Caesalpin zur Bildung der kleinen Abtheilungen benutzt werden. Manche Merkmale endlich, welche weder zur Constitution der ganzen Pflanze, noch der Frucht etwas beitragen, wie die Farben, Gerüche, Geschmäcke sind bloße Zufälligkeiten und entstehen daher oft auch bloß durch die Cultur, den Standort oder das Klima u. s. w.
Mit dieser Uebersicht endigt das erste der sechszehn Pflanzen- bücher Caesalpin's. Die folgenden fünfzehn Bücher enthalten auf ungefähr 600 Seiten die Einzelnbeschreibungen zum Theil sehr ausführlich und in 15 Classen geordnet; er beginnt mit den Bäumen, denen er der Verwandtschaft wegen (ob affinitatem), wie er sagt, auch die Sträucher beifügt. Der Anerkennung dieses Systems hat es offenbar sehr geschadet, daß Caesalpin es unterließ, eine Uebersicht desselben dem Text vorauszuschicken, seine Darstellung hat zudem eine ähnliche Form wie bei Clu- sius, Dodonaeus, Bauhin d. h. statt in Klassen, Ordnungen u. s. w. bewegt sich die Darstellung in der herkömmlichen Form von Büchern und Capiteln; doch enthalten die Ueberschriften und Einleitungen der Bücher die Bezeichnung und allgemeine Charak- teristik der in ihnen behandelten Classen. Linne hat sich das Verdienst erworben, sämmtliche vor ihm aufgestellte Systeme und in erster Linie auch das des Caesalpin in seinen Classes plantarum übersichtlich darzustellen, die charakteristischen Eigen- thümlichkeiten hervorzuheben und vor Allem den alten Gattungs- namen die uns geläufigen Linne'schen Namen beizufügen. Auf dieses höchst verdienstliche Werk, welches uns für das Verständniß der systematischen Bestrebungen von Caesalpin bis auf Linne selbst einen bequemen Schlüssel liefert, werde ich auch später vielfach verweisen und hier lasse ich nach seiner präcisen Formulirung eine Uebersicht der caesalpinischen Hauptabtheilungen folgen, die den Raum, den sie einnimmt, schon werth ist, da es sich um das erste jemals aufgestellte und mit Diagnosen versehene Pflanzensystem handelt. Zum Ver- ständniß der folgenden Diagnosen habe ich noch zu bemerken, daß nach Caesalpin im Samen das cor (Herz) selbstverständ-
Die künſtlichen Syſteme und die Nomenclatur
Caeſalpin zur Bildung der kleinen Abtheilungen benutzt werden. Manche Merkmale endlich, welche weder zur Conſtitution der ganzen Pflanze, noch der Frucht etwas beitragen, wie die Farben, Gerüche, Geſchmäcke ſind bloße Zufälligkeiten und entſtehen daher oft auch bloß durch die Cultur, den Standort oder das Klima u. ſ. w.
Mit dieſer Ueberſicht endigt das erſte der ſechszehn Pflanzen- bücher Caeſalpin's. Die folgenden fünfzehn Bücher enthalten auf ungefähr 600 Seiten die Einzelnbeſchreibungen zum Theil ſehr ausführlich und in 15 Claſſen geordnet; er beginnt mit den Bäumen, denen er der Verwandtſchaft wegen (ob affinitatem), wie er ſagt, auch die Sträucher beifügt. Der Anerkennung dieſes Syſtems hat es offenbar ſehr geſchadet, daß Caeſalpin es unterließ, eine Ueberſicht deſſelben dem Text vorauszuſchicken, ſeine Darſtellung hat zudem eine ähnliche Form wie bei Clu- ſius, Dodonaeus, Bauhin d. h. ſtatt in Klaſſen, Ordnungen u. ſ. w. bewegt ſich die Darſtellung in der herkömmlichen Form von Büchern und Capiteln; doch enthalten die Ueberſchriften und Einleitungen der Bücher die Bezeichnung und allgemeine Charak- teriſtik der in ihnen behandelten Claſſen. Linné hat ſich das Verdienſt erworben, ſämmtliche vor ihm aufgeſtellte Syſteme und in erſter Linie auch das des Caeſalpin in ſeinen Classes plantarum überſichtlich darzuſtellen, die charakteriſtiſchen Eigen- thümlichkeiten hervorzuheben und vor Allem den alten Gattungs- namen die uns geläufigen Linné'ſchen Namen beizufügen. Auf dieſes höchſt verdienſtliche Werk, welches uns für das Verſtändniß der ſyſtematiſchen Beſtrebungen von Caeſalpin bis auf Linné ſelbſt einen bequemen Schlüſſel liefert, werde ich auch ſpäter vielfach verweiſen und hier laſſe ich nach ſeiner präciſen Formulirung eine Ueberſicht der caeſalpiniſchen Hauptabtheilungen folgen, die den Raum, den ſie einnimmt, ſchon werth iſt, da es ſich um das erſte jemals aufgeſtellte und mit Diagnoſen verſehene Pflanzenſyſtem handelt. Zum Ver- ſtändniß der folgenden Diagnoſen habe ich noch zu bemerken, daß nach Caeſalpin im Samen das cor (Herz) ſelbſtverſtänd-
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Die künſtlichen Syſteme und die Nomenclatur
Caeſalpin zur Bildung der kleinen Abtheilungen benutzt werden.
Manche Merkmale endlich, welche weder zur Conſtitution der
ganzen Pflanze, noch der Frucht etwas beitragen, wie die Farben,
Gerüche, Geſchmäcke ſind bloße Zufälligkeiten und entſtehen daher
oft auch bloß durch die Cultur, den Standort oder das
Klima u. ſ. w.
Mit dieſer Ueberſicht endigt das erſte der ſechszehn Pflanzen-
bücher Caeſalpin's. Die folgenden fünfzehn Bücher enthalten
auf ungefähr 600 Seiten die Einzelnbeſchreibungen zum Theil
ſehr ausführlich und in 15 Claſſen geordnet; er beginnt mit den
Bäumen, denen er der Verwandtſchaft wegen (ob affinitatem),
wie er ſagt, auch die Sträucher beifügt. Der Anerkennung
dieſes Syſtems hat es offenbar ſehr geſchadet, daß Caeſalpin
es unterließ, eine Ueberſicht deſſelben dem Text vorauszuſchicken,
ſeine Darſtellung hat zudem eine ähnliche Form wie bei Clu-
ſius, Dodonaeus, Bauhin d. h. ſtatt in Klaſſen, Ordnungen
u. ſ. w. bewegt ſich die Darſtellung in der herkömmlichen Form
von Büchern und Capiteln; doch enthalten die Ueberſchriften und
Einleitungen der Bücher die Bezeichnung und allgemeine Charak-
teriſtik der in ihnen behandelten Claſſen. Linné hat ſich das
Verdienſt erworben, ſämmtliche vor ihm aufgeſtellte Syſteme und
in erſter Linie auch das des Caeſalpin in ſeinen Classes
plantarum überſichtlich darzuſtellen, die charakteriſtiſchen Eigen-
thümlichkeiten hervorzuheben und vor Allem den alten Gattungs-
namen die uns geläufigen Linné'ſchen Namen beizufügen.
Auf dieſes höchſt verdienſtliche Werk, welches uns für das
Verſtändniß der ſyſtematiſchen Beſtrebungen von Caeſalpin
bis auf Linné ſelbſt einen bequemen Schlüſſel liefert, werde
ich auch ſpäter vielfach verweiſen und hier laſſe ich nach ſeiner
präciſen Formulirung eine Ueberſicht der caeſalpiniſchen
Hauptabtheilungen folgen, die den Raum, den ſie einnimmt,
ſchon werth iſt, da es ſich um das erſte jemals aufgeſtellte und
mit Diagnoſen verſehene Pflanzenſyſtem handelt. Zum Ver-
ſtändniß der folgenden Diagnoſen habe ich noch zu bemerken,
daß nach Caeſalpin im Samen das cor (Herz) ſelbſtverſtänd-
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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/72>, abgerufen am 23.11.2024.
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