Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.Entwicklungsgeschichte der Zelle; Entstehung der nahme aller gelben Ziegel nunmehr die rothen allein noch dasMauerwerk, wenn auch viel lockerer, so doch in seiner Gesammt- form noch darstellen würden. Zu ähnlichen Ergebnissen kam Nägeli 1862 bei den krystallähnlich geformten Proteinkörpern, welche Theodor Hartig vorher entdeckt, Radlkofer krystallo- graphisch, Maschke chemisch untersucht hatte. Da man in gleicher Weise die sogenannten inkrustirenden Substanzen aus Zellhäuten extrahiren kann ohne ihre feine Struktur wesentlich zu ändern, da man durch Verbrennung derselben Aschenskelette gewinnt, welche die feine Struktur der Zellhaut selbst nachahmen, so gilt das oben angewandte Bild in noch complicirterer Weise auch für die Molecularstruktur der Zellhäute, ja manche Erwäg- ungen führen zu der Annahme, daß Nägeli's bei den Stärke- körnern gewonnene Vorstellungsweise sich auch auf die Struktur des Protoplasma's mit gewissen Modificationen wird anwenden lassen. Wie oben angedeutet, war Nägeli durch Erscheinungen an Entwicklungsgeſchichte der Zelle; Entſtehung der nahme aller gelben Ziegel nunmehr die rothen allein noch dasMauerwerk, wenn auch viel lockerer, ſo doch in ſeiner Geſammt- form noch darſtellen würden. Zu ähnlichen Ergebniſſen kam Nägeli 1862 bei den kryſtallähnlich geformten Proteinkörpern, welche Theodor Hartig vorher entdeckt, Radlkofer kryſtallo- graphiſch, Maſchke chemiſch unterſucht hatte. Da man in gleicher Weiſe die ſogenannten inkruſtirenden Subſtanzen aus Zellhäuten extrahiren kann ohne ihre feine Struktur weſentlich zu ändern, da man durch Verbrennung derſelben Aſchenſkelette gewinnt, welche die feine Struktur der Zellhaut ſelbſt nachahmen, ſo gilt das oben angewandte Bild in noch complicirterer Weiſe auch für die Molecularſtruktur der Zellhäute, ja manche Erwäg- ungen führen zu der Annahme, daß Nägeli's bei den Stärke- körnern gewonnene Vorſtellungsweiſe ſich auch auf die Struktur des Protoplasma's mit gewiſſen Modificationen wird anwenden laſſen. Wie oben angedeutet, war Nägeli durch Erſcheinungen an <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0394" n="382"/><fw place="top" type="header">Entwicklungsgeſchichte der Zelle; Entſtehung der</fw><lb/> nahme aller gelben Ziegel nunmehr die rothen allein noch das<lb/> Mauerwerk, wenn auch viel lockerer, ſo doch in ſeiner Geſammt-<lb/> form noch darſtellen würden. Zu ähnlichen Ergebniſſen kam<lb/><hi rendition="#g">Nägeli</hi> 1862 bei den kryſtallähnlich geformten Proteinkörpern,<lb/> welche <hi rendition="#g">Theodor Hartig</hi> vorher entdeckt, <hi rendition="#g">Radlkofer</hi> kryſtallo-<lb/> graphiſch, <hi rendition="#g">Maſchke</hi> chemiſch unterſucht hatte. Da man in<lb/> gleicher Weiſe die ſogenannten inkruſtirenden Subſtanzen aus<lb/> Zellhäuten extrahiren kann ohne ihre feine Struktur weſentlich<lb/> zu ändern, da man durch Verbrennung derſelben Aſchenſkelette<lb/> gewinnt, welche die feine Struktur der Zellhaut ſelbſt nachahmen,<lb/> ſo gilt das oben angewandte Bild in noch complicirterer Weiſe<lb/> auch für die Molecularſtruktur der Zellhäute, ja manche Erwäg-<lb/> ungen führen zu der Annahme, daß <hi rendition="#g">Nägeli</hi>'s bei den Stärke-<lb/> körnern gewonnene Vorſtellungsweiſe ſich auch auf die Struktur des<lb/> Protoplasma's mit gewiſſen Modificationen wird anwenden laſſen.</p><lb/> <p>Wie oben angedeutet, war <hi rendition="#g">Nägeli</hi> durch Erſcheinungen an<lb/> den Stärkekörnern zu der Annahme geführt worden, daß ihre<lb/> Molecüle nicht rund ſondern polyedriſch ſeien und ſo lag die<lb/> Frage nahe, ob ſie etwa als geradezu kryſtalliniſch gelten dürfen.<lb/> Ueber dieſe Frage konnte die Anwendung des polariſirten Lichtes<lb/> Aufſchluß geben, mit welcher ſich bereits verſchiedene Beobachter<lb/> beſchäftigt hatten. Schon 1847 hatte <hi rendition="#g">Erlach</hi>, 1849 <hi rendition="#g">Ehren</hi>-<lb/><hi rendition="#g">berg</hi> das Polariſationsmikroſkop zur Charakteriſtik mikroſkopiſcher<lb/> Objekte benutzt, ohne jedoch daraus Folgerungen auf die Mole-<lb/> cularſtruktur abzuleiten; <hi rendition="#g">Schacht</hi> hatte ſpäter ſogar die Be-<lb/> obachtungen mit dem Polariſationsmikroſkop für eine hübſche<lb/> Spielerei erklärt, die aber keinen wiſſenſchaftlichen Werth habe.<lb/> Darauf begegnen wir wieder einer ernſten ſorgfältigen Unter-<lb/> ſuchung <hi rendition="#g">Mohl</hi>'s auch auf dieſem Gebiet (Bot. Zeitg. 1858),<lb/> wo derſelbe mit gewohnter Gründlichkeit und unter techniſcher<lb/> Verbeſſerung des Apparates zu Folgerungen über die Natur<lb/> und Subſtanz der Zellhäute, Stärkekörner u. ſ. w. gelangte,<lb/> welche ſofort den Beweis lieferten, daß in den Händen eines<lb/> denkenden Beobachters das Polariſationsmikroſkop nicht ein<lb/> Spielzeug, ſondern ein Mittel zu tief eindringender Forſchung<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [382/0394]
Entwicklungsgeſchichte der Zelle; Entſtehung der
nahme aller gelben Ziegel nunmehr die rothen allein noch das
Mauerwerk, wenn auch viel lockerer, ſo doch in ſeiner Geſammt-
form noch darſtellen würden. Zu ähnlichen Ergebniſſen kam
Nägeli 1862 bei den kryſtallähnlich geformten Proteinkörpern,
welche Theodor Hartig vorher entdeckt, Radlkofer kryſtallo-
graphiſch, Maſchke chemiſch unterſucht hatte. Da man in
gleicher Weiſe die ſogenannten inkruſtirenden Subſtanzen aus
Zellhäuten extrahiren kann ohne ihre feine Struktur weſentlich
zu ändern, da man durch Verbrennung derſelben Aſchenſkelette
gewinnt, welche die feine Struktur der Zellhaut ſelbſt nachahmen,
ſo gilt das oben angewandte Bild in noch complicirterer Weiſe
auch für die Molecularſtruktur der Zellhäute, ja manche Erwäg-
ungen führen zu der Annahme, daß Nägeli's bei den Stärke-
körnern gewonnene Vorſtellungsweiſe ſich auch auf die Struktur des
Protoplasma's mit gewiſſen Modificationen wird anwenden laſſen.
Wie oben angedeutet, war Nägeli durch Erſcheinungen an
den Stärkekörnern zu der Annahme geführt worden, daß ihre
Molecüle nicht rund ſondern polyedriſch ſeien und ſo lag die
Frage nahe, ob ſie etwa als geradezu kryſtalliniſch gelten dürfen.
Ueber dieſe Frage konnte die Anwendung des polariſirten Lichtes
Aufſchluß geben, mit welcher ſich bereits verſchiedene Beobachter
beſchäftigt hatten. Schon 1847 hatte Erlach, 1849 Ehren-
berg das Polariſationsmikroſkop zur Charakteriſtik mikroſkopiſcher
Objekte benutzt, ohne jedoch daraus Folgerungen auf die Mole-
cularſtruktur abzuleiten; Schacht hatte ſpäter ſogar die Be-
obachtungen mit dem Polariſationsmikroſkop für eine hübſche
Spielerei erklärt, die aber keinen wiſſenſchaftlichen Werth habe.
Darauf begegnen wir wieder einer ernſten ſorgfältigen Unter-
ſuchung Mohl's auch auf dieſem Gebiet (Bot. Zeitg. 1858),
wo derſelbe mit gewohnter Gründlichkeit und unter techniſcher
Verbeſſerung des Apparates zu Folgerungen über die Natur
und Subſtanz der Zellhäute, Stärkekörner u. ſ. w. gelangte,
welche ſofort den Beweis lieferten, daß in den Händen eines
denkenden Beobachters das Polariſationsmikroſkop nicht ein
Spielzeug, ſondern ein Mittel zu tief eindringender Forſchung
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