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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.

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Lebenskraft. -- Athmung und Eigenwärme; Endosmose.
oder als rein chemisches Beobachtungsmaterial eine eigentlich
physiologische Auswerthung damals noch nicht erlaubte.
Trotzdem verdiente das Werk die große Beachtung, welche ihm
zumal in Deutschland lange Zeit geschenkt wurde, denn De
Candolle
hatte sich die Aufgabe gestellt, die Pflanzenphysio-
logie als eine in sich abgeschlossene eigenartige Wissenschaft zu
behandeln, gleichzeitig den physikalischen, chemischen, phytotomischen
und eigentlich biologischen Anforderungen gerecht zu werden und
so ein vollständiges und allseitiges Bild des Pflanzenlebens zu
entwerfen; während gerade das Beste, was seit Du Hamel
zumal über die Ernährung der Pflanzen geschrieben worden war,
von Chemikern und Physikern, zum Theil von Pflanzenzüchtern,
wie Knight und Cotta herrührte, von denen jeder einseitig
seinen eigenen Standpunct geltend machte, keiner aber die Ge-
sammtheit aller Vegetationserscheinungen in Zusammenhang zu
bringen suchte; dem gegenüber ist De Candolle's Pflanzen-
physiologie eben durch die Gesammtform, welche er der Wissen-
schaft zu geben suchte, seit Du Hamel's Physique des arbres
die bedeutendste Leistung und wenn es darauf ankommt, zu er-
fahren, welchen Fortschritt die gesammte Pflanzenphysiologie und
im Besonderen die Ernährungslehre in dem Zeitraum von
1758 -- 1832 gemacht hat, so braucht man nur den Inhalt
dieser beiden Werke zu vergleichen; daß dieser Fortschritt immer-
hin ein sehr beträchtlicher war, wird eine kurze Uebersicht der
gesammten Ernährungstheorie, wie De Candolle sich dieselbe
am Schluß des ersten Bandes zurecht legte, deutlich genug er-
kennen lassen; zugleich zeigt uns dieselbe, daß De Candolle
vorwiegend darauf ausging, mehr die gesammte innere Oekono-
mie der Pflanze zu klarer Vorstellung zu bringen, als die treiben-
den Kräfte, die Ursachen und Wirkungen aufzusuchen. Von Letz-
terem mußte ihn schon die Annahme der Lebenskraft abhalten.
Er unterschied nämlich vier Arten von Kräften: die Anziehungs-
kraft, welche die physikalischen; die Wahlverwandtschaft, welche
die chemischen Erscheinungen hervorruft; ferner die Lebenskraft
als den Urquell aller physiologischen, und die Seelenkraft als

Lebenskraft. — Athmung und Eigenwärme; Endosmoſe.
oder als rein chemiſches Beobachtungsmaterial eine eigentlich
phyſiologiſche Auswerthung damals noch nicht erlaubte.
Trotzdem verdiente das Werk die große Beachtung, welche ihm
zumal in Deutſchland lange Zeit geſchenkt wurde, denn De
Candolle
hatte ſich die Aufgabe geſtellt, die Pflanzenphyſio-
logie als eine in ſich abgeſchloſſene eigenartige Wiſſenſchaft zu
behandeln, gleichzeitig den phyſikaliſchen, chemiſchen, phytotomiſchen
und eigentlich biologiſchen Anforderungen gerecht zu werden und
ſo ein vollſtändiges und allſeitiges Bild des Pflanzenlebens zu
entwerfen; während gerade das Beſte, was ſeit Du Hamel
zumal über die Ernährung der Pflanzen geſchrieben worden war,
von Chemikern und Phyſikern, zum Theil von Pflanzenzüchtern,
wie Knight und Cotta herrührte, von denen jeder einſeitig
ſeinen eigenen Standpunct geltend machte, keiner aber die Ge-
ſammtheit aller Vegetationserſcheinungen in Zuſammenhang zu
bringen ſuchte; dem gegenüber iſt De Candolle's Pflanzen-
phyſiologie eben durch die Geſammtform, welche er der Wiſſen-
ſchaft zu geben ſuchte, ſeit Du Hamel's Physique des arbres
die bedeutendſte Leiſtung und wenn es darauf ankommt, zu er-
fahren, welchen Fortſchritt die geſammte Pflanzenphyſiologie und
im Beſonderen die Ernährungslehre in dem Zeitraum von
1758 — 1832 gemacht hat, ſo braucht man nur den Inhalt
dieſer beiden Werke zu vergleichen; daß dieſer Fortſchritt immer-
hin ein ſehr beträchtlicher war, wird eine kurze Ueberſicht der
geſammten Ernährungstheorie, wie De Candolle ſich dieſelbe
am Schluß des erſten Bandes zurecht legte, deutlich genug er-
kennen laſſen; zugleich zeigt uns dieſelbe, daß De Candolle
vorwiegend darauf ausging, mehr die geſammte innere Oekono-
mie der Pflanze zu klarer Vorſtellung zu bringen, als die treiben-
den Kräfte, die Urſachen und Wirkungen aufzuſuchen. Von Letz-
terem mußte ihn ſchon die Annahme der Lebenskraft abhalten.
Er unterſchied nämlich vier Arten von Kräften: die Anziehungs-
kraft, welche die phyſikaliſchen; die Wahlverwandtſchaft, welche
die chemiſchen Erſcheinungen hervorruft; ferner die Lebenskraft
als den Urquell aller phyſiologiſchen, und die Seelenkraft als

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[557/0569] Lebenskraft. — Athmung und Eigenwärme; Endosmoſe. oder als rein chemiſches Beobachtungsmaterial eine eigentlich phyſiologiſche Auswerthung damals noch nicht erlaubte. Trotzdem verdiente das Werk die große Beachtung, welche ihm zumal in Deutſchland lange Zeit geſchenkt wurde, denn De Candolle hatte ſich die Aufgabe geſtellt, die Pflanzenphyſio- logie als eine in ſich abgeſchloſſene eigenartige Wiſſenſchaft zu behandeln, gleichzeitig den phyſikaliſchen, chemiſchen, phytotomiſchen und eigentlich biologiſchen Anforderungen gerecht zu werden und ſo ein vollſtändiges und allſeitiges Bild des Pflanzenlebens zu entwerfen; während gerade das Beſte, was ſeit Du Hamel zumal über die Ernährung der Pflanzen geſchrieben worden war, von Chemikern und Phyſikern, zum Theil von Pflanzenzüchtern, wie Knight und Cotta herrührte, von denen jeder einſeitig ſeinen eigenen Standpunct geltend machte, keiner aber die Ge- ſammtheit aller Vegetationserſcheinungen in Zuſammenhang zu bringen ſuchte; dem gegenüber iſt De Candolle's Pflanzen- phyſiologie eben durch die Geſammtform, welche er der Wiſſen- ſchaft zu geben ſuchte, ſeit Du Hamel's Physique des arbres die bedeutendſte Leiſtung und wenn es darauf ankommt, zu er- fahren, welchen Fortſchritt die geſammte Pflanzenphyſiologie und im Beſonderen die Ernährungslehre in dem Zeitraum von 1758 — 1832 gemacht hat, ſo braucht man nur den Inhalt dieſer beiden Werke zu vergleichen; daß dieſer Fortſchritt immer- hin ein ſehr beträchtlicher war, wird eine kurze Ueberſicht der geſammten Ernährungstheorie, wie De Candolle ſich dieſelbe am Schluß des erſten Bandes zurecht legte, deutlich genug er- kennen laſſen; zugleich zeigt uns dieſelbe, daß De Candolle vorwiegend darauf ausging, mehr die geſammte innere Oekono- mie der Pflanze zu klarer Vorſtellung zu bringen, als die treiben- den Kräfte, die Urſachen und Wirkungen aufzuſuchen. Von Letz- terem mußte ihn ſchon die Annahme der Lebenskraft abhalten. Er unterſchied nämlich vier Arten von Kräften: die Anziehungs- kraft, welche die phyſikaliſchen; die Wahlverwandtſchaft, welche die chemiſchen Erſcheinungen hervorruft; ferner die Lebenskraft als den Urquell aller phyſiologiſchen, und die Seelenkraft als

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Zitationshilfe: Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 557. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/569>, abgerufen am 22.11.2024.