Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.Die künstlichen Systeme und die Nomenclatur undankbar aufnehmen, gleichzeitig aber jeden kleinen Fehler, densich der Schöpfer einer großen Idee zu Schulden kommen läßt, mit widerwärtiger Schadenfreude hervorheben, so hat auch Mo- rison kein Wort der Anerkennung für die im Pinax vorliegende große Leistung; eine Anerkennung, die um so nöthiger gewesen wäre, als er eben darauf ausging, die zahlreichen Fehler bezüglich der Verwandtschaftsverhältnisse im Pinax aufzudecken. Auch vermuthet Kurt Sprengel (Geschichte II. p. 30) wohl mit Recht, daß ihm des Jungius Handschrift, welche 1661 durch Hartlieb dem Ray mitgetheilt worden war, nicht unbekannt geblieben ist; und in dieser konnte er allerdings sehr Vieles finden, was zu seinem Vorhaben paßte. Die Hallucinationes sagt Sprengel treffend, sind eine gründliche Kritik der Anord- nung der Pflanzen, welche die Bauhine gewählt hatten. In- dem er den Pinax Seite für Seite durchgeht, zeigt er, welche Pflanzen dort eine falsche Stelle einnehmen. Es sei gewiß, daß Morison den ersten Grund zu einer bessern Anordnung und zu einer richtigeren Charakteristik der Gattungen und Arten gelegt habe. Einen beträchtlichen Fortschritt zeigt seine Plantarum um- Die künſtlichen Syſteme und die Nomenclatur undankbar aufnehmen, gleichzeitig aber jeden kleinen Fehler, denſich der Schöpfer einer großen Idee zu Schulden kommen läßt, mit widerwärtiger Schadenfreude hervorheben, ſo hat auch Mo- riſon kein Wort der Anerkennung für die im Pinax vorliegende große Leiſtung; eine Anerkennung, die um ſo nöthiger geweſen wäre, als er eben darauf ausging, die zahlreichen Fehler bezüglich der Verwandtſchaftsverhältniſſe im Pinax aufzudecken. Auch vermuthet Kurt Sprengel (Geſchichte II. p. 30) wohl mit Recht, daß ihm des Jungius Handſchrift, welche 1661 durch Hartlieb dem Ray mitgetheilt worden war, nicht unbekannt geblieben iſt; und in dieſer konnte er allerdings ſehr Vieles finden, was zu ſeinem Vorhaben paßte. Die Hallucinationes ſagt Sprengel treffend, ſind eine gründliche Kritik der Anord- nung der Pflanzen, welche die Bauhine gewählt hatten. In- dem er den Pinax Seite für Seite durchgeht, zeigt er, welche Pflanzen dort eine falſche Stelle einnehmen. Es ſei gewiß, daß Moriſon den erſten Grund zu einer beſſern Anordnung und zu einer richtigeren Charakteriſtik der Gattungen und Arten gelegt habe. Einen beträchtlichen Fortſchritt zeigt ſeine Plantarum um- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0084" n="72"/><fw place="top" type="header">Die künſtlichen Syſteme und die Nomenclatur</fw><lb/> undankbar aufnehmen, gleichzeitig aber jeden kleinen Fehler, den<lb/> ſich der Schöpfer einer großen Idee zu Schulden kommen läßt,<lb/> mit widerwärtiger Schadenfreude hervorheben, ſo hat auch <hi rendition="#g">Mo</hi>-<lb/><hi rendition="#g">riſon</hi> kein Wort der Anerkennung für die im <hi rendition="#aq">Pinax</hi> vorliegende<lb/> große Leiſtung; eine Anerkennung, die um ſo nöthiger geweſen<lb/> wäre, als er eben darauf ausging, die zahlreichen Fehler bezüglich<lb/> der Verwandtſchaftsverhältniſſe im <hi rendition="#aq">Pinax</hi> aufzudecken. Auch<lb/> vermuthet <hi rendition="#g">Kurt Sprengel</hi> (Geſchichte <hi rendition="#aq">II. p.</hi> 30) wohl mit<lb/> Recht, daß ihm des <hi rendition="#g">Jungius</hi> Handſchrift, welche 1661 durch<lb/><hi rendition="#g">Hartlieb</hi> dem <hi rendition="#g">Ray</hi> mitgetheilt worden war, nicht unbekannt<lb/> geblieben iſt; und in dieſer konnte er allerdings ſehr Vieles<lb/> finden, was zu ſeinem Vorhaben paßte. Die <hi rendition="#aq">Hallucinationes</hi><lb/> ſagt <hi rendition="#g">Sprengel</hi> treffend, ſind eine gründliche Kritik der Anord-<lb/> nung der Pflanzen, welche die <hi rendition="#g">Bauhine</hi> gewählt hatten. In-<lb/> dem er den <hi rendition="#aq">Pinax</hi> Seite für Seite durchgeht, zeigt er, welche<lb/> Pflanzen dort eine falſche Stelle einnehmen. Es ſei gewiß, daß<lb/><hi rendition="#g">Moriſon</hi> den erſten Grund zu einer beſſern Anordnung und<lb/> zu einer richtigeren Charakteriſtik der Gattungen und Arten<lb/> gelegt habe.</p><lb/> <p>Einen beträchtlichen Fortſchritt zeigt ſeine <hi rendition="#aq">Plantarum um-<lb/> belliferarum distributio nova, Oxford</hi> 1672, die erſte Mono-<lb/> graphie, welche in der Abſicht unternommen wurde, innerhalb<lb/> einer einzelnen großen Familie ſyſtematiſche Grundſätze ſtreng<lb/> durchzuführen. Die ſehr verwickelte Eintheilung wird hier aus-<lb/> ſchließlich auf die äußere Form der Frucht, die er natürlich als<lb/> Samen bezeichnet, gegründet. Es iſt aber das erſte Werk, in<lb/> welchem die ſyſtematiſche Darſtellung nicht mehr von der älteren<lb/> Anordnung in Bücher und Capitel verdeckt, wo vielmehr eine<lb/> größere Ueberſichtlichkeit ſchon durch die typographiſche Behand-<lb/> lung erreicht wird, worin ihm allerdings <hi rendition="#g">Lobelius</hi> 100 Jahre<lb/> früher mit ſehr ſchwachen Anfängen vorausgegangen war. Auch<lb/> ſucht er die ſyſtematiſchen Beziehungen innerhalb dieſer Familie<lb/> durch lineare Darſtellungen zu veranſchaulichen; gewiſſermaßen<lb/> die erſte Ahnung deſſen, was wir jetzt einen Stammbaum nennen<lb/> würden, jedenfalls aber ein Beweis, wie lebhaft <hi rendition="#g">Moriſon</hi><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [72/0084]
Die künſtlichen Syſteme und die Nomenclatur
undankbar aufnehmen, gleichzeitig aber jeden kleinen Fehler, den
ſich der Schöpfer einer großen Idee zu Schulden kommen läßt,
mit widerwärtiger Schadenfreude hervorheben, ſo hat auch Mo-
riſon kein Wort der Anerkennung für die im Pinax vorliegende
große Leiſtung; eine Anerkennung, die um ſo nöthiger geweſen
wäre, als er eben darauf ausging, die zahlreichen Fehler bezüglich
der Verwandtſchaftsverhältniſſe im Pinax aufzudecken. Auch
vermuthet Kurt Sprengel (Geſchichte II. p. 30) wohl mit
Recht, daß ihm des Jungius Handſchrift, welche 1661 durch
Hartlieb dem Ray mitgetheilt worden war, nicht unbekannt
geblieben iſt; und in dieſer konnte er allerdings ſehr Vieles
finden, was zu ſeinem Vorhaben paßte. Die Hallucinationes
ſagt Sprengel treffend, ſind eine gründliche Kritik der Anord-
nung der Pflanzen, welche die Bauhine gewählt hatten. In-
dem er den Pinax Seite für Seite durchgeht, zeigt er, welche
Pflanzen dort eine falſche Stelle einnehmen. Es ſei gewiß, daß
Moriſon den erſten Grund zu einer beſſern Anordnung und
zu einer richtigeren Charakteriſtik der Gattungen und Arten
gelegt habe.
Einen beträchtlichen Fortſchritt zeigt ſeine Plantarum um-
belliferarum distributio nova, Oxford 1672, die erſte Mono-
graphie, welche in der Abſicht unternommen wurde, innerhalb
einer einzelnen großen Familie ſyſtematiſche Grundſätze ſtreng
durchzuführen. Die ſehr verwickelte Eintheilung wird hier aus-
ſchließlich auf die äußere Form der Frucht, die er natürlich als
Samen bezeichnet, gegründet. Es iſt aber das erſte Werk, in
welchem die ſyſtematiſche Darſtellung nicht mehr von der älteren
Anordnung in Bücher und Capitel verdeckt, wo vielmehr eine
größere Ueberſichtlichkeit ſchon durch die typographiſche Behand-
lung erreicht wird, worin ihm allerdings Lobelius 100 Jahre
früher mit ſehr ſchwachen Anfängen vorausgegangen war. Auch
ſucht er die ſyſtematiſchen Beziehungen innerhalb dieſer Familie
durch lineare Darſtellungen zu veranſchaulichen; gewiſſermaßen
die erſte Ahnung deſſen, was wir jetzt einen Stammbaum nennen
würden, jedenfalls aber ein Beweis, wie lebhaft Moriſon
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |