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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.

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Lebenskraft. -- Athmung und Eigenwärme; Endosmose.
liegt. Nachdem er eine Reihe sehr guter Beobachtungen über
die Wege des auf- und absteigenden Saftes mitgetheilt, namentlich
auch hervorgehoben, daß die Holzgefäße der Rebe nur zur Zeit
des Blutens im Frühjahr der Saftbewegung dienen, dagegen im
Sommer, wo durch die Transspiration die lebhafteste Wasser-
strömung im Holz hervorgerufen wird, Luft führen; ging er zur
Betrachtung der Kräfte über, durch welche sowohl im Frühjahr
wie im Sommer die Bewegung des im Holz aufsteigenden Saftes
vermittelt wird. Sehr zweckmäßig unterscheidet er zunächst was
bis dahin immer vermengt worden war, das Austhränen abge-
schnittener Wurzelstöcke von dem Aufsteigen des Saftes im Holz
transspirirender Pflanzen; das Erste findet nach ihm durch Im-
pulsion, das Andere durch Attraktion statt, oder wie wir jetzt
sagen würden, bei thränenden Wurzelstöcken wird das Wasser
hinaufgepreßt, bei transspirirenden Pflanzen hinaufgesogen. Die
Erscheinung der Impulsion nun führt er auf die Endosmose an
den Wurzeln zurück und, ohne viel auf das Detail der anato-
mischen Verhältnisse einzugehen, vergleicht er einen blutenden
Wurzelstock mit seinem Endosmometer, in dessen Steigrohr sich
in Folge der Endosmose die eingesogene Flüssigkeit erhebt und
oben sogar ausfließt; ein tieferes Verständniß der Erscheinung
war damit freilich nicht erzielt, aber doch wenigstens das Er-
klärungsprincip angedeutet. Ebenso suchte Dutrochet nun
auch die Bewegung des im Holz aufsteigenden Wassers trans-
spirirender Pflanzen durch Endosmose im Holz von Zelle zu Zelle
zu erklären. Das war nun freilich, wie die Zukunft lehrte,
durchaus verfehlt, sehr gut aber verstand es Dutrochet, die
früher versuchten mechanischen Erklärungen als unrichtig zu kenn-
zeichnen und die ganze Abhandlung ist, wenn auch in ihrem
Hauptergebniß ungenügend, doch durch eine große Zahl sinn-
reicher Experimente und scharfsinniger Bemerkungen ausgezeichnet.

Ueberhaupt war Dutrochet in den zwanziger und dreißiger
Jahren neben Theodor de Saussure, der sich ausschließlich
mit chemisch-physiologischen Fragen beschäftigte, der einzige Ver-
treter der Pflanzenphysiologie, der sich mit allen wichtigeren

Lebenskraft. — Athmung und Eigenwärme; Endosmoſe.
liegt. Nachdem er eine Reihe ſehr guter Beobachtungen über
die Wege des auf- und abſteigenden Saftes mitgetheilt, namentlich
auch hervorgehoben, daß die Holzgefäße der Rebe nur zur Zeit
des Blutens im Frühjahr der Saftbewegung dienen, dagegen im
Sommer, wo durch die Transſpiration die lebhafteſte Waſſer-
ſtrömung im Holz hervorgerufen wird, Luft führen; ging er zur
Betrachtung der Kräfte über, durch welche ſowohl im Frühjahr
wie im Sommer die Bewegung des im Holz aufſteigenden Saftes
vermittelt wird. Sehr zweckmäßig unterſcheidet er zunächſt was
bis dahin immer vermengt worden war, das Austhränen abge-
ſchnittener Wurzelſtöcke von dem Aufſteigen des Saftes im Holz
transſpirirender Pflanzen; das Erſte findet nach ihm durch Im-
pulſion, das Andere durch Attraktion ſtatt, oder wie wir jetzt
ſagen würden, bei thränenden Wurzelſtöcken wird das Waſſer
hinaufgepreßt, bei transſpirirenden Pflanzen hinaufgeſogen. Die
Erſcheinung der Impulſion nun führt er auf die Endosmoſe an
den Wurzeln zurück und, ohne viel auf das Detail der anato-
miſchen Verhältniſſe einzugehen, vergleicht er einen blutenden
Wurzelſtock mit ſeinem Endosmometer, in deſſen Steigrohr ſich
in Folge der Endosmoſe die eingeſogene Flüſſigkeit erhebt und
oben ſogar ausfließt; ein tieferes Verſtändniß der Erſcheinung
war damit freilich nicht erzielt, aber doch wenigſtens das Er-
klärungsprincip angedeutet. Ebenſo ſuchte Dutrochet nun
auch die Bewegung des im Holz aufſteigenden Waſſers trans-
ſpirirender Pflanzen durch Endosmoſe im Holz von Zelle zu Zelle
zu erklären. Das war nun freilich, wie die Zukunft lehrte,
durchaus verfehlt, ſehr gut aber verſtand es Dutrochet, die
früher verſuchten mechaniſchen Erklärungen als unrichtig zu kenn-
zeichnen und die ganze Abhandlung iſt, wenn auch in ihrem
Hauptergebniß ungenügend, doch durch eine große Zahl ſinn-
reicher Experimente und ſcharfſinniger Bemerkungen ausgezeichnet.

Ueberhaupt war Dutrochet in den zwanziger und dreißiger
Jahren neben Theodor de Sauſſure, der ſich ausſchließlich
mit chemiſch-phyſiologiſchen Fragen beſchäftigte, der einzige Ver-
treter der Pflanzenphyſiologie, der ſich mit allen wichtigeren

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[553/0565] Lebenskraft. — Athmung und Eigenwärme; Endosmoſe. liegt. Nachdem er eine Reihe ſehr guter Beobachtungen über die Wege des auf- und abſteigenden Saftes mitgetheilt, namentlich auch hervorgehoben, daß die Holzgefäße der Rebe nur zur Zeit des Blutens im Frühjahr der Saftbewegung dienen, dagegen im Sommer, wo durch die Transſpiration die lebhafteſte Waſſer- ſtrömung im Holz hervorgerufen wird, Luft führen; ging er zur Betrachtung der Kräfte über, durch welche ſowohl im Frühjahr wie im Sommer die Bewegung des im Holz aufſteigenden Saftes vermittelt wird. Sehr zweckmäßig unterſcheidet er zunächſt was bis dahin immer vermengt worden war, das Austhränen abge- ſchnittener Wurzelſtöcke von dem Aufſteigen des Saftes im Holz transſpirirender Pflanzen; das Erſte findet nach ihm durch Im- pulſion, das Andere durch Attraktion ſtatt, oder wie wir jetzt ſagen würden, bei thränenden Wurzelſtöcken wird das Waſſer hinaufgepreßt, bei transſpirirenden Pflanzen hinaufgeſogen. Die Erſcheinung der Impulſion nun führt er auf die Endosmoſe an den Wurzeln zurück und, ohne viel auf das Detail der anato- miſchen Verhältniſſe einzugehen, vergleicht er einen blutenden Wurzelſtock mit ſeinem Endosmometer, in deſſen Steigrohr ſich in Folge der Endosmoſe die eingeſogene Flüſſigkeit erhebt und oben ſogar ausfließt; ein tieferes Verſtändniß der Erſcheinung war damit freilich nicht erzielt, aber doch wenigſtens das Er- klärungsprincip angedeutet. Ebenſo ſuchte Dutrochet nun auch die Bewegung des im Holz aufſteigenden Waſſers trans- ſpirirender Pflanzen durch Endosmoſe im Holz von Zelle zu Zelle zu erklären. Das war nun freilich, wie die Zukunft lehrte, durchaus verfehlt, ſehr gut aber verſtand es Dutrochet, die früher verſuchten mechaniſchen Erklärungen als unrichtig zu kenn- zeichnen und die ganze Abhandlung iſt, wenn auch in ihrem Hauptergebniß ungenügend, doch durch eine große Zahl ſinn- reicher Experimente und ſcharfſinniger Bemerkungen ausgezeichnet. Ueberhaupt war Dutrochet in den zwanziger und dreißiger Jahren neben Theodor de Sauſſure, der ſich ausſchließlich mit chemiſch-phyſiologiſchen Fragen beſchäftigte, der einzige Ver- treter der Pflanzenphyſiologie, der ſich mit allen wichtigeren

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Zitationshilfe: Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 553. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/565>, abgerufen am 22.11.2024.