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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.

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Untersuchung des fertigen
ist viel weniger gewandt als bei Link, sogar recht unbeholfen.
Aber schon die viel besseren Abbildungen zeigen, daß Trevira-
nus genauer als beide Mitbewerber beobachtet hatte und was
der kleinen Schrift trotz der unschönen Darstellungsform einen
hervorragenden Werth gab, waren die entwicklungsgeschichtlichen
Gesichtspuncte, auf welche Treviranus entschiedener als jene,
Werth legte und welche ihn in Bezug auf einige der fundamen-
talsten Fragen der Phytotomie zur Aufstellung von Ansichten
veranlaßten, in welchen man die ersten Keime der später von
Mohl ausgebildeten Theorieen findet. Treviranus' Ansicht
von der Entstehung des Zellgewebes war im Wesentlichen die
von Sprengel aufgestellte, also jedenfalls eine sehr mißglückte,
das hinderte jedoch nicht, daß seine Beobachtungen über die Zu-
sammensetzung des Holzes und die Natur der Gefäße so gut und
richtig waren, als bei dem damaligen Zustand der Mikroskope
erwartet werden durfte. Eine Entdeckung von beträchtlichem
Werth war zunächst die Auffindung der Interzellularräume im
parenchymatischen Gewebe, deren Werth allerdings dadurch ge-
schmälert wurde, daß Treviranus diese Gänge mit Saft er-
füllt sein ließ, dessen Bewegung er sogar beschrieb. Die Holz-
fasern entstehen seiner Meinung nach durch starke Ausdehnung
von Bläschen in die Länge. Betreffs der Natur der Gefäße
vertheidigte Treviranus zunächst die Ansicht Bernhardi's,
daß die Spiralfaser der abrollbaren Spiralgefäße nicht um einen
häutigen Schlauch herumgewunden sei, sondern von einem solchen
umgeben werde. Gegen Bernhardi hebt er die Eigenartigkeit
der punctirten Gefäße oder porösen Holzröhren im Gegensatz zu
den falschen Tracheen oder Treppengefäßen, hervor, deren Bau
er bei den Farnen richtiger beschrieb. Mirbel's Ansicht, wo-
nach die Tüpfel der punctirten Gefäße Löcher seien, umgeben
von einem aufgeworfenen drüsigen Rand, lehnte Treviranus
ab, indem er sie für Körner oder Kügelchen erklärte. Diesem
Irrthum gegenüber war es aber ein beträchtlicher Fortschritt, daß
Treviranus die Entstehung der getüpfelten Holzgefäße aus
vorher von einander abgegrenzten Zellen nicht blos vermuthete,

Unterſuchung des fertigen
iſt viel weniger gewandt als bei Link, ſogar recht unbeholfen.
Aber ſchon die viel beſſeren Abbildungen zeigen, daß Trevira-
nus genauer als beide Mitbewerber beobachtet hatte und was
der kleinen Schrift trotz der unſchönen Darſtellungsform einen
hervorragenden Werth gab, waren die entwicklungsgeſchichtlichen
Geſichtspuncte, auf welche Treviranus entſchiedener als jene,
Werth legte und welche ihn in Bezug auf einige der fundamen-
talſten Fragen der Phytotomie zur Aufſtellung von Anſichten
veranlaßten, in welchen man die erſten Keime der ſpäter von
Mohl ausgebildeten Theorieen findet. Treviranus' Anſicht
von der Entſtehung des Zellgewebes war im Weſentlichen die
von Sprengel aufgeſtellte, alſo jedenfalls eine ſehr mißglückte,
das hinderte jedoch nicht, daß ſeine Beobachtungen über die Zu-
ſammenſetzung des Holzes und die Natur der Gefäße ſo gut und
richtig waren, als bei dem damaligen Zuſtand der Mikroſkope
erwartet werden durfte. Eine Entdeckung von beträchtlichem
Werth war zunächſt die Auffindung der Interzellularräume im
parenchymatiſchen Gewebe, deren Werth allerdings dadurch ge-
ſchmälert wurde, daß Treviranus dieſe Gänge mit Saft er-
füllt ſein ließ, deſſen Bewegung er ſogar beſchrieb. Die Holz-
faſern entſtehen ſeiner Meinung nach durch ſtarke Ausdehnung
von Bläschen in die Länge. Betreffs der Natur der Gefäße
vertheidigte Treviranus zunächſt die Anſicht Bernhardi's,
daß die Spiralfaſer der abrollbaren Spiralgefäße nicht um einen
häutigen Schlauch herumgewunden ſei, ſondern von einem ſolchen
umgeben werde. Gegen Bernhardi hebt er die Eigenartigkeit
der punctirten Gefäße oder poröſen Holzröhren im Gegenſatz zu
den falſchen Tracheen oder Treppengefäßen, hervor, deren Bau
er bei den Farnen richtiger beſchrieb. Mirbel's Anſicht, wo-
nach die Tüpfel der punctirten Gefäße Löcher ſeien, umgeben
von einem aufgeworfenen drüſigen Rand, lehnte Treviranus
ab, indem er ſie für Körner oder Kügelchen erklärte. Dieſem
Irrthum gegenüber war es aber ein beträchtlicher Fortſchritt, daß
Treviranus die Entſtehung der getüpfelten Holzgefäße aus
vorher von einander abgegrenzten Zellen nicht blos vermuthete,

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[292/0304] Unterſuchung des fertigen iſt viel weniger gewandt als bei Link, ſogar recht unbeholfen. Aber ſchon die viel beſſeren Abbildungen zeigen, daß Trevira- nus genauer als beide Mitbewerber beobachtet hatte und was der kleinen Schrift trotz der unſchönen Darſtellungsform einen hervorragenden Werth gab, waren die entwicklungsgeſchichtlichen Geſichtspuncte, auf welche Treviranus entſchiedener als jene, Werth legte und welche ihn in Bezug auf einige der fundamen- talſten Fragen der Phytotomie zur Aufſtellung von Anſichten veranlaßten, in welchen man die erſten Keime der ſpäter von Mohl ausgebildeten Theorieen findet. Treviranus' Anſicht von der Entſtehung des Zellgewebes war im Weſentlichen die von Sprengel aufgeſtellte, alſo jedenfalls eine ſehr mißglückte, das hinderte jedoch nicht, daß ſeine Beobachtungen über die Zu- ſammenſetzung des Holzes und die Natur der Gefäße ſo gut und richtig waren, als bei dem damaligen Zuſtand der Mikroſkope erwartet werden durfte. Eine Entdeckung von beträchtlichem Werth war zunächſt die Auffindung der Interzellularräume im parenchymatiſchen Gewebe, deren Werth allerdings dadurch ge- ſchmälert wurde, daß Treviranus dieſe Gänge mit Saft er- füllt ſein ließ, deſſen Bewegung er ſogar beſchrieb. Die Holz- faſern entſtehen ſeiner Meinung nach durch ſtarke Ausdehnung von Bläschen in die Länge. Betreffs der Natur der Gefäße vertheidigte Treviranus zunächſt die Anſicht Bernhardi's, daß die Spiralfaſer der abrollbaren Spiralgefäße nicht um einen häutigen Schlauch herumgewunden ſei, ſondern von einem ſolchen umgeben werde. Gegen Bernhardi hebt er die Eigenartigkeit der punctirten Gefäße oder poröſen Holzröhren im Gegenſatz zu den falſchen Tracheen oder Treppengefäßen, hervor, deren Bau er bei den Farnen richtiger beſchrieb. Mirbel's Anſicht, wo- nach die Tüpfel der punctirten Gefäße Löcher ſeien, umgeben von einem aufgeworfenen drüſigen Rand, lehnte Treviranus ab, indem er ſie für Körner oder Kügelchen erklärte. Dieſem Irrthum gegenüber war es aber ein beträchtlicher Fortſchritt, daß Treviranus die Entſtehung der getüpfelten Holzgefäße aus vorher von einander abgegrenzten Zellen nicht blos vermuthete,

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Zitationshilfe: Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/304>, abgerufen am 22.11.2024.