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Sailer, Johann Michael: Kurzgefaßte Erinnerungen an junge Prediger. München, 1791.

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Die Grundsätze der christlichen Sittenlehre sind
recht geschickt, Ordnung und Ruhe in Familien zu
sichern.

Da sie den Ehestand auf seine ursprüngliche Ein-
setzung zurückführt (Matth. XIX. 1-12.), d. h. dem
Manne nur Ein Weib, und dem Weibe nur Einen
Mann zugiebt, und diesen Bund der Treue zwischen
zwey, eigentlich nur von dem Tode will gelöset wis-
sen, wie es schon der Begriff einer wahren Freund-
schaft fodert; da sie überdiess das Weib verpflichtet,
dem Manne, wie Christus, gehorsam zu seyn, und
den Mann, sein Weib mit jener zärtlichen Treue zu
lieben, mit welcher Christus seine Kirche geliebt hat
(Ephes. V. 22. Col. III. 18. 19.); da sie den Aeltern
gebeut, ihre Kinder in aller Milde dem Herrn zu er-
ziehen, und den Kindern, ihren Aeltern als dem Herrn
gehorsam zu seyn; da sie von den Knechten und Haus-
genossen einen Gehorsam fodert, der stets auf Christus
sieht, und wie vor seinem Auge arbeitet, und in Erfül-
lung der Menschengebote den Willen Gottes thut, und
den Herrschaften eine Menschlichkeit nahe legt, die sie
nie vergessen lässt, dass sie auch einen Herrn im Himmel
haben, bey dem kein Ansehen der Person gelte (Ephes.
VI. 1-10. Coll. III. 20-25. IV. 1.); da sie nur eine
Umänderung der Herzen, eine Neugeburt der Gesin-
nungen betreibt, und keine Aenderung der äussern Be-
rufsarten begünstiget, noch weniger gebeut, sondern
vielmehr jeden an seinen Beruf fester knüpft und nur
Treue fodert (I. Cor. VII. 17-21.); da sie jeden, der
arbeiten kann, zur Arbeit anhält, und den, der nicht

mehr

Die Grundſätze der chriſtlichen Sittenlehre ſind
recht geſchickt, Ordnung und Ruhe in Familien zu
ſichern.

Da ſie den Eheſtand auf ſeine urſprüngliche Ein-
ſetzung zurückführt (Matth. XIX. 1-12.), d. h. dem
Manne nur Ein Weib, und dem Weibe nur Einen
Mann zugiebt, und dieſen Bund der Treue zwiſchen
zwey, eigentlich nur von dem Tode will gelöſet wiſ-
ſen, wie es ſchon der Begriff einer wahren Freund-
ſchaft fodert; da ſie überdieſs das Weib verpflichtet,
dem Manne, wie Chriſtus, gehorſam zu ſeyn, und
den Mann, ſein Weib mit jener zärtlichen Treue zu
lieben, mit welcher Chriſtus ſeine Kirche geliebt hat
(Epheſ. V. 22. Col. III. 18. 19.); da ſie den Aeltern
gebeut, ihre Kinder in aller Milde dem Herrn zu er-
ziehen, und den Kindern, ihren Aeltern als dem Herrn
gehorſam zu ſeyn; da ſie von den Knechten und Haus-
genoſſen einen Gehorſam fodert, der ſtets auf Chriſtus
ſieht, und wie vor ſeinem Auge arbeitet, und in Erfül-
lung der Menſchengebote den Willen Gottes thut, und
den Herrſchaften eine Menſchlichkeit nahe legt, die ſie
nie vergeſſen läſst, daſs ſie auch einen Herrn im Himmel
haben, bey dem kein Anſehen der Perſon gelte (Epheſ.
VI. 1-10. Coll. III. 20-25. IV. 1.); da ſie nur eine
Umänderung der Herzen, eine Neugeburt der Geſin-
nungen betreibt, und keine Aenderung der äuſſern Be-
rufsarten begünſtiget, noch weniger gebeut, ſondern
vielmehr jeden an ſeinen Beruf feſter knüpft und nur
Treue fodert (I. Cor. VII. 17-21.); da ſie jeden, der
arbeiten kann, zur Arbeit anhält, und den, der nicht

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[94/0108] Die Grundſätze der chriſtlichen Sittenlehre ſind recht geſchickt, Ordnung und Ruhe in Familien zu ſichern. Da ſie den Eheſtand auf ſeine urſprüngliche Ein- ſetzung zurückführt (Matth. XIX. 1-12.), d. h. dem Manne nur Ein Weib, und dem Weibe nur Einen Mann zugiebt, und dieſen Bund der Treue zwiſchen zwey, eigentlich nur von dem Tode will gelöſet wiſ- ſen, wie es ſchon der Begriff einer wahren Freund- ſchaft fodert; da ſie überdieſs das Weib verpflichtet, dem Manne, wie Chriſtus, gehorſam zu ſeyn, und den Mann, ſein Weib mit jener zärtlichen Treue zu lieben, mit welcher Chriſtus ſeine Kirche geliebt hat (Epheſ. V. 22. Col. III. 18. 19.); da ſie den Aeltern gebeut, ihre Kinder in aller Milde dem Herrn zu er- ziehen, und den Kindern, ihren Aeltern als dem Herrn gehorſam zu ſeyn; da ſie von den Knechten und Haus- genoſſen einen Gehorſam fodert, der ſtets auf Chriſtus ſieht, und wie vor ſeinem Auge arbeitet, und in Erfül- lung der Menſchengebote den Willen Gottes thut, und den Herrſchaften eine Menſchlichkeit nahe legt, die ſie nie vergeſſen läſst, daſs ſie auch einen Herrn im Himmel haben, bey dem kein Anſehen der Perſon gelte (Epheſ. VI. 1-10. Coll. III. 20-25. IV. 1.); da ſie nur eine Umänderung der Herzen, eine Neugeburt der Geſin- nungen betreibt, und keine Aenderung der äuſſern Be- rufsarten begünſtiget, noch weniger gebeut, ſondern vielmehr jeden an ſeinen Beruf feſter knüpft und nur Treue fodert (I. Cor. VII. 17-21.); da ſie jeden, der arbeiten kann, zur Arbeit anhält, und den, der nicht mehr

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Zitationshilfe: Sailer, Johann Michael: Kurzgefaßte Erinnerungen an junge Prediger. München, 1791, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sailer_prediger_1791/108>, abgerufen am 24.11.2024.