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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.

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Geschichte der Ernährungstheorie der Pflanzen.
stanz, die Luft mitwirkt, daß gasförmige Bestandtheile in großer
Masse zur Ernährung der Pflanzen beitragen; daß also weder
das Wasser, noch die von ihm aus der Erde mitgenommenen
Bestandtheile allein das Material zum Aufbau der Pflanze liefern,
wie man bis dahin allgemein annahm. Er zeigte zunächst,
besser als Niewentyt und Wolff, mit Hilfe der Luftpumpe,
daß die Luft nicht nur durch die Blätter, sondern auch durch die
Oeffnungen der Rinde in die Pflanzen eintreten und sich in den
Hohlräumen des Holzes bewegen kann. Dieß brachte er nun
in Verbindung mit der von ihm durch zahlreiche Versuche fest-
gestellten Thatsache, daß aus Pflanzensubstanz durch Gährung
und trockene Destillation große Quantitäten von "Luft" gewonnen
werden; diese durch Gährung und Hitze frei werdende Luft mußte
seiner Ansicht nach während der Vegetationszeit der Pflanze
condensirt, in einen festen Zustand übergeführt worden sein. Wir
finden sagt er (im 7. Cap.) durch die chemische Analyse (trockene
Destillation) der Vegetabilien, daß ihre Substanz aus Schwefel,
flüchtigem Salz, Wasser und Erde zusammengesetzt ist; diese
Principien sind sämmtlich mit gegenseitiger Anziehungskraft (ihrer
Theile) begabt. In die Zusammensetzung der Pflanze tritt aber
auch Luft ein, welche im festen Zustand mächtig anziehend, im
elastischen jedoch mit größter Kraft abstoßend wirkt. Durch un-
endlich verschiedene Combinationen, Actionen und Reactionen
dieser Principien nun werden alle Thätigkeiten in thierischen und
pflanzlichen Körpern bewirkt. Bei der Ernährung ist die Summe
der anziehenden Kräfte größer, als die der abstoßenden, wodurch
zunächst schleimige (viscid ductile), endlich aber, indem das
Wasser verdunstet, harte Theile erzeugt werden. Wenn diese
jedoch wieder Wasser einsaugen, und dadurch die abstoßenden
Kräfte das Uebergewicht gewinnen, dann wird der Zusammen-
halt der vegetabilischen Theile aufgehoben, so daß sie durch diese
Fäulniß wieder befähigt werden, neue vegetabilische Producte zu
erzeugen; daher kann das Capital von Nahrungsstoff in der
Natur niemals erschöpft werden; diese nämlich ist dieselbe bei

Geſchichte der Ernährungstheorie der Pflanzen.
ſtanz, die Luft mitwirkt, daß gasförmige Beſtandtheile in großer
Maſſe zur Ernährung der Pflanzen beitragen; daß alſo weder
das Waſſer, noch die von ihm aus der Erde mitgenommenen
Beſtandtheile allein das Material zum Aufbau der Pflanze liefern,
wie man bis dahin allgemein annahm. Er zeigte zunächſt,
beſſer als Niewentyt und Wolff, mit Hilfe der Luftpumpe,
daß die Luft nicht nur durch die Blätter, ſondern auch durch die
Oeffnungen der Rinde in die Pflanzen eintreten und ſich in den
Hohlräumen des Holzes bewegen kann. Dieß brachte er nun
in Verbindung mit der von ihm durch zahlreiche Verſuche feſt-
geſtellten Thatſache, daß aus Pflanzenſubſtanz durch Gährung
und trockene Deſtillation große Quantitäten von „Luft“ gewonnen
werden; dieſe durch Gährung und Hitze frei werdende Luft mußte
ſeiner Anſicht nach während der Vegetationszeit der Pflanze
condenſirt, in einen feſten Zuſtand übergeführt worden ſein. Wir
finden ſagt er (im 7. Cap.) durch die chemiſche Analyſe (trockene
Deſtillation) der Vegetabilien, daß ihre Subſtanz aus Schwefel,
flüchtigem Salz, Waſſer und Erde zuſammengeſetzt iſt; dieſe
Principien ſind ſämmtlich mit gegenſeitiger Anziehungskraft (ihrer
Theile) begabt. In die Zuſammenſetzung der Pflanze tritt aber
auch Luft ein, welche im feſten Zuſtand mächtig anziehend, im
elaſtiſchen jedoch mit größter Kraft abſtoßend wirkt. Durch un-
endlich verſchiedene Combinationen, Actionen und Reactionen
dieſer Principien nun werden alle Thätigkeiten in thieriſchen und
pflanzlichen Körpern bewirkt. Bei der Ernährung iſt die Summe
der anziehenden Kräfte größer, als die der abſtoßenden, wodurch
zunächſt ſchleimige (viscid ductile), endlich aber, indem das
Waſſer verdunſtet, harte Theile erzeugt werden. Wenn dieſe
jedoch wieder Waſſer einſaugen, und dadurch die abſtoßenden
Kräfte das Uebergewicht gewinnen, dann wird der Zuſammen-
halt der vegetabiliſchen Theile aufgehoben, ſo daß ſie durch dieſe
Fäulniß wieder befähigt werden, neue vegetabiliſche Producte zu
erzeugen; daher kann das Capital von Nahrungsſtoff in der
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[518/0530] Geſchichte der Ernährungstheorie der Pflanzen. ſtanz, die Luft mitwirkt, daß gasförmige Beſtandtheile in großer Maſſe zur Ernährung der Pflanzen beitragen; daß alſo weder das Waſſer, noch die von ihm aus der Erde mitgenommenen Beſtandtheile allein das Material zum Aufbau der Pflanze liefern, wie man bis dahin allgemein annahm. Er zeigte zunächſt, beſſer als Niewentyt und Wolff, mit Hilfe der Luftpumpe, daß die Luft nicht nur durch die Blätter, ſondern auch durch die Oeffnungen der Rinde in die Pflanzen eintreten und ſich in den Hohlräumen des Holzes bewegen kann. Dieß brachte er nun in Verbindung mit der von ihm durch zahlreiche Verſuche feſt- geſtellten Thatſache, daß aus Pflanzenſubſtanz durch Gährung und trockene Deſtillation große Quantitäten von „Luft“ gewonnen werden; dieſe durch Gährung und Hitze frei werdende Luft mußte ſeiner Anſicht nach während der Vegetationszeit der Pflanze condenſirt, in einen feſten Zuſtand übergeführt worden ſein. Wir finden ſagt er (im 7. Cap.) durch die chemiſche Analyſe (trockene Deſtillation) der Vegetabilien, daß ihre Subſtanz aus Schwefel, flüchtigem Salz, Waſſer und Erde zuſammengeſetzt iſt; dieſe Principien ſind ſämmtlich mit gegenſeitiger Anziehungskraft (ihrer Theile) begabt. In die Zuſammenſetzung der Pflanze tritt aber auch Luft ein, welche im feſten Zuſtand mächtig anziehend, im elaſtiſchen jedoch mit größter Kraft abſtoßend wirkt. Durch un- endlich verſchiedene Combinationen, Actionen und Reactionen dieſer Principien nun werden alle Thätigkeiten in thieriſchen und pflanzlichen Körpern bewirkt. Bei der Ernährung iſt die Summe der anziehenden Kräfte größer, als die der abſtoßenden, wodurch zunächſt ſchleimige (viscid ductile), endlich aber, indem das Waſſer verdunſtet, harte Theile erzeugt werden. Wenn dieſe jedoch wieder Waſſer einſaugen, und dadurch die abſtoßenden Kräfte das Uebergewicht gewinnen, dann wird der Zuſammen- halt der vegetabiliſchen Theile aufgehoben, ſo daß ſie durch dieſe Fäulniß wieder befähigt werden, neue vegetabiliſche Producte zu erzeugen; daher kann das Capital von Nahrungsſtoff in der Natur niemals erſchöpft werden; dieſe nämlich iſt dieſelbe bei

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Zitationshilfe: Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 518. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/530>, abgerufen am 22.11.2024.