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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.

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Entwicklungsgeschichte der Zelle, Entstehung der
Urtheils, wurde dort der Anfänger in das Gebiet der Zellen-
lehre eingeführt, das prinzipiell Wichtige überall in den Vorder-
grund gestellt, die einzelnen Thatsachen zur Erklärung der allge-
meinen Sätze benutzt, wie es in einem Lehrbuch immer geschehen
sollte. Unger's Buch enthielt aber außerdem manches wirklich
Neue und Werthvolle unter Anderem auch sehr wichtige Bemerk-
ungen über die physiologischen Eigenschaften des Protoplasma's
und vor Allem wurde hier zum ersten Mal hingewiesen auf die
Aehnlichkeit desselben mit der Sarkode der Rhizopoden, welche
Max Schultze vorher sorgfältig beschrieben hatte. In dem-
selben Jahr publicirte auch Nägeli Untersuchungen über den
Primordialschlauch und die Bildung der Schwärmsporen (Pflan-
zenphysiologische Untersuchungen, Heft I), welche neue Einblicke
in die physikalisch physiologischen Eigenschaften des Protoplasma's
ergaben. Ich habe schon oben darauf hingewiesen, wie De
Bary
's Untersuchungen über die Myxomyceten 1859 das
Protoplasma von einer neuen Seite beleuchteten, wie man hier
Lebenserscheinungen desselben kennen lernte, welche den sonst be-
kannten analog aber gerade dadurch so sehr auffallend waren,
daß hier das Protoplasma nicht bloß in mikroskopisch kleinen
Massen und in feste Zellhäute eingekapselt, sondern in großen
zuweilen mächtigen Klumpen ganz frei, nicht eingeschlossen in
Zellwände, sich bewegte und Gestaltveränderungen zeigte. Hier
war die beste Gelegenheit geboten, das Protoplasma näher kennen
zu lernen, in ihm den unmittelbarsten Träger nicht nur des
vegetativen, sondern auch des animalischen Lebens zu erkennen;
in den nächsten Jahren wurde denn auch von Seiten der
Zootomen und Physiologen Max Schultze, Brücke, Kühne
u. a. constatirt, daß die der animalischen Zellbildung zu Grunde
liegende Substanz in den wichtigsten Eigenschaften mit dem
Protoplasma der Pflanzenzellen übereinstimmt. Eine ausführ-
lichere Darstellung der neueren Protolasmastudien, die uns auch
veranlassen müßte, Hofmeister's Buch "die Lehre von der
Pflanzenzelle" 1867 eingehender zu würdigen, gehört jedoch nicht
mehr in den Rahmen unserer Geschichte.

Entwicklungsgeſchichte der Zelle, Entſtehung der
Urtheils, wurde dort der Anfänger in das Gebiet der Zellen-
lehre eingeführt, das prinzipiell Wichtige überall in den Vorder-
grund geſtellt, die einzelnen Thatſachen zur Erklärung der allge-
meinen Sätze benutzt, wie es in einem Lehrbuch immer geſchehen
ſollte. Unger's Buch enthielt aber außerdem manches wirklich
Neue und Werthvolle unter Anderem auch ſehr wichtige Bemerk-
ungen über die phyſiologiſchen Eigenſchaften des Protoplasma's
und vor Allem wurde hier zum erſten Mal hingewieſen auf die
Aehnlichkeit desſelben mit der Sarkode der Rhizopoden, welche
Max Schultze vorher ſorgfältig beſchrieben hatte. In dem-
ſelben Jahr publicirte auch Nägeli Unterſuchungen über den
Primordialſchlauch und die Bildung der Schwärmſporen (Pflan-
zenphyſiologiſche Unterſuchungen, Heft I), welche neue Einblicke
in die phyſikaliſch phyſiologiſchen Eigenſchaften des Protoplasma's
ergaben. Ich habe ſchon oben darauf hingewieſen, wie De
Bary
's Unterſuchungen über die Myxomyceten 1859 das
Protoplasma von einer neuen Seite beleuchteten, wie man hier
Lebenserſcheinungen desſelben kennen lernte, welche den ſonſt be-
kannten analog aber gerade dadurch ſo ſehr auffallend waren,
daß hier das Protoplasma nicht bloß in mikroſkopiſch kleinen
Maſſen und in feſte Zellhäute eingekapſelt, ſondern in großen
zuweilen mächtigen Klumpen ganz frei, nicht eingeſchloſſen in
Zellwände, ſich bewegte und Geſtaltveränderungen zeigte. Hier
war die beſte Gelegenheit geboten, das Protoplasma näher kennen
zu lernen, in ihm den unmittelbarſten Träger nicht nur des
vegetativen, ſondern auch des animaliſchen Lebens zu erkennen;
in den nächſten Jahren wurde denn auch von Seiten der
Zootomen und Phyſiologen Max Schultze, Brücke, Kühne
u. a. conſtatirt, daß die der animaliſchen Zellbildung zu Grunde
liegende Subſtanz in den wichtigſten Eigenſchaften mit dem
Protoplasma der Pflanzenzellen übereinſtimmt. Eine ausführ-
lichere Darſtellung der neueren Protolasmaſtudien, die uns auch
veranlaſſen müßte, Hofmeiſter's Buch „die Lehre von der
Pflanzenzelle“ 1867 eingehender zu würdigen, gehört jedoch nicht
mehr in den Rahmen unſerer Geſchichte.

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[366/0378] Entwicklungsgeſchichte der Zelle, Entſtehung der Urtheils, wurde dort der Anfänger in das Gebiet der Zellen- lehre eingeführt, das prinzipiell Wichtige überall in den Vorder- grund geſtellt, die einzelnen Thatſachen zur Erklärung der allge- meinen Sätze benutzt, wie es in einem Lehrbuch immer geſchehen ſollte. Unger's Buch enthielt aber außerdem manches wirklich Neue und Werthvolle unter Anderem auch ſehr wichtige Bemerk- ungen über die phyſiologiſchen Eigenſchaften des Protoplasma's und vor Allem wurde hier zum erſten Mal hingewieſen auf die Aehnlichkeit desſelben mit der Sarkode der Rhizopoden, welche Max Schultze vorher ſorgfältig beſchrieben hatte. In dem- ſelben Jahr publicirte auch Nägeli Unterſuchungen über den Primordialſchlauch und die Bildung der Schwärmſporen (Pflan- zenphyſiologiſche Unterſuchungen, Heft I), welche neue Einblicke in die phyſikaliſch phyſiologiſchen Eigenſchaften des Protoplasma's ergaben. Ich habe ſchon oben darauf hingewieſen, wie De Bary's Unterſuchungen über die Myxomyceten 1859 das Protoplasma von einer neuen Seite beleuchteten, wie man hier Lebenserſcheinungen desſelben kennen lernte, welche den ſonſt be- kannten analog aber gerade dadurch ſo ſehr auffallend waren, daß hier das Protoplasma nicht bloß in mikroſkopiſch kleinen Maſſen und in feſte Zellhäute eingekapſelt, ſondern in großen zuweilen mächtigen Klumpen ganz frei, nicht eingeſchloſſen in Zellwände, ſich bewegte und Geſtaltveränderungen zeigte. Hier war die beſte Gelegenheit geboten, das Protoplasma näher kennen zu lernen, in ihm den unmittelbarſten Träger nicht nur des vegetativen, ſondern auch des animaliſchen Lebens zu erkennen; in den nächſten Jahren wurde denn auch von Seiten der Zootomen und Phyſiologen Max Schultze, Brücke, Kühne u. a. conſtatirt, daß die der animaliſchen Zellbildung zu Grunde liegende Subſtanz in den wichtigſten Eigenſchaften mit dem Protoplasma der Pflanzenzellen übereinſtimmt. Eine ausführ- lichere Darſtellung der neueren Protolasmaſtudien, die uns auch veranlaſſen müßte, Hofmeiſter's Buch „die Lehre von der Pflanzenzelle“ 1867 eingehender zu würdigen, gehört jedoch nicht mehr in den Rahmen unſerer Geſchichte.

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Zitationshilfe: Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/378>, abgerufen am 24.11.2024.