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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.

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Neue Gegner der Sexualität etc. etc.
gezweifelt. Die Meisten verließen sich guten Glaubens auf Linne's
Autorität und Manche wußten sogar die experimentellen Beweise
des Camerarius, Bradley, Logan, Gleditsch und Koelreuter zu
schätzen. Wer aber im Lauf der zwanziger und dreißiger Jahre
die Sache ernst nahm, dem mußte allerdings eine nochmalige
umfassende Aufnahme der Frage nach der Sexualität der Pflanzen
erwünscht sein. Schon 1819 hatte es die Berliner Akademie
der Wissenschaften auf Link's Vorschlag durch Stellung einer
Preisfrage: "Giebt es eine Bastardbefruchtung im Pflanzenreich",
versucht, neue Untersuchungen über den Kern der Sexualitäts-
frage anzuregen. Die einzige, erst 1828 eingelaufene Antwort
von Wiegmann entsprach jedoch den Anforderungen nicht, und
wurde nur mit dem halben Preis belohnt. Glücklicher war in
dieser Beziehung später die holländische Akademie zu Haarlem,
welche auf Reinwardt's Veranlassung 1830 die Frage etwas
verändert und mit ihrer praktischen Beziehung auf Pflanzen-
kultur ausschrieb. Hier trat als Preisbewerber Carl Friedrich
Gärtner
1) auf, dessen Schrift durch Nebenumstände verspätet
1837 den Ehrenpreis und eine außerordentliche Prämie erhielt.
C. F. Gärtner hatte schon seit 1826 die Resultate seiner Ba-
stardirungsversuche in verschiedenen Zeitschriften publicirt. Seine
gesammten, aus fünfundzwanzigjährigen experimentellen Unter-
suchungen gezogenen Resultate publicirte er jedoch erst 1849 in

1) Carl Friedrich Gärtner, der Sohn Joseph Gärtner's, geb. 1772,
gest. 1850 zu Calw. Als Lehrling in die Hofapotheke zu Stuttgart ein-
getreten, besuchte er naturwissenschaftliche Vorlesungen in der Carlsakademie;
um sich medicinischen Studien zu widmen ging er nach Jena, 1795 aber
nach Göttingen, wo er auch Lichtenberg hörte. Noch in demselben Jahre
kehrte er nach der Heimath zurück, wo er 1796 promovirte, um sich als
Arzt in Calw niederzulassen. Hier beschäftigte er sich anfangs mit Fragen
der menschlichen Physiologie, bearbeitete aber dann den Supplementsband
zu seines Vaters Carpologia. Er sammelte Notizen und Excerpte zu einem
umfassenden Werk über Pflanzenphysiologie; aus diesem, übrigens nicht zur
Ausführung gelangten Plane, entsprang auch die Bearbeitung der Sexual-
theorie, der er sich 25 Jahre lang widmete. (Jahresheft des Vereins für
vaterl. Naturkunde in Württemberg 1852 Bd. VIII. p. 16.)

Neue Gegner der Sexualität etc. etc.
gezweifelt. Die Meiſten verließen ſich guten Glaubens auf Linné's
Autorität und Manche wußten ſogar die experimentellen Beweiſe
des Camerarius, Bradley, Logan, Gleditſch und Koelreuter zu
ſchätzen. Wer aber im Lauf der zwanziger und dreißiger Jahre
die Sache ernſt nahm, dem mußte allerdings eine nochmalige
umfaſſende Aufnahme der Frage nach der Sexualität der Pflanzen
erwünſcht ſein. Schon 1819 hatte es die Berliner Akademie
der Wiſſenſchaften auf Link's Vorſchlag durch Stellung einer
Preisfrage: „Giebt es eine Baſtardbefruchtung im Pflanzenreich“,
verſucht, neue Unterſuchungen über den Kern der Sexualitäts-
frage anzuregen. Die einzige, erſt 1828 eingelaufene Antwort
von Wiegmann entſprach jedoch den Anforderungen nicht, und
wurde nur mit dem halben Preis belohnt. Glücklicher war in
dieſer Beziehung ſpäter die holländiſche Akademie zu Haarlem,
welche auf Reinwardt's Veranlaſſung 1830 die Frage etwas
verändert und mit ihrer praktiſchen Beziehung auf Pflanzen-
kultur ausſchrieb. Hier trat als Preisbewerber Carl Friedrich
Gärtner
1) auf, deſſen Schrift durch Nebenumſtände verſpätet
1837 den Ehrenpreis und eine außerordentliche Prämie erhielt.
C. F. Gärtner hatte ſchon ſeit 1826 die Reſultate ſeiner Ba-
ſtardirungsverſuche in verſchiedenen Zeitſchriften publicirt. Seine
geſammten, aus fünfundzwanzigjährigen experimentellen Unter-
ſuchungen gezogenen Reſultate publicirte er jedoch erſt 1849 in

1) Carl Friedrich Gärtner, der Sohn Joſeph Gärtner's, geb. 1772,
geſt. 1850 zu Calw. Als Lehrling in die Hofapotheke zu Stuttgart ein-
getreten, beſuchte er naturwiſſenſchaftliche Vorleſungen in der Carlsakademie;
um ſich mediciniſchen Studien zu widmen ging er nach Jena, 1795 aber
nach Göttingen, wo er auch Lichtenberg hörte. Noch in demſelben Jahre
kehrte er nach der Heimath zurück, wo er 1796 promovirte, um ſich als
Arzt in Calw niederzulaſſen. Hier beſchäftigte er ſich anfangs mit Fragen
der menſchlichen Phyſiologie, bearbeitete aber dann den Supplementsband
zu ſeines Vaters Carpologia. Er ſammelte Notizen und Excerpte zu einem
umfaſſenden Werk über Pflanzenphyſiologie; aus dieſem, übrigens nicht zur
Ausführung gelangten Plane, entſprang auch die Bearbeitung der Sexual-
theorie, der er ſich 25 Jahre lang widmete. (Jahresheft des Vereins für
vaterl. Naturkunde in Württemberg 1852 Bd. VIII. p. 16.)
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[461/0473] Neue Gegner der Sexualität etc. etc. gezweifelt. Die Meiſten verließen ſich guten Glaubens auf Linné's Autorität und Manche wußten ſogar die experimentellen Beweiſe des Camerarius, Bradley, Logan, Gleditſch und Koelreuter zu ſchätzen. Wer aber im Lauf der zwanziger und dreißiger Jahre die Sache ernſt nahm, dem mußte allerdings eine nochmalige umfaſſende Aufnahme der Frage nach der Sexualität der Pflanzen erwünſcht ſein. Schon 1819 hatte es die Berliner Akademie der Wiſſenſchaften auf Link's Vorſchlag durch Stellung einer Preisfrage: „Giebt es eine Baſtardbefruchtung im Pflanzenreich“, verſucht, neue Unterſuchungen über den Kern der Sexualitäts- frage anzuregen. Die einzige, erſt 1828 eingelaufene Antwort von Wiegmann entſprach jedoch den Anforderungen nicht, und wurde nur mit dem halben Preis belohnt. Glücklicher war in dieſer Beziehung ſpäter die holländiſche Akademie zu Haarlem, welche auf Reinwardt's Veranlaſſung 1830 die Frage etwas verändert und mit ihrer praktiſchen Beziehung auf Pflanzen- kultur ausſchrieb. Hier trat als Preisbewerber Carl Friedrich Gärtner 1) auf, deſſen Schrift durch Nebenumſtände verſpätet 1837 den Ehrenpreis und eine außerordentliche Prämie erhielt. C. F. Gärtner hatte ſchon ſeit 1826 die Reſultate ſeiner Ba- ſtardirungsverſuche in verſchiedenen Zeitſchriften publicirt. Seine geſammten, aus fünfundzwanzigjährigen experimentellen Unter- ſuchungen gezogenen Reſultate publicirte er jedoch erſt 1849 in 1) Carl Friedrich Gärtner, der Sohn Joſeph Gärtner's, geb. 1772, geſt. 1850 zu Calw. Als Lehrling in die Hofapotheke zu Stuttgart ein- getreten, beſuchte er naturwiſſenſchaftliche Vorleſungen in der Carlsakademie; um ſich mediciniſchen Studien zu widmen ging er nach Jena, 1795 aber nach Göttingen, wo er auch Lichtenberg hörte. Noch in demſelben Jahre kehrte er nach der Heimath zurück, wo er 1796 promovirte, um ſich als Arzt in Calw niederzulaſſen. Hier beſchäftigte er ſich anfangs mit Fragen der menſchlichen Phyſiologie, bearbeitete aber dann den Supplementsband zu ſeines Vaters Carpologia. Er ſammelte Notizen und Excerpte zu einem umfaſſenden Werk über Pflanzenphyſiologie; aus dieſem, übrigens nicht zur Ausführung gelangten Plane, entſprang auch die Bearbeitung der Sexual- theorie, der er ſich 25 Jahre lang widmete. (Jahresheft des Vereins für vaterl. Naturkunde in Württemberg 1852 Bd. VIII. p. 16.)

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Zitationshilfe: Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 461. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/473>, abgerufen am 22.11.2024.