Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.Geschichte der Sexualtheorie. Candolle 1. c. p. 48 sagen konnte, Caesalpin habe das Vor-handensein der Geschlechter bei Pflanzen bereits erkannt. Schon seine Auffassung der vegetabilischen Samenkörner als Analagon des männlichen Samens der Thiere, mußte ihm das Verständniß der Sexualität bei den Pflanzen unmöglich machen. Dasselbe be- weist auch seine Annahme, daß der Same der Pflanzen aus dem Mark als dem Lebensprincip der Pflanze entspringe und in Zu- sammenhang hiermit heißt es im ersten seiner sechzehn Bücher p. 11: Non fuit autem necesse, in plantis genituram aliquam distinotam a materia secerni, ut in animalibus, quae mare et femina distinguunter. Die den Fruchtknoten umgebenden oder von ihm getrennten Blüthentheile sammt den Staubgefäßen betrachtete er nur als Hüllen des Fötus und wenn er auch, wie schon gezeigt wurde, sehr wohl wußte, daß bei manchen Pflanzen, wie bei der Haselnuß, Kastanie, dem Ricinus, Taxus, Mer- curialis, Urtica, Cannabis, Mais, die Blüthen von den Frucht- anlagen getrennt sind und sogar anführt, daß man die sterilen Individuen Männchen, die fruchtbaren Weibchen nenne, so faßte er dieß doch nur als eine populäre Bezeichnung auf, ohne ein Geschlechtsverhältniß wirklich zuzulassen; bezüglich der Ausdrücke mas et foemina heißt es p. 15: Quod ideo fieri videtur, quia foeminae materia temperatior sit, maris autem ca- lidior; quod enim in fructum transire debuisset, ob super- fluam caliditatem evanuit in flores, in eo tamen genere foeminas melius provenire et foecundiores fieri ajunt, si juxta mares serantur, ut in palma est animadversum, quasi halitus quidam ex mare efflans debilem foeminae calorem expleat ad fructificandum. Vom Pollen ist dabei keine Rede, noch weniger von einer Geſchichte der Sexualtheorie. Candolle 1. c. p. 48 ſagen konnte, Caeſalpin habe das Vor-handenſein der Geſchlechter bei Pflanzen bereits erkannt. Schon ſeine Auffaſſung der vegetabiliſchen Samenkörner als Analagon des männlichen Samens der Thiere, mußte ihm das Verſtändniß der Sexualität bei den Pflanzen unmöglich machen. Dasſelbe be- weiſt auch ſeine Annahme, daß der Same der Pflanzen aus dem Mark als dem Lebensprincip der Pflanze entſpringe und in Zu- ſammenhang hiermit heißt es im erſten ſeiner ſechzehn Bücher p. 11: Non fuit autem necesse, in plantis genituram aliquam distinotam a materia secerni, ut in animalibus, quae mare et femina distinguunter. Die den Fruchtknoten umgebenden oder von ihm getrennten Blüthentheile ſammt den Staubgefäßen betrachtete er nur als Hüllen des Fötus und wenn er auch, wie ſchon gezeigt wurde, ſehr wohl wußte, daß bei manchen Pflanzen, wie bei der Haſelnuß, Kaſtanie, dem Ricinus, Taxus, Mer- curialis, Urtica, Cannabis, Mais, die Blüthen von den Frucht- anlagen getrennt ſind und ſogar anführt, daß man die ſterilen Individuen Männchen, die fruchtbaren Weibchen nenne, ſo faßte er dieß doch nur als eine populäre Bezeichnung auf, ohne ein Geſchlechtsverhältniß wirklich zuzulaſſen; bezüglich der Ausdrücke mas et foemina heißt es p. 15: Quod ideo fieri videtur, quia foeminae materia temperatior sit, maris autem ca- lidior; quod enim in fructum transire debuisset, ob super- fluam caliditatem evanuit in flores, in eo tamen genere foeminas melius provenire et foecundiores fieri ajunt, si juxta mares serantur, ut in palma est animadversum, quasi halitus quidam ex mare efflans debilem foeminae calorem expleat ad fructificandum. 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Geſchichte der Sexualtheorie.
Candolle 1. c. p. 48 ſagen konnte, Caeſalpin habe das Vor-
handenſein der Geſchlechter bei Pflanzen bereits erkannt. Schon
ſeine Auffaſſung der vegetabiliſchen Samenkörner als Analagon
des männlichen Samens der Thiere, mußte ihm das Verſtändniß
der Sexualität bei den Pflanzen unmöglich machen. Dasſelbe be-
weiſt auch ſeine Annahme, daß der Same der Pflanzen aus dem
Mark als dem Lebensprincip der Pflanze entſpringe und in Zu-
ſammenhang hiermit heißt es im erſten ſeiner ſechzehn Bücher p. 11:
Non fuit autem necesse, in plantis genituram aliquam
distinotam a materia secerni, ut in animalibus, quae mare
et femina distinguunter. Die den Fruchtknoten umgebenden
oder von ihm getrennten Blüthentheile ſammt den Staubgefäßen
betrachtete er nur als Hüllen des Fötus und wenn er auch, wie
ſchon gezeigt wurde, ſehr wohl wußte, daß bei manchen Pflanzen,
wie bei der Haſelnuß, Kaſtanie, dem Ricinus, Taxus, Mer-
curialis, Urtica, Cannabis, Mais, die Blüthen von den Frucht-
anlagen getrennt ſind und ſogar anführt, daß man die ſterilen
Individuen Männchen, die fruchtbaren Weibchen nenne, ſo faßte
er dieß doch nur als eine populäre Bezeichnung auf, ohne ein
Geſchlechtsverhältniß wirklich zuzulaſſen; bezüglich der Ausdrücke
mas et foemina heißt es p. 15: Quod ideo fieri videtur,
quia foeminae materia temperatior sit, maris autem ca-
lidior; quod enim in fructum transire debuisset, ob super-
fluam caliditatem evanuit in flores, in eo tamen genere
foeminas melius provenire et foecundiores fieri ajunt, si
juxta mares serantur, ut in palma est animadversum,
quasi halitus quidam ex mare efflans debilem foeminae
calorem expleat ad fructificandum.
Vom Pollen iſt dabei keine Rede, noch weniger von einer
Verallgemeinerung des bei den getrenntgeſchlechtigen Blüthen
Wahrgenommenen auf die gewöhnlichen, wo Blüthe und Frucht-
anlage im Sinne Caeſalpin's vereinigt ſind. Auch das in
unſerem erſten Buch p. 51 über ſeine Anſicht von dem Ver-
hältniß zwiſchen Samen und Sproß Citirte zeigt, daß ihm die
Samenbildung nur eine edlere Art der Fortpflanzung, als die
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