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Vers 59Daß die köngin war schwanger worn Übertragung: "dass sie" Vers 60Von dem meerwundr, und hat geborn Übertragung: "von dem Meerwunder schwanger geworden war. Und sie gebar" Vers 61Nach der zeit ein ungschaffen sun, Übertragung: "nach der Zeit (der Schwangerschaft) einen missgestalteten Sohn," Vers 62Rauch und schwartz, gleich seim vatter nun. Übertragung: "haarig und schwarz, der nun seinem Vater glich." Vers 63Deß iederman groß wunder hatt Übertragung: "Darüber wunderte sich jedermann sehr" Vers 64Und hielt es für ein wunderthat. Übertragung: "und hielt es für eine Wundertat." Vers 65Dises kind aufferzogen wur, Übertragung: "Dieses Kind wurde groß gezogen;" Vers 66Das war gantz dückischer natur. Übertragung: "es war von ganz tückischem Wesen:" Vers 67In seiner jugend junger jar Übertragung: "In seiner Jugend, in jungen Jahren" Vers 68Es vil kinder bescheding war. Übertragung: "verletzte es viele Kinder." Vers 69Mit sein fingern ir augn außstach, Übertragung: "Mit seinen Fingern stach es ihre Augen aus," Vers 70Sie stürtzt, ihn arm und beyn abbrach. Übertragung: "warf sie zu Boden, riss ihnen Arme und Beine aus." Vers 71Als er kam in das zwölffte jar, Übertragung: "Als er ins zwölfte Lebensjahr kam," Vers 72Er gar wüst und tyrannisch war Übertragung: "war er sehr wüst und tyrannisch" Vers 73Und bracht umb vil der edlen knaben, Übertragung: "und brachte viele adlige Knaben um," Vers 74Wo die mit im geschertzet haben. Übertragung: "wenn diese mit ihm spielten." Vers 75Das hofgsind hett an im ein grawen, Übertragung: "Der Hofgesellschaft graute es vor ihm," Vers 76Er schwecht auch frawen und junckfrauwen. Übertragung: "er missbrauchte auch Damen und Jungfrauen." Vers 77Zuletzt ward er gar ungestümb, Übertragung: "Schließlich wurde er (so) überaus anmaßend," Vers 78Daß er bracht etlich männer umb, Übertragung: "dass er etliche Männer umbrachte," Vers 79Wer ihm solch böse stück ward wehrn, Übertragung: "die ihn an seinen bösen Taten hinderten" Vers 80Ihn ziehen wolt zu fürstling ehrn. Übertragung: "und ihn zu fürstlichen Ehren erziehen wollten." Vers 81Als in der köng einsmals selbst strafft Übertragung: "Als ihn der König einmal persönlich " Vers 82Mit worten, wurd er so boßhafft, Übertragung: "mit Worten tadelte, wurde er so boshaft," Vers 83Daß er den köng mit trutz loff an, Übertragung: "dass er den König voller Feindseligkeit" Vers 84Mit zogner wehr, und ihn wolt han Übertragung: "mit gezogener Waffe angriff, und ihn" Vers 85Erstochen auff deß königs saal. Übertragung: "in der Halle des Königs erstechen wollte." Vers 86Der allein war und hett dißmal Übertragung: "Dieser war ohne Gefolge und hatte bei dieser Gelegenheit" Vers 87Sein rechten son, welcher bald zug Übertragung: "seinen rechtmäßigen Sohn (bei sich), der sofort" Vers 88Von ledr und auff das monstrum schlug Übertragung: "das Schwert zog und auf das Monstrum einschlug" Vers 89Und dem könig da halff zu stund. Übertragung: "und dem König dort augenblicklich half." Vers 90Doch wurdens all beyd von im wund. Übertragung: "Jedoch wurden sie alle beide von ihm (dem Bastard) verwundet." Vers 91Doch hawtens im auch wunden groß. Übertragung: "Dennoch schlugen sie ihm ebenfalls große Wunden." Vers 92Die köngin kam und selber schoß Übertragung: "Die Königin kam und schoss höchstpersönlich" Vers 93Mit dem handbogen manchen stral, Übertragung: "mit dem Handbogen viele Pfeile," Vers 94Biß sie doch erlegten zumal Übertragung: "bis sie schließlich zusammen" Vers 95Dises ungefüge monstrum. Übertragung: "dieses grässliche Monstrum erlegten." Vers 96Nachdem der alte könig frum Übertragung: "Danach sprach der treffliche alte König" Vers 97Die köngin war anreden thun: Übertragung: "die Königin an:" Vers 98"Diser ist nicht gwest mein sun.", Übertragung: ",Dieser ist nicht mein Sohn gewesen.'," Vers 99Weyl er nicht gwest wer seinr natur. Übertragung: "da er nicht seinem (des Königs) Wesen entsprochen habe."
Vers 59Daß die köngin war schwanger worn Übertragung: „dass sie“ Vers 60Von dem meerwundr, und hat geborn Übertragung: „von dem Meerwunder schwanger geworden war. Und sie gebar“ Vers 61Nach der zeit ein ungschaffen sun, Übertragung: „nach der Zeit (der Schwangerschaft) einen missgestalteten Sohn,“ Vers 62Rauch und schwartz, gleich seim vatter nun. Übertragung: „haarig und schwarz, der nun seinem Vater glich.“ Vers 63Deß iederman groß wunder hatt Übertragung: „Darüber wunderte sich jedermann sehr“ Vers 64Und hielt es für ein wunderthat. Übertragung: „und hielt es für eine Wundertat.“ Vers 65Dises kind aufferzogen wur, Übertragung: „Dieses Kind wurde groß gezogen;“ Vers 66Das war gantz dückischer natur. Übertragung: „es war von ganz tückischem Wesen:“ Vers 67In seiner jugend junger jar Übertragung: „In seiner Jugend, in jungen Jahren“ Vers 68Es vil kinder bescheding war. Übertragung: „verletzte es viele Kinder.“ Vers 69Mit sein fingern ir augn außstach, Übertragung: „Mit seinen Fingern stach es ihre Augen aus,“ Vers 70Sie stürtzt, ihn arm und beyn abbrach. Übertragung: „warf sie zu Boden, riss ihnen Arme und Beine aus.“ Vers 71Als er kam in das zwölffte jar, Übertragung: „Als er ins zwölfte Lebensjahr kam,“ Vers 72Er gar wüst und tyrannisch war Übertragung: „war er sehr wüst und tyrannisch“ Vers 73Und bracht umb vil der edlen knaben, Übertragung: „und brachte viele adlige Knaben um,“ Vers 74Wo die mit im geschertzet haben. Übertragung: „wenn diese mit ihm spielten.“ Vers 75Das hofgsind hett an im ein grawen, Übertragung: „Der Hofgesellschaft graute es vor ihm,“ Vers 76Er schwecht auch frawen und junckfrauwen. Übertragung: „er missbrauchte auch Damen und Jungfrauen.“ Vers 77Zuletzt ward er gar ungestümb, Übertragung: „Schließlich wurde er (so) überaus anmaßend,“ Vers 78Daß er bracht etlich männer umb, Übertragung: „dass er etliche Männer umbrachte,“ Vers 79Wer ihm solch böse stück ward wehrn, Übertragung: „die ihn an seinen bösen Taten hinderten“ Vers 80Ihn ziehen wolt zu fürstling ehrn. Übertragung: „und ihn zu fürstlichen Ehren erziehen wollten.“ Vers 81Als in der köng einsmals selbst strafft Übertragung: „Als ihn der König einmal persönlich “ Vers 82Mit worten, wurd er so boßhafft, Übertragung: „mit Worten tadelte, wurde er so boshaft,“ Vers 83Daß er den köng mit trutz loff an, Übertragung: „dass er den König voller Feindseligkeit“ Vers 84Mit zogner wehr, und ihn wolt han Übertragung: „mit gezogener Waffe angriff, und ihn“ Vers 85Erstochen auff deß königs saal. Übertragung: „in der Halle des Königs erstechen wollte.“ Vers 86Der allein war und hett dißmal Übertragung: „Dieser war ohne Gefolge und hatte bei dieser Gelegenheit“ Vers 87Sein rechten son, welcher bald zug Übertragung: „seinen rechtmäßigen Sohn (bei sich), der sofort“ Vers 88Von ledr und auff das monstrum schlug Übertragung: „das Schwert zog und auf das Monstrum einschlug“ Vers 89Und dem könig da halff zu stund. Übertragung: „und dem König dort augenblicklich half.“ Vers 90Doch wurdens all beyd von im wund. Übertragung: „Jedoch wurden sie alle beide von ihm (dem Bastard) verwundet.“ Vers 91Doch hawtens im auch wunden groß. Übertragung: „Dennoch schlugen sie ihm ebenfalls große Wunden.“ Vers 92Die köngin kam und selber schoß Übertragung: „Die Königin kam und schoss höchstpersönlich“ Vers 93Mit dem handbogen manchen stral, Übertragung: „mit dem Handbogen viele Pfeile,“ Vers 94Biß sie doch erlegten zumal Übertragung: „bis sie schließlich zusammen“ Vers 95Dises ungefüge monstrum. Übertragung: „dieses grässliche Monstrum erlegten.“ Vers 96Nachdem der alte könig frum Übertragung: „Danach sprach der treffliche alte König“ Vers 97Die köngin war anreden thun: Übertragung: „die Königin an:“ Vers 98„Diser ist nicht gwest mein sun.“, Übertragung: „‚Dieser ist nicht mein Sohn gewesen.‘,“ Vers 99Weyl er nicht gwest wer seinr natur. Übertragung: „da er nicht seinem (des Königs) Wesen entsprochen habe.“
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[59d/0003]
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Nach der zeit ein ungschaffen sun,
Rauch und schwartz, gleich seim vatter nun.
Deß iederman groß wunder hatt
Und hielt es für ein wunderthat.
Dises kind aufferzogen wur,
Das war gantz dückischer natur.
In seiner jugend junger jar
Es vil kinder bescheding war.
Mit sein fingern ir augn außstach,
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Als er kam in das zwölffte jar,
Er gar wüst und tyrannisch war
Und bracht umb vil der edlen knaben,
Wo die mit im geschertzet haben.
Das hofgsind hett an im ein grawen,
Er schwecht auch frawen und junckfrauwen.
Zuletzt ward er gar ungestümb,
Daß er bracht etlich männer umb,
Wer ihm solch böse stück ward wehrn,
Ihn ziehen wolt zu fürstling ehrn.
Als in der köng einsmals selbst strafft
Mit worten, wurd er so boßhafft,
Daß er den köng mit trutz loff an,
Mit zogner wehr, und ihn wolt han
Erstochen auff deß königs saal.
Der allein war und hett dißmal
Sein rechten son, welcher bald zug
Von ledr und auff das monstrum schlug
Und dem könig da halff zu stund.
Doch wurdens all beyd von im wund.
Doch hawtens im auch wunden groß.
Die köngin kam und selber schoß
Mit dem handbogen manchen stral,
Biß sie doch erlegten zumal
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Nachdem der alte könig frum
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„Diser ist nicht gwest mein sun.“,
Weyl er nicht gwest wer seinr natur.
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Der Sangspruchband SG 15 des Stadtarchivs Zwickau, der auf Blatt 104ff. das Gedicht „Königin Deudalinda mit dem Meerwunder“ enthält, ist seit mindestens 1853 verschollen. Der Text ist daher nur noch durch eine Edition von Keller/Goetze aus dem Jahr 1886 erschließbar. Ein kritischer Apparat ist dem Text nicht beigegeben, so dass Aussagen über eventuelle Eingriffe der Herausgeber in den ursprünglichen Wortlaut der Handschrift nicht möglich sind.
Der editorische Handlungsspielraum der vorliegenden Neuedition ist durch die Überlieferungssituation stark eingeschränkt. Es werden folgende Eingriffe vorgenommen: Korrektur grammatischer Fehler, moderne Interpunktion, Zusammenziehen halbgetrennter Wörter wie „zu-letzt“. Andere Gepflogenheiten wie Groß- und Kleinschreibung und u/v-Ausgleich entsprechen bei Keller/Goetze modernen Standards und mussten deshalb nicht verändert werden.
- Druckfehler: dokumentiert;
- Geminations-/Abkürzungsstriche: nur expandiert;
- i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert;
- langes s (ſ): als s transkribiert;
- Normalisierungen: keine;
- Seitenumbrüche markiert: ja;
- u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert;
- Vollständigkeit: vollständig erfasst;
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