feuchtigkeit nicht mehr als die sexuell weibliche betrachtet zu ha- ben, da ihn Versuche lehrten, daß durch Ersetzung der eigenen durch fremde Narbenfeuchtigkeit bei Bestäubung mit eigenem Pollen keine Bastardform entsteht. 1) Jedenfalls hatte Koelreuter eine richtigere Vorstellung von dem Wesen der sexuellen Be- fruchtung, als irgend Jemand vor ihm und besonders war die- selbe geeignet, auch die Erfolge seiner Bastardirungen für jene Zeit hinreichend zu erklären, während zugleich die Bastarde selbst die schlagendsten Beweise gegen die herrschende Evolutionstheorie ergaben.
Wir sind hier bei der bedeutendsten Leistung Koelreuter's angelangt, bei der Herstellung der Bastarde; hier, wo es sich abermals um geschicktes Experimentiren handelte, wo es nicht auf mikroskopisches Sehen ankam, erreichte Koelreuter Resultate, an denen auch später Nichts zu ändern war, die vielmehr noch in neuester Zeit mit späteren Beobachtungen zusammen, zur Ab- leitung allgemeiner Gesetze der Hybridation benutzt worden sind. Der erste Bastard, den Koelreuter durch Uebertragung des Pol- lens von Nicotiana paniculata auf die Narben von N. rustica erhielt, brachte zwar impotenten Pollen; bald darauf aber erhielt er Bastarde dieser beiden Species, welche keim- fähige Samen lieferten und 1763 beschrieb er außerdem eine lange Reihe neuer Bastarde in den Gattungen Nicotiana, Kedmia, Dianthus, Mattiola, Hyoscyamus u. a. Im letzten Abschnitt seiner erwähnten Schrift von 1766 beschreibt er acht- zehn Hybridationsversuche mit fünf einheimischen Verbascum-Arten und unterwirft er Linne's oben mitgetheilte Ansichten über Bastardpflanzen einer vernichtenden Kritik. Zugleich zeigt er, gestützt auf Experimente, daß, wenn eigener und fremder Pollen gleichzeitig auf eine Narbe kommt, nur der eigene befruchtend wirke, und daß hierin zum Theil das Fehlen wilder Bastarde,
1) Vergl. darüber Gärtner: Bastardbefruchtung 1849 p. 62. Mir ist die betreffende zweite Fortsetzung von Koelreuter's Arbeit leider unzu- gänglich.
Weiterer Ausbau der Sexualtheorie etc. etc.
feuchtigkeit nicht mehr als die ſexuell weibliche betrachtet zu ha- ben, da ihn Verſuche lehrten, daß durch Erſetzung der eigenen durch fremde Narbenfeuchtigkeit bei Beſtäubung mit eigenem Pollen keine Baſtardform entſteht. 1) Jedenfalls hatte Koelreuter eine richtigere Vorſtellung von dem Weſen der ſexuellen Be- fruchtung, als irgend Jemand vor ihm und beſonders war die- ſelbe geeignet, auch die Erfolge ſeiner Baſtardirungen für jene Zeit hinreichend zu erklären, während zugleich die Baſtarde ſelbſt die ſchlagendſten Beweiſe gegen die herrſchende Evolutionstheorie ergaben.
Wir ſind hier bei der bedeutendſten Leiſtung Koelreuter's angelangt, bei der Herſtellung der Baſtarde; hier, wo es ſich abermals um geſchicktes Experimentiren handelte, wo es nicht auf mikroſkopiſches Sehen ankam, erreichte Koelreuter Reſultate, an denen auch ſpäter Nichts zu ändern war, die vielmehr noch in neueſter Zeit mit ſpäteren Beobachtungen zuſammen, zur Ab- leitung allgemeiner Geſetze der Hybridation benutzt worden ſind. Der erſte Baſtard, den Koelreuter durch Uebertragung des Pol- lens von Nicotiana paniculata auf die Narben von N. rustica erhielt, brachte zwar impotenten Pollen; bald darauf aber erhielt er Baſtarde dieſer beiden Species, welche keim- fähige Samen lieferten und 1763 beſchrieb er außerdem eine lange Reihe neuer Baſtarde in den Gattungen Nicotiana, Kedmia, Dianthus, Mattiola, Hyoscyamus u. a. Im letzten Abſchnitt ſeiner erwähnten Schrift von 1766 beſchreibt er acht- zehn Hybridationsverſuche mit fünf einheimiſchen Verbascum-Arten und unterwirft er Linné's oben mitgetheilte Anſichten über Baſtardpflanzen einer vernichtenden Kritik. Zugleich zeigt er, geſtützt auf Experimente, daß, wenn eigener und fremder Pollen gleichzeitig auf eine Narbe kommt, nur der eigene befruchtend wirke, und daß hierin zum Theil das Fehlen wilder Baſtarde,
1) Vergl. darüber Gärtner: Baſtardbefruchtung 1849 p. 62. Mir iſt die betreffende zweite Fortſetzung von Koelreuter's Arbeit leider unzu- gänglich.
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Weiterer Ausbau der Sexualtheorie etc. etc.
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ben, da ihn Verſuche lehrten, daß durch Erſetzung der eigenen
durch fremde Narbenfeuchtigkeit bei Beſtäubung mit eigenem
Pollen keine Baſtardform entſteht. 1) Jedenfalls hatte Koelreuter
eine richtigere Vorſtellung von dem Weſen der ſexuellen Be-
fruchtung, als irgend Jemand vor ihm und beſonders war die-
ſelbe geeignet, auch die Erfolge ſeiner Baſtardirungen für jene
Zeit hinreichend zu erklären, während zugleich die Baſtarde ſelbſt
die ſchlagendſten Beweiſe gegen die herrſchende Evolutionstheorie
ergaben.
Wir ſind hier bei der bedeutendſten Leiſtung Koelreuter's
angelangt, bei der Herſtellung der Baſtarde; hier, wo es ſich
abermals um geſchicktes Experimentiren handelte, wo es nicht
auf mikroſkopiſches Sehen ankam, erreichte Koelreuter Reſultate,
an denen auch ſpäter Nichts zu ändern war, die vielmehr noch
in neueſter Zeit mit ſpäteren Beobachtungen zuſammen, zur Ab-
leitung allgemeiner Geſetze der Hybridation benutzt worden ſind.
Der erſte Baſtard, den Koelreuter durch Uebertragung des Pol-
lens von Nicotiana paniculata auf die Narben von N.
rustica erhielt, brachte zwar impotenten Pollen; bald darauf
aber erhielt er Baſtarde dieſer beiden Species, welche keim-
fähige Samen lieferten und 1763 beſchrieb er außerdem eine
lange Reihe neuer Baſtarde in den Gattungen Nicotiana,
Kedmia, Dianthus, Mattiola, Hyoscyamus u. a. Im letzten
Abſchnitt ſeiner erwähnten Schrift von 1766 beſchreibt er acht-
zehn Hybridationsverſuche mit fünf einheimiſchen Verbascum-Arten
und unterwirft er Linné's oben mitgetheilte Anſichten über
Baſtardpflanzen einer vernichtenden Kritik. Zugleich zeigt er,
geſtützt auf Experimente, daß, wenn eigener und fremder Pollen
gleichzeitig auf eine Narbe kommt, nur der eigene befruchtend
wirke, und daß hierin zum Theil das Fehlen wilder Baſtarde,
1) Vergl. darüber Gärtner: Baſtardbefruchtung 1849 p. 62. Mir
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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 445. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/457>, abgerufen am 25.11.2024.
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