Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.Unfruchtbare Bemühungen um die Saftbewegung der Pflanzen. namentlich auch in Du Hamel's berühmtestem Werk: Physiquedes arbres, welches in zwei Bänden 1758 erschien und ein Lehrbuch der gesammten Anatomie und Physiologie der Pflanzen mit zahl- reichen Kupfertafeln darstellt. Was er hier über die Ernährung und Saftbewegung der Pflanzen sagt, ist eine weitschweifige Compilation, in welcher vorwiegend Malpighi, Mariotte und Hales benutzt werden, ohne daß es dem Verfasser gelingt, grade das theoretisch Wichtige und die umfassenden Gesichtspuncte derselben sich anzueignen. Er verflicht in seine Darstellung auch die Resultate seiner eigenen Experimente, die an sich oft lehr- reich, doch niemals zur Feststellung einer bestimmten Ansicht über den Zusammenhang der Ernährungsvorgänge benutzt werden. Nur wo es sich um ganz offen daliegende, handgreifliche Dinge handelt, trifft er das Richtige; so setzt er die Holzgefäße wieder in ihr altes Recht ein, folgert er aus Versuchen, wie bereits im 17. Jahrhundert geschehen war, daß in der Rinde ein wachs- thumsfähiger Saft sich abwärts bewegt; so auch erkennt er, daß wenn Zwiebeln, Knollen, Wurzeln mit oder ohne Beihilfe auf- genommenen Wassers, Sprosse, selbst Blüthen austreiben, dieß auf Kosten vorhandener Reservestoffe geschieht, eine Wahrnehmung, die er jedoch nicht weiter verwerthet. Das Beste aber verdarb er gründlich: die Blätter waren ihm nur Pumpwerke, welche den Saft aus den Wurzeln emporsaugen; die bessere Ansicht Malpighi's citirt er wie ein Curiosum, auf welches er im Verlauf seiner Untersuchung nicht weiter zurückkommt; dafür aber wird Bonnet's verunglückte Theorie acceptirt, obgleich er selbst zahlreiche Thatsachen anführt, welche für Malpighi's Deutung der Blätter sprechen. Fast noch schlimmer sieht es mit seiner Behandlung der chemischen Ernährungsfragen aus; obgleich er hier die Darlegungen Mariotte's über die Nothwendigkeit einer chemischen Veränderung der Nährstoffe in der Pflanze wiederholt, und selbst Belege dafür beibringt, kann er sich doch von dem Aristotelischen Satz nicht freimachen, daß die Erde wie ein thierischer Magen die Nahrungsstoffe der Pflanzen vorbereitet und daß die Wurzeln diese präparirte Substanz wie Chylusge- Sachs, Geschichte der Botanik. 34
Unfruchtbare Bemühungen um die Saftbewegung der Pflanzen. namentlich auch in Du Hamel's berühmteſtem Werk: Physiquedes arbres, welches in zwei Bänden 1758 erſchien und ein Lehrbuch der geſammten Anatomie und Phyſiologie der Pflanzen mit zahl- reichen Kupfertafeln darſtellt. Was er hier über die Ernährung und Saftbewegung der Pflanzen ſagt, iſt eine weitſchweifige Compilation, in welcher vorwiegend Malpighi, Mariotte und Hales benutzt werden, ohne daß es dem Verfaſſer gelingt, grade das theoretiſch Wichtige und die umfaſſenden Geſichtspuncte derſelben ſich anzueignen. Er verflicht in ſeine Darſtellung auch die Reſultate ſeiner eigenen Experimente, die an ſich oft lehr- reich, doch niemals zur Feſtſtellung einer beſtimmten Anſicht über den Zuſammenhang der Ernährungsvorgänge benutzt werden. Nur wo es ſich um ganz offen daliegende, handgreifliche Dinge handelt, trifft er das Richtige; ſo ſetzt er die Holzgefäße wieder in ihr altes Recht ein, folgert er aus Verſuchen, wie bereits im 17. Jahrhundert geſchehen war, daß in der Rinde ein wachs- thumsfähiger Saft ſich abwärts bewegt; ſo auch erkennt er, daß wenn Zwiebeln, Knollen, Wurzeln mit oder ohne Beihilfe auf- genommenen Waſſers, Sproſſe, ſelbſt Blüthen austreiben, dieß auf Koſten vorhandener Reſerveſtoffe geſchieht, eine Wahrnehmung, die er jedoch nicht weiter verwerthet. Das Beſte aber verdarb er gründlich: die Blätter waren ihm nur Pumpwerke, welche den Saft aus den Wurzeln emporſaugen; die beſſere Anſicht Malpighi's citirt er wie ein Curioſum, auf welches er im Verlauf ſeiner Unterſuchung nicht weiter zurückkommt; dafür aber wird Bonnet's verunglückte Theorie acceptirt, obgleich er ſelbſt zahlreiche Thatſachen anführt, welche für Malpighi's Deutung der Blätter ſprechen. Faſt noch ſchlimmer ſieht es mit ſeiner Behandlung der chemiſchen Ernährungsfragen aus; obgleich er hier die Darlegungen Mariotte's über die Nothwendigkeit einer chemiſchen Veränderung der Nährſtoffe in der Pflanze wiederholt, und ſelbſt Belege dafür beibringt, kann er ſich doch von dem Ariſtoteliſchen Satz nicht freimachen, daß die Erde wie ein thieriſcher Magen die Nahrungsſtoffe der Pflanzen vorbereitet und daß die Wurzeln dieſe präparirte Subſtanz wie Chylusge- Sachs, Geſchichte der Botanik. 34
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Unfruchtbare Bemühungen um die Saftbewegung der Pflanzen.
namentlich auch in Du Hamel's berühmteſtem Werk: Physique
des arbres, welches in zwei Bänden 1758 erſchien und ein Lehrbuch
der geſammten Anatomie und Phyſiologie der Pflanzen mit zahl-
reichen Kupfertafeln darſtellt. Was er hier über die Ernährung
und Saftbewegung der Pflanzen ſagt, iſt eine weitſchweifige
Compilation, in welcher vorwiegend Malpighi, Mariotte
und Hales benutzt werden, ohne daß es dem Verfaſſer gelingt,
grade das theoretiſch Wichtige und die umfaſſenden Geſichtspuncte
derſelben ſich anzueignen. Er verflicht in ſeine Darſtellung auch
die Reſultate ſeiner eigenen Experimente, die an ſich oft lehr-
reich, doch niemals zur Feſtſtellung einer beſtimmten Anſicht über
den Zuſammenhang der Ernährungsvorgänge benutzt werden.
Nur wo es ſich um ganz offen daliegende, handgreifliche Dinge
handelt, trifft er das Richtige; ſo ſetzt er die Holzgefäße wieder
in ihr altes Recht ein, folgert er aus Verſuchen, wie bereits im
17. Jahrhundert geſchehen war, daß in der Rinde ein wachs-
thumsfähiger Saft ſich abwärts bewegt; ſo auch erkennt er, daß
wenn Zwiebeln, Knollen, Wurzeln mit oder ohne Beihilfe auf-
genommenen Waſſers, Sproſſe, ſelbſt Blüthen austreiben, dieß auf
Koſten vorhandener Reſerveſtoffe geſchieht, eine Wahrnehmung,
die er jedoch nicht weiter verwerthet. Das Beſte aber verdarb
er gründlich: die Blätter waren ihm nur Pumpwerke, welche
den Saft aus den Wurzeln emporſaugen; die beſſere Anſicht
Malpighi's citirt er wie ein Curioſum, auf welches er im
Verlauf ſeiner Unterſuchung nicht weiter zurückkommt; dafür
aber wird Bonnet's verunglückte Theorie acceptirt, obgleich er
ſelbſt zahlreiche Thatſachen anführt, welche für Malpighi's
Deutung der Blätter ſprechen. Faſt noch ſchlimmer ſieht es mit
ſeiner Behandlung der chemiſchen Ernährungsfragen aus; obgleich
er hier die Darlegungen Mariotte's über die Nothwendigkeit
einer chemiſchen Veränderung der Nährſtoffe in der Pflanze
wiederholt, und ſelbſt Belege dafür beibringt, kann er ſich doch
von dem Ariſtoteliſchen Satz nicht freimachen, daß die Erde wie
ein thieriſcher Magen die Nahrungsſtoffe der Pflanzen vorbereitet
und daß die Wurzeln dieſe präparirte Subſtanz wie Chylusge-
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