weder über die Entstehung noch über die Bildung der fertigen, gehöften Tüpfel in's Reine; man ließ an den entsprechenden Stellen die beiden Lamellen der doppelten Scheidewand so aus- einander weichen, daß ein linsenförmiger Hohlraum zwischen beiden entstand, welcher dem äußeren Hofe des Tüpfels entsprach während der innere Hof desselben auf gewöhnlicher Tüpfelbildung beruhte. Diese durch die Entwicklungsgeschichte als falsch nach- weisbare Ansicht entsprang in der That aus ungenauer Beob- achtung, ein bei Mohl seltener Fall, übrigens wurde der wahre Sachverhalt bei der Bildung der gehöften Tüpfel erst 1860 von Schacht aufgefunden.
Es wurde oben erwähnt, daß Meyen in seinem "neuen System der Physiologie" 1837 (I p. 45) die Zellhäute aus spiralig gewundenen Fasern zusammengesetzt sein ließ; Mohl hatte schon 1836 an gewissen langen Faserzellen von Vinca und Nerium Strukturverhältnisse beschrieben, welche man vor- läufig in dieser Weise deuten konnte; durch Meyen's Auffassung der Sache veranlaßt, kam Mohl 1837 noch einmal ausführlich auf die feineren Strukturverhältnisse der Zellhaut zurück; er klärte zunächst die Frage, indem er diejenigen Fälle, wo wirklich spiralförmige Verdickungen auf der Innenseite der Haut verlaufen, von denen unterschied, wo die an der Oberfläche glatte Haut doch eine feine, in Form spiraliger Linien sichtbare innere Struktur zeigt; für diese Fälle nahm er eine eigenthümliche Lagerung der Zellstoffmoleküle an, indem er die Möglichkeit eines derartigen Verhaltens an der Spaltbarkeit der Krystalle zu versinnlichen suchte (Vermischte Schriften p. 329); indeß gelang es ihm noch nicht diese feinsten Strukturverhältnisse, die wir jetzt als die Streifung der Zellhaut bezeichnen, so klar zu legen, wie es später Nägeli im Zusammenhang mit seiner Molekulartheorie gethan hat.
3. Im engsten Zusammenhang mit Mohl's Theorie des Dickenwachsthum der Zellhäute stand die Frage nach ihrer Sub- stanz und chemischen Natur; Mohl beschäftigte sich schon 1840 ausführlich mit den Reaktionen, welche verschie-
Unterſuchung des fertigen
weder über die Entſtehung noch über die Bildung der fertigen, gehöften Tüpfel in's Reine; man ließ an den entſprechenden Stellen die beiden Lamellen der doppelten Scheidewand ſo aus- einander weichen, daß ein linſenförmiger Hohlraum zwiſchen beiden entſtand, welcher dem äußeren Hofe des Tüpfels entſprach während der innere Hof desſelben auf gewöhnlicher Tüpfelbildung beruhte. Dieſe durch die Entwicklungsgeſchichte als falſch nach- weisbare Anſicht entſprang in der That aus ungenauer Beob- achtung, ein bei Mohl ſeltener Fall, übrigens wurde der wahre Sachverhalt bei der Bildung der gehöften Tüpfel erſt 1860 von Schacht aufgefunden.
Es wurde oben erwähnt, daß Meyen in ſeinem „neuen Syſtem der Phyſiologie“ 1837 (I p. 45) die Zellhäute aus ſpiralig gewundenen Faſern zuſammengeſetzt ſein ließ; Mohl hatte ſchon 1836 an gewiſſen langen Faſerzellen von Vinca und Nerium Strukturverhältniſſe beſchrieben, welche man vor- läufig in dieſer Weiſe deuten konnte; durch Meyen's Auffaſſung der Sache veranlaßt, kam Mohl 1837 noch einmal ausführlich auf die feineren Strukturverhältniſſe der Zellhaut zurück; er klärte zunächſt die Frage, indem er diejenigen Fälle, wo wirklich ſpiralförmige Verdickungen auf der Innenſeite der Haut verlaufen, von denen unterſchied, wo die an der Oberfläche glatte Haut doch eine feine, in Form ſpiraliger Linien ſichtbare innere Struktur zeigt; für dieſe Fälle nahm er eine eigenthümliche Lagerung der Zellſtoffmoleküle an, indem er die Möglichkeit eines derartigen Verhaltens an der Spaltbarkeit der Kryſtalle zu verſinnlichen ſuchte (Vermiſchte Schriften p. 329); indeß gelang es ihm noch nicht dieſe feinſten Strukturverhältniſſe, die wir jetzt als die Streifung der Zellhaut bezeichnen, ſo klar zu legen, wie es ſpäter Nägeli im Zuſammenhang mit ſeiner Molekulartheorie gethan hat.
3. Im engſten Zuſammenhang mit Mohl's Theorie des Dickenwachsthum der Zellhäute ſtand die Frage nach ihrer Sub- ſtanz und chemiſchen Natur; Mohl beſchäftigte ſich ſchon 1840 ausführlich mit den Reaktionen, welche verſchie-
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Unterſuchung des fertigen
weder über die Entſtehung noch über die Bildung der fertigen,
gehöften Tüpfel in's Reine; man ließ an den entſprechenden
Stellen die beiden Lamellen der doppelten Scheidewand ſo aus-
einander weichen, daß ein linſenförmiger Hohlraum zwiſchen
beiden entſtand, welcher dem äußeren Hofe des Tüpfels entſprach
während der innere Hof desſelben auf gewöhnlicher Tüpfelbildung
beruhte. Dieſe durch die Entwicklungsgeſchichte als falſch nach-
weisbare Anſicht entſprang in der That aus ungenauer Beob-
achtung, ein bei Mohl ſeltener Fall, übrigens wurde der wahre
Sachverhalt bei der Bildung der gehöften Tüpfel erſt 1860 von
Schacht aufgefunden.
Es wurde oben erwähnt, daß Meyen in ſeinem „neuen
Syſtem der Phyſiologie“ 1837 (I p. 45) die Zellhäute aus
ſpiralig gewundenen Faſern zuſammengeſetzt ſein ließ; Mohl
hatte ſchon 1836 an gewiſſen langen Faſerzellen von Vinca
und Nerium Strukturverhältniſſe beſchrieben, welche man vor-
läufig in dieſer Weiſe deuten konnte; durch Meyen's Auffaſſung
der Sache veranlaßt, kam Mohl 1837 noch einmal ausführlich
auf die feineren Strukturverhältniſſe der Zellhaut zurück; er
klärte zunächſt die Frage, indem er diejenigen Fälle, wo
wirklich ſpiralförmige Verdickungen auf der Innenſeite der
Haut verlaufen, von denen unterſchied, wo die an der
Oberfläche glatte Haut doch eine feine, in Form ſpiraliger
Linien ſichtbare innere Struktur zeigt; für dieſe Fälle nahm er
eine eigenthümliche Lagerung der Zellſtoffmoleküle an, indem er
die Möglichkeit eines derartigen Verhaltens an der Spaltbarkeit der
Kryſtalle zu verſinnlichen ſuchte (Vermiſchte Schriften p. 329);
indeß gelang es ihm noch nicht dieſe feinſten Strukturverhältniſſe,
die wir jetzt als die Streifung der Zellhaut bezeichnen, ſo klar
zu legen, wie es ſpäter Nägeli im Zuſammenhang mit ſeiner
Molekulartheorie gethan hat.
3. Im engſten Zuſammenhang mit Mohl's Theorie des
Dickenwachsthum der Zellhäute ſtand die Frage nach ihrer Sub-
ſtanz und chemiſchen Natur; Mohl beſchäftigte ſich
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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/338>, abgerufen am 22.11.2024.
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