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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.

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Neue Gegner der Sexualität etc. etc.
Beziehungen zur Befruchtung beschrieben; das Verhältniß des
Kelches, der Blumenkrone, der Nektarabsonderung, des Oeffnens
der Antheren, die Selbsterwärmung der Blüthen, die physiologi-
schen Vorgänge am Fruchtknoten, den Griffeln und der Narbe
speciell untersucht; alles bis dahin Bekannte über die Reizbarkeit
und Bewegungserscheinungen an der Blume und den Befrucht-
ungsorganen zusammengestellt und durch neue Beobachtungen
erläutert und so von dem Leben der Blüthe ein reichhaltiges,
bis in's kleinste Detail ausgeführtes Bild entworfen, wie wir es
von keinem anderen Organ der Pflanze bisher besitzen; es wäre
vergeblich, in Kürze von der Reichhaltigkeit dieser Beobachtungen
eine klare Vorstellung geben zu wollen. Indeß waren dies mehr
die Präliminarien für die Hauptsache, den Nachweis, daß die
Entdeckung des Camerarius richtig, daß trotz aller mehr
als hundertjährigen Einwendungen die Mitwirkung des Pollens
zur Embryobildung in den heranwachsenden Samen unentbehrlich
sei, daß also die Pflanzen eine Sexualität, ganz in dem Sinn
wie die Thiere besitzen. Auch begnügte sich Gärtner nicht,
eine beliebige Zahl neuer Befruchtungsversuche zu machen; viel-
mehr wurden die Einwendungen Spallanzani's, Schel-
ver's, Henschel's, Girou's u. A. ausführlich und mit spe-
ciellster Berücksichtigung aller in Betracht kommenden Umstände
durch neue Experimente und sonstige Erfahrungen widerlegt, die
Ungenauigkeit der Beobachtungen der Gegner der Sexualität
Punct für Punct schlagend dargethan, und schließlich noch auf
eine Reihe merkwürdiger Erscheinungen hingewiesen, welche auch
an dem unbefruchteten Fruchtknoten eintreten und die Umstände
namhaft gemacht, unter denen bei scheinbar verhinderter Bestäu-
bung dennoch Zutritt von Pollen stattfinden kann. Diese Unter-
suchungen konstatirten abermals die Existenz der vegetabilischen
Sexualität und zwar so, daß seitdem kein Widerspruch gegen
dieselbe mehr erhoben werden konnte. Selbst als später um
1860 Erscheinungen bekannt wurden, welche die Vermuthung
nahe legten, daß unter Umständen bei gewissen Individuen
einiger Pflanzenarten die weiblichen Organe auch ohne Mit-

Neue Gegner der Sexualität etc. etc.
Beziehungen zur Befruchtung beſchrieben; das Verhältniß des
Kelches, der Blumenkrone, der Nektarabſonderung, des Oeffnens
der Antheren, die Selbſterwärmung der Blüthen, die phyſiologi-
ſchen Vorgänge am Fruchtknoten, den Griffeln und der Narbe
ſpeciell unterſucht; alles bis dahin Bekannte über die Reizbarkeit
und Bewegungserſcheinungen an der Blume und den Befrucht-
ungsorganen zuſammengeſtellt und durch neue Beobachtungen
erläutert und ſo von dem Leben der Blüthe ein reichhaltiges,
bis in's kleinſte Detail ausgeführtes Bild entworfen, wie wir es
von keinem anderen Organ der Pflanze bisher beſitzen; es wäre
vergeblich, in Kürze von der Reichhaltigkeit dieſer Beobachtungen
eine klare Vorſtellung geben zu wollen. Indeß waren dies mehr
die Präliminarien für die Hauptſache, den Nachweis, daß die
Entdeckung des Camerarius richtig, daß trotz aller mehr
als hundertjährigen Einwendungen die Mitwirkung des Pollens
zur Embryobildung in den heranwachſenden Samen unentbehrlich
ſei, daß alſo die Pflanzen eine Sexualität, ganz in dem Sinn
wie die Thiere beſitzen. Auch begnügte ſich Gärtner nicht,
eine beliebige Zahl neuer Befruchtungsverſuche zu machen; viel-
mehr wurden die Einwendungen Spallanzani's, Schel-
ver's, Henſchel's, Girou's u. A. ausführlich und mit ſpe-
ciellſter Berückſichtigung aller in Betracht kommenden Umſtände
durch neue Experimente und ſonſtige Erfahrungen widerlegt, die
Ungenauigkeit der Beobachtungen der Gegner der Sexualität
Punct für Punct ſchlagend dargethan, und ſchließlich noch auf
eine Reihe merkwürdiger Erſcheinungen hingewieſen, welche auch
an dem unbefruchteten Fruchtknoten eintreten und die Umſtände
namhaft gemacht, unter denen bei ſcheinbar verhinderter Beſtäu-
bung dennoch Zutritt von Pollen ſtattfinden kann. Dieſe Unter-
ſuchungen konſtatirten abermals die Exiſtenz der vegetabiliſchen
Sexualität und zwar ſo, daß ſeitdem kein Widerſpruch gegen
dieſelbe mehr erhoben werden konnte. Selbſt als ſpäter um
1860 Erſcheinungen bekannt wurden, welche die Vermuthung
nahe legten, daß unter Umſtänden bei gewiſſen Individuen
einiger Pflanzenarten die weiblichen Organe auch ohne Mit-

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[463/0475] Neue Gegner der Sexualität etc. etc. Beziehungen zur Befruchtung beſchrieben; das Verhältniß des Kelches, der Blumenkrone, der Nektarabſonderung, des Oeffnens der Antheren, die Selbſterwärmung der Blüthen, die phyſiologi- ſchen Vorgänge am Fruchtknoten, den Griffeln und der Narbe ſpeciell unterſucht; alles bis dahin Bekannte über die Reizbarkeit und Bewegungserſcheinungen an der Blume und den Befrucht- ungsorganen zuſammengeſtellt und durch neue Beobachtungen erläutert und ſo von dem Leben der Blüthe ein reichhaltiges, bis in's kleinſte Detail ausgeführtes Bild entworfen, wie wir es von keinem anderen Organ der Pflanze bisher beſitzen; es wäre vergeblich, in Kürze von der Reichhaltigkeit dieſer Beobachtungen eine klare Vorſtellung geben zu wollen. Indeß waren dies mehr die Präliminarien für die Hauptſache, den Nachweis, daß die Entdeckung des Camerarius richtig, daß trotz aller mehr als hundertjährigen Einwendungen die Mitwirkung des Pollens zur Embryobildung in den heranwachſenden Samen unentbehrlich ſei, daß alſo die Pflanzen eine Sexualität, ganz in dem Sinn wie die Thiere beſitzen. Auch begnügte ſich Gärtner nicht, eine beliebige Zahl neuer Befruchtungsverſuche zu machen; viel- mehr wurden die Einwendungen Spallanzani's, Schel- ver's, Henſchel's, Girou's u. A. ausführlich und mit ſpe- ciellſter Berückſichtigung aller in Betracht kommenden Umſtände durch neue Experimente und ſonſtige Erfahrungen widerlegt, die Ungenauigkeit der Beobachtungen der Gegner der Sexualität Punct für Punct ſchlagend dargethan, und ſchließlich noch auf eine Reihe merkwürdiger Erſcheinungen hingewieſen, welche auch an dem unbefruchteten Fruchtknoten eintreten und die Umſtände namhaft gemacht, unter denen bei ſcheinbar verhinderter Beſtäu- bung dennoch Zutritt von Pollen ſtattfinden kann. Dieſe Unter- ſuchungen konſtatirten abermals die Exiſtenz der vegetabiliſchen Sexualität und zwar ſo, daß ſeitdem kein Widerſpruch gegen dieſelbe mehr erhoben werden konnte. Selbſt als ſpäter um 1860 Erſcheinungen bekannt wurden, welche die Vermuthung nahe legten, daß unter Umſtänden bei gewiſſen Individuen einiger Pflanzenarten die weiblichen Organe auch ohne Mit-

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Zitationshilfe: Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 463. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/475>, abgerufen am 22.11.2024.