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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.

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Geschichte der Sexualtheorie.
Das, so schließt er diesen Satz, sind die Differenzen der Pflanzen
und derer, welche keine Frucht zu Stande bringen: woraus
sattsam einleuchte, wie groß die Verschiedenheit der Blüthe sei.
Im dritten Buch De causis (c 15,3) heißt es: die Terebinthe
sei theils männlich, theils weiblich, jene sei steril und werde
ebendeßhalb männlich genannt. Daß Theophrast in diesen Dingen
sich ganz auf die Erzählung anderer verließ, zeigt eine Stelle in
demselben Buch (c. 18,1), wo es heißt: Was man sich erzählt,
daß die Frucht der weiblichen Dattelpalme nicht ausdauere, wenn
man nicht die Blüthe der männlichen mit ihrem Staub über ihr
ausschüttelt, ist in der That sonderbar, doch ähnlich der Caprifi-
cation der Feige, woraus man fast schließen könnte, daß die
weibliche zur Vollendung des Fötus sich selbst nicht genüge;
allein dieß müßte nicht bei einer Gattung oder zweien, sondern
entweder bei allen oder vielen stattfinden. Man sieht an dieser
Stelle recht deutlich, wie vornehm der griechische Philosoph diese
wichtige Frage abthut, ohne sich im Entferntesten zu einer eigenen
Beobachtung herabzulassen.

Es scheint, daß bis auf Plinius' Zeiten, wenn auch nicht
bei den Schriftstellern, so doch bei Personen, die sich selbst mit
der Natur beschäftigten, die Annahme einer sexuellen Differenz
der Pflanzen sich mehr ausgebildet und befestigt habe; denn
Plinius sagt in seiner Historia mundi, wo er das Verhältniß
der männlichen und weiblichen Dattelpalme beschreibt und na-
mentlich den Blüthenstaub als das Befruchtungsmittel bezeichnet,
die Naturkundigen erzählen, alle Bäume und selbst
Kräuter besäßen beiderlei Geschlecht. 1)

Wenn dieses Thema der Naturgeschichte den Philosophen
nur wenig Stoff zum Nachdenken bot, so ermangelte es desto
weniger, die Phantasie der Dichter anzuregen. De Candolle

zur Blüthe gerechnet wird, was Meyer Geschichte I. p. 164 übersehen zu
haben scheint.
1) Die ganze betreffende Stelle ist in De Candolle's Pflanzen-
physiologie 1835 II. p. 44 wörtlich citirt und betreffs des Pollens heißt es
daselbst: Ipso et pulvere etiam foeminas maritare.

Geſchichte der Sexualtheorie.
Das, ſo ſchließt er dieſen Satz, ſind die Differenzen der Pflanzen
und derer, welche keine Frucht zu Stande bringen: woraus
ſattſam einleuchte, wie groß die Verſchiedenheit der Blüthe ſei.
Im dritten Buch De causis (c 15,3) heißt es: die Terebinthe
ſei theils männlich, theils weiblich, jene ſei ſteril und werde
ebendeßhalb männlich genannt. Daß Theophraſt in dieſen Dingen
ſich ganz auf die Erzählung anderer verließ, zeigt eine Stelle in
demſelben Buch (c. 18,1), wo es heißt: Was man ſich erzählt,
daß die Frucht der weiblichen Dattelpalme nicht ausdauere, wenn
man nicht die Blüthe der männlichen mit ihrem Staub über ihr
ausſchüttelt, iſt in der That ſonderbar, doch ähnlich der Caprifi-
cation der Feige, woraus man faſt ſchließen könnte, daß die
weibliche zur Vollendung des Fötus ſich ſelbſt nicht genüge;
allein dieß müßte nicht bei einer Gattung oder zweien, ſondern
entweder bei allen oder vielen ſtattfinden. Man ſieht an dieſer
Stelle recht deutlich, wie vornehm der griechiſche Philoſoph dieſe
wichtige Frage abthut, ohne ſich im Entfernteſten zu einer eigenen
Beobachtung herabzulaſſen.

Es ſcheint, daß bis auf Plinius' Zeiten, wenn auch nicht
bei den Schriftſtellern, ſo doch bei Perſonen, die ſich ſelbſt mit
der Natur beſchäftigten, die Annahme einer ſexuellen Differenz
der Pflanzen ſich mehr ausgebildet und befeſtigt habe; denn
Plinius ſagt in ſeiner Historia mundi, wo er das Verhältniß
der männlichen und weiblichen Dattelpalme beſchreibt und na-
mentlich den Blüthenſtaub als das Befruchtungsmittel bezeichnet,
die Naturkundigen erzählen, alle Bäume und ſelbſt
Kräuter beſäßen beiderlei Geſchlecht. 1)

Wenn dieſes Thema der Naturgeſchichte den Philoſophen
nur wenig Stoff zum Nachdenken bot, ſo ermangelte es deſto
weniger, die Phantaſie der Dichter anzuregen. De Candolle

zur Blüthe gerechnet wird, was Meyer Geſchichte I. p. 164 überſehen zu
haben ſcheint.
1) Die ganze betreffende Stelle iſt in De Candolle's Pflanzen-
phyſiologie 1835 II. p. 44 wörtlich citirt und betreffs des Pollens heißt es
daſelbſt: Ipso et pulvere etiam foeminas maritare.
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[408/0420] Geſchichte der Sexualtheorie. Das, ſo ſchließt er dieſen Satz, ſind die Differenzen der Pflanzen und derer, welche keine Frucht zu Stande bringen: woraus ſattſam einleuchte, wie groß die Verſchiedenheit der Blüthe ſei. Im dritten Buch De causis (c 15,3) heißt es: die Terebinthe ſei theils männlich, theils weiblich, jene ſei ſteril und werde ebendeßhalb männlich genannt. Daß Theophraſt in dieſen Dingen ſich ganz auf die Erzählung anderer verließ, zeigt eine Stelle in demſelben Buch (c. 18,1), wo es heißt: Was man ſich erzählt, daß die Frucht der weiblichen Dattelpalme nicht ausdauere, wenn man nicht die Blüthe der männlichen mit ihrem Staub über ihr ausſchüttelt, iſt in der That ſonderbar, doch ähnlich der Caprifi- cation der Feige, woraus man faſt ſchließen könnte, daß die weibliche zur Vollendung des Fötus ſich ſelbſt nicht genüge; allein dieß müßte nicht bei einer Gattung oder zweien, ſondern entweder bei allen oder vielen ſtattfinden. Man ſieht an dieſer Stelle recht deutlich, wie vornehm der griechiſche Philoſoph dieſe wichtige Frage abthut, ohne ſich im Entfernteſten zu einer eigenen Beobachtung herabzulaſſen. Es ſcheint, daß bis auf Plinius' Zeiten, wenn auch nicht bei den Schriftſtellern, ſo doch bei Perſonen, die ſich ſelbſt mit der Natur beſchäftigten, die Annahme einer ſexuellen Differenz der Pflanzen ſich mehr ausgebildet und befeſtigt habe; denn Plinius ſagt in ſeiner Historia mundi, wo er das Verhältniß der männlichen und weiblichen Dattelpalme beſchreibt und na- mentlich den Blüthenſtaub als das Befruchtungsmittel bezeichnet, die Naturkundigen erzählen, alle Bäume und ſelbſt Kräuter beſäßen beiderlei Geſchlecht. 1) Wenn dieſes Thema der Naturgeſchichte den Philoſophen nur wenig Stoff zum Nachdenken bot, ſo ermangelte es deſto weniger, die Phantaſie der Dichter anzuregen. De Candolle 2) 1) Die ganze betreffende Stelle iſt in De Candolle's Pflanzen- phyſiologie 1835 II. p. 44 wörtlich citirt und betreffs des Pollens heißt es daſelbſt: Ipso et pulvere etiam foeminas maritare. 2) zur Blüthe gerechnet wird, was Meyer Geſchichte I. p. 164 überſehen zu haben ſcheint.

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Zitationshilfe: Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/420>, abgerufen am 26.11.2024.