen Beruf, dem finſtern Willen dienen muſs, um deſſen
Lüſte befriedigen zu helfen: ſo oft wird die Summe
der Finſterniſſe und Irwiſche durch die Meditation in
uns vergröſſert.
Ohne Liebe zur Wahrheit kann ſie b. nie unſre
Vertraute werden. Denn wir verſtehen ihre Stimme
nicht. Den Freund verſteht der Freund, die Wahrheit
ihr Vertrauter. Wer aus der Wahrheit iſt, verſteht
meine Stimme. (Joh. XVIII. 37.)
Ohne gebietende Liebe zu ihr erhält ſie c. kei-
nen feſten Ruhepunkt in uns: Eigenliebe, Sinnenluſt,
Ehrgeiz u. ſ. f. nehmen die ganze Seele ein, und laſſen
der
B 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |