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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.

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Entwicklungsgeschichte der Zelle, Entstehung der
die sich kreuzenden Streifen als verschiedenen Hautschichten gehörig
annahm. So lange man die Mohl'sche Theorie, daß die con-
centrische Schichtung der Zellhäute durch Anlagerung neuer
Schichten entstehe, festhielt, war betreffs der Streifung ein rich-
tiges Urtheil überhaupt kaum zu gewinnen: dieß wurde vielmehr
erst dann möglich, als Nägeli in seinem großen Werk über
die Stärkekörner 1858 bewies, daß die concentrische Schichtung
dieser Gebilde ebensowohl, wie die der Zellhäute überhaupt gar
nicht darin besteht, daß gleichartige Schichten einfach an einander
liegen, daß vielmehr abwechselnd dichtere, wasserarme und minder
dichte, wasserreiche Schichten in der Substanz mit einander ab-
wechseln, und daß diese Form der Schichtung unmöglich durch
Auflagerung im Sinne Mohl's erklärt werden könne, wogegen
sie durch Einschiebung neuer Molecüle zwischen die schon vor-
handenen und durch entsprechende Differenzirung des Wasserge-
haltes zu erklären sei. Daß das Flächenwachsthum der Zell-
häute durch derartige Intussusception stattfindet, war ohnehin
gewiß, von Unger gelegentlich betont, und die Erscheinung,
welche man als Streifung der Zellhaut bezeichnet, konnte nun
auf dasselbe Princip, wie die concentrische Schichtung, näm-
lich auf eine regelmäßig abwechselnde größere und geringere
Wassereinlagerung zurückgeführt werden. Nägeli zeigte aber,
was den anderen Beobachtern entgangen war, daß die Struktur-
verschiedenheit, welche in der Flächenansicht der Zellhaut als ge-
wöhnlich doppelte, gekreuzte Streifung auftritt, die ganze Dicke
einer geschichteten Zellhaut durchsetzt. Nägeli gewann so eine
Differenzirung in der Substanz jedes kleinen Zellhautstückchens
nach drei Richtungen des Raumes, für welche er das schon
früher von Mohl gebrauchte Bild treffender als dieser benutzte,
daß nämlich die Struktur einer kreuzweis gestreiften und zugleich
concentrisch geschichteten Zellhaut derjenigen eines Krystalls ver-
gleichbar sei, welcher nach drei Richtungen spaltbar ist. Diese
Vorstellung vom Bau der Zellhaut sprach er zuerst 1862
(Botan. Unters. I. p. 187) aus, um sie dann 1864 (ebenda
II. p. 147) weiter zu begründen.

Entwicklungsgeſchichte der Zelle, Entſtehung der
die ſich kreuzenden Streifen als verſchiedenen Hautſchichten gehörig
annahm. So lange man die Mohl'ſche Theorie, daß die con-
centriſche Schichtung der Zellhäute durch Anlagerung neuer
Schichten entſtehe, feſthielt, war betreffs der Streifung ein rich-
tiges Urtheil überhaupt kaum zu gewinnen: dieß wurde vielmehr
erſt dann möglich, als Nägeli in ſeinem großen Werk über
die Stärkekörner 1858 bewies, daß die concentriſche Schichtung
dieſer Gebilde ebenſowohl, wie die der Zellhäute überhaupt gar
nicht darin beſteht, daß gleichartige Schichten einfach an einander
liegen, daß vielmehr abwechſelnd dichtere, waſſerarme und minder
dichte, waſſerreiche Schichten in der Subſtanz mit einander ab-
wechſeln, und daß dieſe Form der Schichtung unmöglich durch
Auflagerung im Sinne Mohl's erklärt werden könne, wogegen
ſie durch Einſchiebung neuer Molecüle zwiſchen die ſchon vor-
handenen und durch entſprechende Differenzirung des Waſſerge-
haltes zu erklären ſei. Daß das Flächenwachsthum der Zell-
häute durch derartige Intusſusception ſtattfindet, war ohnehin
gewiß, von Unger gelegentlich betont, und die Erſcheinung,
welche man als Streifung der Zellhaut bezeichnet, konnte nun
auf dasſelbe Princip, wie die concentriſche Schichtung, näm-
lich auf eine regelmäßig abwechſelnde größere und geringere
Waſſereinlagerung zurückgeführt werden. Nägeli zeigte aber,
was den anderen Beobachtern entgangen war, daß die Struktur-
verſchiedenheit, welche in der Flächenanſicht der Zellhaut als ge-
wöhnlich doppelte, gekreuzte Streifung auftritt, die ganze Dicke
einer geſchichteten Zellhaut durchſetzt. Nägeli gewann ſo eine
Differenzirung in der Subſtanz jedes kleinen Zellhautſtückchens
nach drei Richtungen des Raumes, für welche er das ſchon
früher von Mohl gebrauchte Bild treffender als dieſer benutzte,
daß nämlich die Struktur einer kreuzweis geſtreiften und zugleich
concentriſch geſchichteten Zellhaut derjenigen eines Kryſtalls ver-
gleichbar ſei, welcher nach drei Richtungen ſpaltbar iſt. Dieſe
Vorſtellung vom Bau der Zellhaut ſprach er zuerſt 1862
(Botan. Unterſ. I. p. 187) aus, um ſie dann 1864 (ebenda
II. p. 147) weiter zu begründen.

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[380/0392] Entwicklungsgeſchichte der Zelle, Entſtehung der die ſich kreuzenden Streifen als verſchiedenen Hautſchichten gehörig annahm. So lange man die Mohl'ſche Theorie, daß die con- centriſche Schichtung der Zellhäute durch Anlagerung neuer Schichten entſtehe, feſthielt, war betreffs der Streifung ein rich- tiges Urtheil überhaupt kaum zu gewinnen: dieß wurde vielmehr erſt dann möglich, als Nägeli in ſeinem großen Werk über die Stärkekörner 1858 bewies, daß die concentriſche Schichtung dieſer Gebilde ebenſowohl, wie die der Zellhäute überhaupt gar nicht darin beſteht, daß gleichartige Schichten einfach an einander liegen, daß vielmehr abwechſelnd dichtere, waſſerarme und minder dichte, waſſerreiche Schichten in der Subſtanz mit einander ab- wechſeln, und daß dieſe Form der Schichtung unmöglich durch Auflagerung im Sinne Mohl's erklärt werden könne, wogegen ſie durch Einſchiebung neuer Molecüle zwiſchen die ſchon vor- handenen und durch entſprechende Differenzirung des Waſſerge- haltes zu erklären ſei. Daß das Flächenwachsthum der Zell- häute durch derartige Intusſusception ſtattfindet, war ohnehin gewiß, von Unger gelegentlich betont, und die Erſcheinung, welche man als Streifung der Zellhaut bezeichnet, konnte nun auf dasſelbe Princip, wie die concentriſche Schichtung, näm- lich auf eine regelmäßig abwechſelnde größere und geringere Waſſereinlagerung zurückgeführt werden. Nägeli zeigte aber, was den anderen Beobachtern entgangen war, daß die Struktur- verſchiedenheit, welche in der Flächenanſicht der Zellhaut als ge- wöhnlich doppelte, gekreuzte Streifung auftritt, die ganze Dicke einer geſchichteten Zellhaut durchſetzt. Nägeli gewann ſo eine Differenzirung in der Subſtanz jedes kleinen Zellhautſtückchens nach drei Richtungen des Raumes, für welche er das ſchon früher von Mohl gebrauchte Bild treffender als dieſer benutzte, daß nämlich die Struktur einer kreuzweis geſtreiften und zugleich concentriſch geſchichteten Zellhaut derjenigen eines Kryſtalls ver- gleichbar ſei, welcher nach drei Richtungen ſpaltbar iſt. Dieſe Vorſtellung vom Bau der Zellhaut ſprach er zuerſt 1862 (Botan. Unterſ. I. p. 187) aus, um ſie dann 1864 (ebenda II. p. 147) weiter zu begründen.

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Zitationshilfe: Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 380. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/392>, abgerufen am 24.11.2024.