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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.

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Zellhautgerüstes der Pflanzen.
stehen und zwar, wie Link ausdrücklich sagt, aus Säften, welche
sich zwischen die Bastzellen ergießen.

Es ist schwer begreiflich, wie zwei Abhandlungen, welche
einander in der angegebenen Weise widersprachen, gleichzeitig mit
dem Preis gekrönt werden konnten, noch schwerer begreiflich aber
wie man den großen Unterschied zwischen der verständigen und
wohlgeordneten Darstellung Link's und der ganz kritiklosen,
überall mehr auf alte Autoritäten als auf eigene Beobachtung
sich stützenden Darstellung Rudolphi's übersehen konnte. Un-
zweifelhaft ist übrigens, daß auch die viel bessere Arbeit Link's
der Schrift Bernhardi's nachsteht, wenn man nicht etwa die
größere Ausführlichkeit der ersteren, die Häufung der Beobacht-
ungen und die Belesenheit Link's für einen wesentlichen Vor-
zug halten will. Die Abbildungen, sowohl bei Link, wie
bei Rudolphi, sind weniger gut als die Bernhardi's.

Die von den Göttinger Preisrichtern mit dem Accessit
bedachte Schrift von L. C. Treviranus 1) steht an Umfang
hinter den beiden andern weit zurück, die Form der Darstellung

1) Ludolf Christian Treviranus geb. zu Bremen 1779 wurde
1801 Doctor der Medicin in Jena; nach Bremen zurückgekehrt, widmete er
sich der ärztlichen Praxis; 1807 wurde er am Lyceum daselbst Lehrer;
1812 folgte er einem Rufe an die von Link in Rostock verlassene Professur,
auch in Breslau wurde er dessen Nachfolger; als 1830 C. G. Nees von
Esenbeck
seine Stellung in Bonn aufgab, entschloß sich Treviranus
ihm seine Stellung in Breslau abzutreten und die Professur in Bonn zu
übernehmen, wo er 1864 starb. - Seine Thätigkeit war anfangs vorwiegend
der Phytotomie und Physiologie der Pflanzen, später mehr der Bestimmung
und Berichtigung der Spezies gewidmet. Für die Geschichte der Botanik
sind vorwiegend seine ersten Schriften, die im Text erwähnten, so wie seine
zwischen 1815 und 1828 erschienenen Abhandlungen über Sexualität und
Embryologie der Phanerogamen von Bedeutung. Seine zweibändige Phy-
siologie der Gewächse 1835-1838 ist ihrer genauen Literaturangaben wegen
auch jetzt noch von Werth, zum Fortschritt der Physiologie selbst hat sie
jedoch kaum beigetragen, da Treviranus darin noch ganz die älteren
Anschauungen, zumal auch die von der Lebenskraft vertritt, während in
diesen Jahren bereits neue Begriffe sich Bahn brachen. Einige Notizen über
sein Leben vgl. botan. Zeitg. 1864 pag.. 176.
19*

Zellhautgerüſtes der Pflanzen.
ſtehen und zwar, wie Link ausdrücklich ſagt, aus Säften, welche
ſich zwiſchen die Baſtzellen ergießen.

Es iſt ſchwer begreiflich, wie zwei Abhandlungen, welche
einander in der angegebenen Weiſe widerſprachen, gleichzeitig mit
dem Preis gekrönt werden konnten, noch ſchwerer begreiflich aber
wie man den großen Unterſchied zwiſchen der verſtändigen und
wohlgeordneten Darſtellung Link's und der ganz kritikloſen,
überall mehr auf alte Autoritäten als auf eigene Beobachtung
ſich ſtützenden Darſtellung Rudolphi's überſehen konnte. Un-
zweifelhaft iſt übrigens, daß auch die viel beſſere Arbeit Link's
der Schrift Bernhardi's nachſteht, wenn man nicht etwa die
größere Ausführlichkeit der erſteren, die Häufung der Beobacht-
ungen und die Beleſenheit Link's für einen weſentlichen Vor-
zug halten will. Die Abbildungen, ſowohl bei Link, wie
bei Rudolphi, ſind weniger gut als die Bernhardi's.

Die von den Göttinger Preisrichtern mit dem Acceſſit
bedachte Schrift von L. C. Treviranus 1) ſteht an Umfang
hinter den beiden andern weit zurück, die Form der Darſtellung

1) Ludolf Chriſtian Treviranus geb. zu Bremen 1779 wurde
1801 Doctor der Medicin in Jena; nach Bremen zurückgekehrt, widmete er
ſich der ärztlichen Praxis; 1807 wurde er am Lyceum daſelbſt Lehrer;
1812 folgte er einem Rufe an die von Link in Roſtock verlaſſene Profeſſur,
auch in Breslau wurde er deſſen Nachfolger; als 1830 C. G. Nees von
Eſenbeck
ſeine Stellung in Bonn aufgab, entſchloß ſich Treviranus
ihm ſeine Stellung in Breslau abzutreten und die Profeſſur in Bonn zu
übernehmen, wo er 1864 ſtarb. ‒ Seine Thätigkeit war anfangs vorwiegend
der Phytotomie und Phyſiologie der Pflanzen, ſpäter mehr der Beſtimmung
und Berichtigung der Spezies gewidmet. Für die Geſchichte der Botanik
ſind vorwiegend ſeine erſten Schriften, die im Text erwähnten, ſo wie ſeine
zwiſchen 1815 und 1828 erſchienenen Abhandlungen über Sexualität und
Embryologie der Phanerogamen von Bedeutung. Seine zweibändige Phy-
ſiologie der Gewächſe 1835-1838 iſt ihrer genauen Literaturangaben wegen
auch jetzt noch von Werth, zum Fortſchritt der Phyſiologie ſelbſt hat ſie
jedoch kaum beigetragen, da Treviranus darin noch ganz die älteren
Anſchauungen, zumal auch die von der Lebenskraft vertritt, während in
dieſen Jahren bereits neue Begriffe ſich Bahn brachen. Einige Notizen über
ſein Leben vgl. botan. Zeitg. 1864 pag.. 176.
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[291/0303] Zellhautgerüſtes der Pflanzen. ſtehen und zwar, wie Link ausdrücklich ſagt, aus Säften, welche ſich zwiſchen die Baſtzellen ergießen. Es iſt ſchwer begreiflich, wie zwei Abhandlungen, welche einander in der angegebenen Weiſe widerſprachen, gleichzeitig mit dem Preis gekrönt werden konnten, noch ſchwerer begreiflich aber wie man den großen Unterſchied zwiſchen der verſtändigen und wohlgeordneten Darſtellung Link's und der ganz kritikloſen, überall mehr auf alte Autoritäten als auf eigene Beobachtung ſich ſtützenden Darſtellung Rudolphi's überſehen konnte. Un- zweifelhaft iſt übrigens, daß auch die viel beſſere Arbeit Link's der Schrift Bernhardi's nachſteht, wenn man nicht etwa die größere Ausführlichkeit der erſteren, die Häufung der Beobacht- ungen und die Beleſenheit Link's für einen weſentlichen Vor- zug halten will. Die Abbildungen, ſowohl bei Link, wie bei Rudolphi, ſind weniger gut als die Bernhardi's. Die von den Göttinger Preisrichtern mit dem Acceſſit bedachte Schrift von L. C. Treviranus 1) ſteht an Umfang hinter den beiden andern weit zurück, die Form der Darſtellung 1) Ludolf Chriſtian Treviranus geb. zu Bremen 1779 wurde 1801 Doctor der Medicin in Jena; nach Bremen zurückgekehrt, widmete er ſich der ärztlichen Praxis; 1807 wurde er am Lyceum daſelbſt Lehrer; 1812 folgte er einem Rufe an die von Link in Roſtock verlaſſene Profeſſur, auch in Breslau wurde er deſſen Nachfolger; als 1830 C. G. Nees von Eſenbeck ſeine Stellung in Bonn aufgab, entſchloß ſich Treviranus ihm ſeine Stellung in Breslau abzutreten und die Profeſſur in Bonn zu übernehmen, wo er 1864 ſtarb. ‒ Seine Thätigkeit war anfangs vorwiegend der Phytotomie und Phyſiologie der Pflanzen, ſpäter mehr der Beſtimmung und Berichtigung der Spezies gewidmet. Für die Geſchichte der Botanik ſind vorwiegend ſeine erſten Schriften, die im Text erwähnten, ſo wie ſeine zwiſchen 1815 und 1828 erſchienenen Abhandlungen über Sexualität und Embryologie der Phanerogamen von Bedeutung. Seine zweibändige Phy- ſiologie der Gewächſe 1835-1838 iſt ihrer genauen Literaturangaben wegen auch jetzt noch von Werth, zum Fortſchritt der Phyſiologie ſelbſt hat ſie jedoch kaum beigetragen, da Treviranus darin noch ganz die älteren Anſchauungen, zumal auch die von der Lebenskraft vertritt, während in dieſen Jahren bereits neue Begriffe ſich Bahn brachen. Einige Notizen über ſein Leben vgl. botan. Zeitg. 1864 pag.. 176. 19*

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Zitationshilfe: Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/303>, abgerufen am 22.11.2024.