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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.

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Geschichte der Sexualtheorie.
ginals hier folgen lasse: for in the florid attire (in den ein-
zelnen Blüthen der Compositenköpfe) the blade (Griffel und
Narbe) doth not unaptly resemble a small penis, with
the sheath opon it, as its praeputium. And in the
seedlike attire the several thecae are, like so many little
testikles. And the globulets and other small partikles
opon the blade or penis and in the thecae, are as the
vegetable sperme. Wich as soon, as the penis is exserted
or the testikles come to break, falls down opon the
seedcase or wombe and so toutches it with a pro-
lifick virtue.

Dem Bedenken, daß demnach dieselbe Pflanze männlich und
weiblich sein müsse, tritt er mit der Thatsache entgegen, daß
Schnecken und andere Thiere sich ebenso verhalten. Daß aber
die Pollenkörner nur dadurch, daß sie auf den Fruchtknoten
(uterus) fallen, diesem oder seinem Saft eine prolific virtue
ertheilen, sei um so wahrscheinlicher, wenn man den Befruchtungs-
vorgang bei manchen Thieren damit vergleicht (wobei Grew son-
derbare Dinge zur Tage fördert). Der ganze Abschnitt schließt
mit der Bemerkung, wenn man eine vollständige Aehnlichkeit
zwischen Thieren und Pflanzen in dieser Beziehung fordern wollte,
so hieße das, verlangen, die Pflanze solle nicht einem Thiere
ähnlich, sondern selbst ein Thier sein.

Fragt man sich nun, was etwa Millington und Grew
wirklich geleistet haben, so besteht es in der Vermuthung, daß
die Staubgefäße den männlichen Befruchtungsstoff erzeugen, eine
Ansicht, die hier aber mit den wunderlichsten chemischen
Theorieen und thierischen Analogieen eng verknüpft auftritt.
Merkwürdig wie krumm die Wege sind, auf denen die Wissenschaft
zuweilen fortschreitet; Grew, wenn er einmal irgend Sexualität
bei den Pflanzen annehmen wollte, hätte einfach an Theo-
phrast's Angabe anknüpfen können, daß man zur Befruchtung
weiblicher Palmen den Blüthenstaub der männlichen über ihnen
ausschüttle und da Grew ebenso wie Malpighi den Blüthen-
staub in den Staubgefäßen vorfand, konnten diese letzteren ohne

Geſchichte der Sexualtheorie.
ginals hier folgen laſſe: for in the florid attire (in den ein-
zelnen Blüthen der Compoſitenköpfe) the blade (Griffel und
Narbe) doth not unaptly resemble a small penis, with
the sheath opon it, as its praeputium. And in the
seedlike attire the several thecae are, like so many little
testikles. And the globulets and other small partikles
opon the blade or penis and in the thecae, are as the
vegetable sperme. Wich as soon, as the penis is exserted
or the testikles come to break, falls down opon the
seedcase or wombe and so toutches it with a pro-
lifick virtue.

Dem Bedenken, daß demnach dieſelbe Pflanze männlich und
weiblich ſein müſſe, tritt er mit der Thatſache entgegen, daß
Schnecken und andere Thiere ſich ebenſo verhalten. Daß aber
die Pollenkörner nur dadurch, daß ſie auf den Fruchtknoten
(uterus) fallen, dieſem oder ſeinem Saft eine prolific virtue
ertheilen, ſei um ſo wahrſcheinlicher, wenn man den Befruchtungs-
vorgang bei manchen Thieren damit vergleicht (wobei Grew ſon-
derbare Dinge zur Tage fördert). Der ganze Abſchnitt ſchließt
mit der Bemerkung, wenn man eine vollſtändige Aehnlichkeit
zwiſchen Thieren und Pflanzen in dieſer Beziehung fordern wollte,
ſo hieße das, verlangen, die Pflanze ſolle nicht einem Thiere
ähnlich, ſondern ſelbſt ein Thier ſein.

Fragt man ſich nun, was etwa Millington und Grew
wirklich geleiſtet haben, ſo beſteht es in der Vermuthung, daß
die Staubgefäße den männlichen Befruchtungsſtoff erzeugen, eine
Anſicht, die hier aber mit den wunderlichſten chemiſchen
Theorieen und thieriſchen Analogieen eng verknüpft auftritt.
Merkwürdig wie krumm die Wege ſind, auf denen die Wiſſenſchaft
zuweilen fortſchreitet; Grew, wenn er einmal irgend Sexualität
bei den Pflanzen annehmen wollte, hätte einfach an Theo-
phraſt's Angabe anknüpfen können, daß man zur Befruchtung
weiblicher Palmen den Blüthenſtaub der männlichen über ihnen
ausſchüttle und da Grew ebenſo wie Malpighi den Blüthen-
ſtaub in den Staubgefäßen vorfand, konnten dieſe letzteren ohne

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[414/0426] Geſchichte der Sexualtheorie. ginals hier folgen laſſe: for in the florid attire (in den ein- zelnen Blüthen der Compoſitenköpfe) the blade (Griffel und Narbe) doth not unaptly resemble a small penis, with the sheath opon it, as its praeputium. And in the seedlike attire the several thecae are, like so many little testikles. And the globulets and other small partikles opon the blade or penis and in the thecae, are as the vegetable sperme. Wich as soon, as the penis is exserted or the testikles come to break, falls down opon the seedcase or wombe and so toutches it with a pro- lifick virtue. Dem Bedenken, daß demnach dieſelbe Pflanze männlich und weiblich ſein müſſe, tritt er mit der Thatſache entgegen, daß Schnecken und andere Thiere ſich ebenſo verhalten. Daß aber die Pollenkörner nur dadurch, daß ſie auf den Fruchtknoten (uterus) fallen, dieſem oder ſeinem Saft eine prolific virtue ertheilen, ſei um ſo wahrſcheinlicher, wenn man den Befruchtungs- vorgang bei manchen Thieren damit vergleicht (wobei Grew ſon- derbare Dinge zur Tage fördert). Der ganze Abſchnitt ſchließt mit der Bemerkung, wenn man eine vollſtändige Aehnlichkeit zwiſchen Thieren und Pflanzen in dieſer Beziehung fordern wollte, ſo hieße das, verlangen, die Pflanze ſolle nicht einem Thiere ähnlich, ſondern ſelbſt ein Thier ſein. Fragt man ſich nun, was etwa Millington und Grew wirklich geleiſtet haben, ſo beſteht es in der Vermuthung, daß die Staubgefäße den männlichen Befruchtungsſtoff erzeugen, eine Anſicht, die hier aber mit den wunderlichſten chemiſchen Theorieen und thieriſchen Analogieen eng verknüpft auftritt. Merkwürdig wie krumm die Wege ſind, auf denen die Wiſſenſchaft zuweilen fortſchreitet; Grew, wenn er einmal irgend Sexualität bei den Pflanzen annehmen wollte, hätte einfach an Theo- phraſt's Angabe anknüpfen können, daß man zur Befruchtung weiblicher Palmen den Blüthenſtaub der männlichen über ihnen ausſchüttle und da Grew ebenſo wie Malpighi den Blüthen- ſtaub in den Staubgefäßen vorfand, konnten dieſe letzteren ohne

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Zitationshilfe: Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 414. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/426>, abgerufen am 26.11.2024.