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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.

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Entwicklungsgeschichte der Zelle; Entstehung der
nahme aller gelben Ziegel nunmehr die rothen allein noch das
Mauerwerk, wenn auch viel lockerer, so doch in seiner Gesammt-
form noch darstellen würden. Zu ähnlichen Ergebnissen kam
Nägeli 1862 bei den krystallähnlich geformten Proteinkörpern,
welche Theodor Hartig vorher entdeckt, Radlkofer krystallo-
graphisch, Maschke chemisch untersucht hatte. Da man in
gleicher Weise die sogenannten inkrustirenden Substanzen aus
Zellhäuten extrahiren kann ohne ihre feine Struktur wesentlich
zu ändern, da man durch Verbrennung derselben Aschenskelette
gewinnt, welche die feine Struktur der Zellhaut selbst nachahmen,
so gilt das oben angewandte Bild in noch complicirterer Weise
auch für die Molecularstruktur der Zellhäute, ja manche Erwäg-
ungen führen zu der Annahme, daß Nägeli's bei den Stärke-
körnern gewonnene Vorstellungsweise sich auch auf die Struktur des
Protoplasma's mit gewissen Modificationen wird anwenden lassen.

Wie oben angedeutet, war Nägeli durch Erscheinungen an
den Stärkekörnern zu der Annahme geführt worden, daß ihre
Molecüle nicht rund sondern polyedrisch seien und so lag die
Frage nahe, ob sie etwa als geradezu krystallinisch gelten dürfen.
Ueber diese Frage konnte die Anwendung des polarisirten Lichtes
Aufschluß geben, mit welcher sich bereits verschiedene Beobachter
beschäftigt hatten. Schon 1847 hatte Erlach, 1849 Ehren-
berg das Polarisationsmikroskop zur Charakteristik mikroskopischer
Objekte benutzt, ohne jedoch daraus Folgerungen auf die Mole-
cularstruktur abzuleiten; Schacht hatte später sogar die Be-
obachtungen mit dem Polarisationsmikroskop für eine hübsche
Spielerei erklärt, die aber keinen wissenschaftlichen Werth habe.
Darauf begegnen wir wieder einer ernsten sorgfältigen Unter-
suchung Mohl's auch auf diesem Gebiet (Bot. Zeitg. 1858),
wo derselbe mit gewohnter Gründlichkeit und unter technischer
Verbesserung des Apparates zu Folgerungen über die Natur
und Substanz der Zellhäute, Stärkekörner u. s. w. gelangte,
welche sofort den Beweis lieferten, daß in den Händen eines
denkenden Beobachters das Polarisationsmikroskop nicht ein
Spielzeug, sondern ein Mittel zu tief eindringender Forschung

Entwicklungsgeſchichte der Zelle; Entſtehung der
nahme aller gelben Ziegel nunmehr die rothen allein noch das
Mauerwerk, wenn auch viel lockerer, ſo doch in ſeiner Geſammt-
form noch darſtellen würden. Zu ähnlichen Ergebniſſen kam
Nägeli 1862 bei den kryſtallähnlich geformten Proteinkörpern,
welche Theodor Hartig vorher entdeckt, Radlkofer kryſtallo-
graphiſch, Maſchke chemiſch unterſucht hatte. Da man in
gleicher Weiſe die ſogenannten inkruſtirenden Subſtanzen aus
Zellhäuten extrahiren kann ohne ihre feine Struktur weſentlich
zu ändern, da man durch Verbrennung derſelben Aſchenſkelette
gewinnt, welche die feine Struktur der Zellhaut ſelbſt nachahmen,
ſo gilt das oben angewandte Bild in noch complicirterer Weiſe
auch für die Molecularſtruktur der Zellhäute, ja manche Erwäg-
ungen führen zu der Annahme, daß Nägeli's bei den Stärke-
körnern gewonnene Vorſtellungsweiſe ſich auch auf die Struktur des
Protoplasma's mit gewiſſen Modificationen wird anwenden laſſen.

Wie oben angedeutet, war Nägeli durch Erſcheinungen an
den Stärkekörnern zu der Annahme geführt worden, daß ihre
Molecüle nicht rund ſondern polyedriſch ſeien und ſo lag die
Frage nahe, ob ſie etwa als geradezu kryſtalliniſch gelten dürfen.
Ueber dieſe Frage konnte die Anwendung des polariſirten Lichtes
Aufſchluß geben, mit welcher ſich bereits verſchiedene Beobachter
beſchäftigt hatten. Schon 1847 hatte Erlach, 1849 Ehren-
berg das Polariſationsmikroſkop zur Charakteriſtik mikroſkopiſcher
Objekte benutzt, ohne jedoch daraus Folgerungen auf die Mole-
cularſtruktur abzuleiten; Schacht hatte ſpäter ſogar die Be-
obachtungen mit dem Polariſationsmikroſkop für eine hübſche
Spielerei erklärt, die aber keinen wiſſenſchaftlichen Werth habe.
Darauf begegnen wir wieder einer ernſten ſorgfältigen Unter-
ſuchung Mohl's auch auf dieſem Gebiet (Bot. Zeitg. 1858),
wo derſelbe mit gewohnter Gründlichkeit und unter techniſcher
Verbeſſerung des Apparates zu Folgerungen über die Natur
und Subſtanz der Zellhäute, Stärkekörner u. ſ. w. gelangte,
welche ſofort den Beweis lieferten, daß in den Händen eines
denkenden Beobachters das Polariſationsmikroſkop nicht ein
Spielzeug, ſondern ein Mittel zu tief eindringender Forſchung

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[382/0394] Entwicklungsgeſchichte der Zelle; Entſtehung der nahme aller gelben Ziegel nunmehr die rothen allein noch das Mauerwerk, wenn auch viel lockerer, ſo doch in ſeiner Geſammt- form noch darſtellen würden. Zu ähnlichen Ergebniſſen kam Nägeli 1862 bei den kryſtallähnlich geformten Proteinkörpern, welche Theodor Hartig vorher entdeckt, Radlkofer kryſtallo- graphiſch, Maſchke chemiſch unterſucht hatte. Da man in gleicher Weiſe die ſogenannten inkruſtirenden Subſtanzen aus Zellhäuten extrahiren kann ohne ihre feine Struktur weſentlich zu ändern, da man durch Verbrennung derſelben Aſchenſkelette gewinnt, welche die feine Struktur der Zellhaut ſelbſt nachahmen, ſo gilt das oben angewandte Bild in noch complicirterer Weiſe auch für die Molecularſtruktur der Zellhäute, ja manche Erwäg- ungen führen zu der Annahme, daß Nägeli's bei den Stärke- körnern gewonnene Vorſtellungsweiſe ſich auch auf die Struktur des Protoplasma's mit gewiſſen Modificationen wird anwenden laſſen. Wie oben angedeutet, war Nägeli durch Erſcheinungen an den Stärkekörnern zu der Annahme geführt worden, daß ihre Molecüle nicht rund ſondern polyedriſch ſeien und ſo lag die Frage nahe, ob ſie etwa als geradezu kryſtalliniſch gelten dürfen. Ueber dieſe Frage konnte die Anwendung des polariſirten Lichtes Aufſchluß geben, mit welcher ſich bereits verſchiedene Beobachter beſchäftigt hatten. Schon 1847 hatte Erlach, 1849 Ehren- berg das Polariſationsmikroſkop zur Charakteriſtik mikroſkopiſcher Objekte benutzt, ohne jedoch daraus Folgerungen auf die Mole- cularſtruktur abzuleiten; Schacht hatte ſpäter ſogar die Be- obachtungen mit dem Polariſationsmikroſkop für eine hübſche Spielerei erklärt, die aber keinen wiſſenſchaftlichen Werth habe. Darauf begegnen wir wieder einer ernſten ſorgfältigen Unter- ſuchung Mohl's auch auf dieſem Gebiet (Bot. Zeitg. 1858), wo derſelbe mit gewohnter Gründlichkeit und unter techniſcher Verbeſſerung des Apparates zu Folgerungen über die Natur und Subſtanz der Zellhäute, Stärkekörner u. ſ. w. gelangte, welche ſofort den Beweis lieferten, daß in den Händen eines denkenden Beobachters das Polariſationsmikroſkop nicht ein Spielzeug, ſondern ein Mittel zu tief eindringender Forſchung

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Zitationshilfe: Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/394>, abgerufen am 24.11.2024.