Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.Geschichte der Ernährungstheorie der Pflanzen. neralischen Brunnen bezeugen, daß sich auch metallische Theilchendamit vermengen. Derowegen sei wohl auch kein Zweifel, daß nicht auch das Regenwasser mit allerhand Materie vermischt sein sollte, welche es den Pflanzen zuführt. Indem Wolff weiterhin noch einmal auf die nothwendig anzunehmende chemische Ver- änderung der Nährstoffe in den Pflanzen hinweist, knüpft er daran Betrachtungen über die Organe, in denen dies geschieht, wobei er sich eng an Malpighi anschließt: In Röhren, sagt er, könne dergleichen Aenderung nicht vorgehen, denn darin steige der Saft bloß in die Höhe oder hernieder. Derowegen bleibe wohl Nichts übrig als die schwammigte Materie (das Zellgewebe) darinnen der Nahrungssaft zubereitet werden könne und vertreten demnach die Bläschen oder sogenannten utriculi die Stelle des Magens; die Veränderung aber, welche mit dem Wasser vorgeht, könne nur darin bestehen, daß die Theilchen verschiedener Materie die im Regenwasser anzutreffen sind, von demselben geschieden und auf eine besondere Art mit einander vereinigt werden, welches ohne besondere Bewegungen nicht geschehen kann. Wolff's Vor- stellungen von diesen Saftbewegungen aber sind ziemlich unklar. Als bewegende Kräfte nimmt er die Ausdehnung der Luft und die Capillarität der Holzröhren in Anspruch. Entschieden stellte er sich auf die Seite derer, welche außer dem aufsteigenden rohen Nahrungssaft auch einen rückkehrenden annahmen, in welcher Be- ziehung er sich jedoch auf Major, Perrault, und Mariotte, statt auf Malpighi beruft; gleich diesem aber hebt er das Wachsthum umgekehrt gepflanzter Bäume als Beweis hervor, daß die Säfte in den leitenden Organen sich in entgegengesetzten Richtungen bewegen können und mit Mariotte schreibt er die Vergrößerung wachsender Organe der Auseinandertreibung durch die eindringenden Säfte zu. Nicht nur diese wohlgemeinten Bestrebungen Christian Geſchichte der Ernährungstheorie der Pflanzen. neraliſchen Brunnen bezeugen, daß ſich auch metalliſche Theilchendamit vermengen. Derowegen ſei wohl auch kein Zweifel, daß nicht auch das Regenwaſſer mit allerhand Materie vermiſcht ſein ſollte, welche es den Pflanzen zuführt. Indem Wolff weiterhin noch einmal auf die nothwendig anzunehmende chemiſche Ver- änderung der Nährſtoffe in den Pflanzen hinweiſt, knüpft er daran Betrachtungen über die Organe, in denen dies geſchieht, wobei er ſich eng an Malpighi anſchließt: In Röhren, ſagt er, könne dergleichen Aenderung nicht vorgehen, denn darin ſteige der Saft bloß in die Höhe oder hernieder. Derowegen bleibe wohl Nichts übrig als die ſchwammigte Materie (das Zellgewebe) darinnen der Nahrungsſaft zubereitet werden könne und vertreten demnach die Bläschen oder ſogenannten utriculi die Stelle des Magens; die Veränderung aber, welche mit dem Waſſer vorgeht, könne nur darin beſtehen, daß die Theilchen verſchiedener Materie die im Regenwaſſer anzutreffen ſind, von demſelben geſchieden und auf eine beſondere Art mit einander vereinigt werden, welches ohne beſondere Bewegungen nicht geſchehen kann. Wolff's Vor- ſtellungen von dieſen Saftbewegungen aber ſind ziemlich unklar. Als bewegende Kräfte nimmt er die Ausdehnung der Luft und die Capillarität der Holzröhren in Anſpruch. Entſchieden ſtellte er ſich auf die Seite derer, welche außer dem aufſteigenden rohen Nahrungsſaft auch einen rückkehrenden annahmen, in welcher Be- ziehung er ſich jedoch auf Major, Perrault, und Mariotte, ſtatt auf Malpighi beruft; gleich dieſem aber hebt er das Wachsthum umgekehrt gepflanzter Bäume als Beweis hervor, daß die Säfte in den leitenden Organen ſich in entgegengeſetzten Richtungen bewegen können und mit Mariotte ſchreibt er die Vergrößerung wachſender Organe der Auseinandertreibung durch die eindringenden Säfte zu. Nicht nur dieſe wohlgemeinten Beſtrebungen Chriſtian <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0526" n="514"/><fw place="top" type="header">Geſchichte der Ernährungstheorie der Pflanzen.</fw><lb/> neraliſchen Brunnen bezeugen, daß ſich auch metalliſche Theilchen<lb/> damit vermengen. 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Geſchichte der Ernährungstheorie der Pflanzen.
neraliſchen Brunnen bezeugen, daß ſich auch metalliſche Theilchen
damit vermengen. Derowegen ſei wohl auch kein Zweifel, daß
nicht auch das Regenwaſſer mit allerhand Materie vermiſcht ſein
ſollte, welche es den Pflanzen zuführt. Indem Wolff weiterhin
noch einmal auf die nothwendig anzunehmende chemiſche Ver-
änderung der Nährſtoffe in den Pflanzen hinweiſt, knüpft er
daran Betrachtungen über die Organe, in denen dies geſchieht,
wobei er ſich eng an Malpighi anſchließt: In Röhren, ſagt
er, könne dergleichen Aenderung nicht vorgehen, denn darin ſteige
der Saft bloß in die Höhe oder hernieder. Derowegen bleibe
wohl Nichts übrig als die ſchwammigte Materie (das Zellgewebe)
darinnen der Nahrungsſaft zubereitet werden könne und vertreten
demnach die Bläschen oder ſogenannten utriculi die Stelle des
Magens; die Veränderung aber, welche mit dem Waſſer vorgeht,
könne nur darin beſtehen, daß die Theilchen verſchiedener Materie
die im Regenwaſſer anzutreffen ſind, von demſelben geſchieden
und auf eine beſondere Art mit einander vereinigt werden, welches
ohne beſondere Bewegungen nicht geſchehen kann. Wolff's Vor-
ſtellungen von dieſen Saftbewegungen aber ſind ziemlich unklar.
Als bewegende Kräfte nimmt er die Ausdehnung der Luft und
die Capillarität der Holzröhren in Anſpruch. Entſchieden ſtellte
er ſich auf die Seite derer, welche außer dem aufſteigenden rohen
Nahrungsſaft auch einen rückkehrenden annahmen, in welcher Be-
ziehung er ſich jedoch auf Major, Perrault, und Mariotte,
ſtatt auf Malpighi beruft; gleich dieſem aber hebt er das
Wachsthum umgekehrt gepflanzter Bäume als Beweis hervor,
daß die Säfte in den leitenden Organen ſich in entgegengeſetzten
Richtungen bewegen können und mit Mariotte ſchreibt er die
Vergrößerung wachſender Organe der Auseinandertreibung durch
die eindringenden Säfte zu.
Nicht nur dieſe wohlgemeinten Beſtrebungen Chriſtian
Wolff's, ſondern Alles, was ſeit Malpighi und Mariotte
bis auf Ingen-Houß in der Ernährungslehre der Pflanzen
geſchah, wurde tief in den Schatten geſtellt durch die glänzenden
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