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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.

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Zellhautgerüstes der Pflanzen.

2. Das Dickenwachsthum der Zellhaut und ihre
dadurch entstandene Skulptur war ein die meisten Arbeiten
Mohl's durchziehendes Thema. Schon 1828 in seiner ersten
Arbeit über "die Poren des Pflanzengewebes" hatte er die
Grundzüge seiner Ansicht entwickelt. Die Art, wie er auch später
noch das Dickenwachsthum der Zellhäute sich vorstellte, läßt sich
ungefähr in folgender Weise aussprechen: Alle Elementarorgane
der Pflanze sind ursprünglich sehr dünnwandige, vollkommen
geschlossene Zellen, die innerhalb des Gewebes durch dopelte
Wandlamellen von einander getrennt sind 1), an diesen primären
Zellmembranen lagern sich, nachdem ihre Umfangszunahme auf-
gehört hat, auf der Innenseite neue Schichten von Hautsubstanz
ab, die einander schalenartig umgeben, unter sich fest verbunden
sind und die Gesammtheit der sekundären Verdickungsschichten
darstellen; auf der Innenseite dieser so durch Apposition ver-
dickten Haut ist gewöhnlich 2) noch eine anders beschaffene tertiäre
Verdickungsschicht zu erkennen. Die schichtenweise Ablagerung auf
der ursprünglichen Zellhaut findet jedoch an einzelnen, scharf
umschriebenen Stellen, der Zellhaut nicht statt, an diesen ist die
Zelle auch später noch durch die primäre Membran allein be-
grenzt; diese dünnen Stellen der Zellhaut sind es, welche den
Namen Tüpfel führen, welche Mirbel und zum Theil Mol-
denhawer für Löcher gehalten hatten, die aber nach Mohl
nur in sehr seltenen Ausnahmsfällen durch Resorption der pri-
mären, dünnen Wand wirklich in Löcher verwandelt werden.
Dieser Theorie entsprechend entstehen die Spiral- Ring- und
Netzgefäße durch entsprechend geformte Ablagerung auf der
Innenseite der ursprünglich glatten, dünnen Wand. Wie
Schleiden und andere Phytotomen kam jedoch auch Mohl

1) Doch äußerte Mohl schon 1844 (botan. Zeitung p. 340) Zweifel über diesen Punkt.
2) Diese tertiäre Schicht wurde zuerst allgemein von Theodor Har-
tig, dann mit Einschränkung von Mohl 1844 angenommen.
Zellhautgerüſtes der Pflanzen.

2. Das Dickenwachsthum der Zellhaut und ihre
dadurch entſtandene Skulptur war ein die meiſten Arbeiten
Mohl's durchziehendes Thema. Schon 1828 in ſeiner erſten
Arbeit über „die Poren des Pflanzengewebes“ hatte er die
Grundzüge ſeiner Anſicht entwickelt. Die Art, wie er auch ſpäter
noch das Dickenwachsthum der Zellhäute ſich vorſtellte, läßt ſich
ungefähr in folgender Weiſe ausſprechen: Alle Elementarorgane
der Pflanze ſind urſprünglich ſehr dünnwandige, vollkommen
geſchloſſene Zellen, die innerhalb des Gewebes durch dopelte
Wandlamellen von einander getrennt ſind 1), an dieſen primären
Zellmembranen lagern ſich, nachdem ihre Umfangszunahme auf-
gehört hat, auf der Innenſeite neue Schichten von Hautſubſtanz
ab, die einander ſchalenartig umgeben, unter ſich feſt verbunden
ſind und die Geſammtheit der ſekundären Verdickungsſchichten
darſtellen; auf der Innenſeite dieſer ſo durch Appoſition ver-
dickten Haut iſt gewöhnlich 2) noch eine anders beſchaffene tertiäre
Verdickungsſchicht zu erkennen. Die ſchichtenweiſe Ablagerung auf
der urſprünglichen Zellhaut findet jedoch an einzelnen, ſcharf
umſchriebenen Stellen, der Zellhaut nicht ſtatt, an dieſen iſt die
Zelle auch ſpäter noch durch die primäre Membran allein be-
grenzt; dieſe dünnen Stellen der Zellhaut ſind es, welche den
Namen Tüpfel führen, welche Mirbel und zum Theil Mol-
denhawer für Löcher gehalten hatten, die aber nach Mohl
nur in ſehr ſeltenen Ausnahmsfällen durch Reſorption der pri-
mären, dünnen Wand wirklich in Löcher verwandelt werden.
Dieſer Theorie entſprechend entſtehen die Spiral- Ring- und
Netzgefäße durch entſprechend geformte Ablagerung auf der
Innenſeite der urſprünglich glatten, dünnen Wand. Wie
Schleiden und andere Phytotomen kam jedoch auch Mohl

1) Doch äußerte Mohl ſchon 1844 (botan. Zeitung p. 340) Zweifel über dieſen Punkt.
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tig, dann mit Einſchränkung von Mohl 1844 angenommen.
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[325/0337] Zellhautgerüſtes der Pflanzen. 2. Das Dickenwachsthum der Zellhaut und ihre dadurch entſtandene Skulptur war ein die meiſten Arbeiten Mohl's durchziehendes Thema. Schon 1828 in ſeiner erſten Arbeit über „die Poren des Pflanzengewebes“ hatte er die Grundzüge ſeiner Anſicht entwickelt. Die Art, wie er auch ſpäter noch das Dickenwachsthum der Zellhäute ſich vorſtellte, läßt ſich ungefähr in folgender Weiſe ausſprechen: Alle Elementarorgane der Pflanze ſind urſprünglich ſehr dünnwandige, vollkommen geſchloſſene Zellen, die innerhalb des Gewebes durch dopelte Wandlamellen von einander getrennt ſind 1), an dieſen primären Zellmembranen lagern ſich, nachdem ihre Umfangszunahme auf- gehört hat, auf der Innenſeite neue Schichten von Hautſubſtanz ab, die einander ſchalenartig umgeben, unter ſich feſt verbunden ſind und die Geſammtheit der ſekundären Verdickungsſchichten darſtellen; auf der Innenſeite dieſer ſo durch Appoſition ver- dickten Haut iſt gewöhnlich 2) noch eine anders beſchaffene tertiäre Verdickungsſchicht zu erkennen. Die ſchichtenweiſe Ablagerung auf der urſprünglichen Zellhaut findet jedoch an einzelnen, ſcharf umſchriebenen Stellen, der Zellhaut nicht ſtatt, an dieſen iſt die Zelle auch ſpäter noch durch die primäre Membran allein be- grenzt; dieſe dünnen Stellen der Zellhaut ſind es, welche den Namen Tüpfel führen, welche Mirbel und zum Theil Mol- denhawer für Löcher gehalten hatten, die aber nach Mohl nur in ſehr ſeltenen Ausnahmsfällen durch Reſorption der pri- mären, dünnen Wand wirklich in Löcher verwandelt werden. Dieſer Theorie entſprechend entſtehen die Spiral- Ring- und Netzgefäße durch entſprechend geformte Ablagerung auf der Innenſeite der urſprünglich glatten, dünnen Wand. Wie Schleiden und andere Phytotomen kam jedoch auch Mohl 1) Doch äußerte Mohl ſchon 1844 (botan. Zeitung p. 340) Zweifel über dieſen Punkt. 2) Dieſe tertiäre Schicht wurde zuerſt allgemein von Theodor Har- tig, dann mit Einſchränkung von Mohl 1844 angenommen.

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Zitationshilfe: Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/337>, abgerufen am 22.11.2024.