sucht, was bei der Verschwommenheit der damaligen phytoto- mischen Begriffe schon ein großer Fortschritt war. Bernhardi unterscheidet drei Hauptformen des Pflanzengewebes: das Mark, den Bast und die Gefäße.
Als Mark bezeichnet er das, was Grew Parenchym ge- nannt hatte und was auch jetzt noch so genannt wird; ob die Markzellen von sichtbaren Poren durchbohrt seien, blieb ihm frag- lich. Unter dem Worte Bast begriff er nicht bloß die faserigen Elemente der Rinde, sondern vor Allem auch diejenigen des Holzes, überhaupt das, was wir gegenwärtig prosenchymatische Gewerbformen nennen; es stimmte das sehr gut mit der auch von ihm, wie von allen seinen Zeitgenossen, getheilten Ansicht Malpighi's, daß bei dem Dickenwachsthum der holzigen Stämme die inneren Lagen des Rindenbastes sich in äußere Holzlagen verwandeln; diesen Ursprung ließ er jedoch nicht gelten für den innersten Theil des Holzkörpers, der sich schon in den jungen Sprossen ausbildet, in welchen allein ächte Spiralgefäße mit abrollbarer Faser zu finden sind.
Die Gefäße unterscheidet Bernhardi in zwei Hauptgruppen. in Luftgefäße und in eigene Gefäße. Die Luftgefäße bezeichnet er aus demselben Grunde wie Grew mit diesem Namen, weil sie wenigstens während eines Theils der Vegetationszeit mit Luft gefüllt sind; sie finden sich im Holz und wo ein geschlossener Holzkörper nicht vorhanden ist, da werden die holzigen Bündel auch nicht allein von Gefäßen gebildet, sondern es sind Bast- stränge, welche Gefäßröhren einschließen; diese letzteren unter- scheidet er nun in drei Hauptformen: die Ringgefäße, welche er selbst erst entdeckt hatte, die eigentlichen Spiralgefäße mit ab- rollbaren Band und die Treppengefäße, worunter er jedoch nicht bloß solche mit breiten Spalten, wie bei den Farnen, sondern auch die getüpfelten Gefäße des secundären Holzes verstand. Von den Ring- und Spiralgefäßen hatte er eine ganz richtige Vorstellung, zumal wies er auch Hedwig's erwähnte Meinung ab und zeigte, daß das Gegentheil derselben richtig sei, daß nämlich das Spiralband äußerlich von einer Haut umgeben ist,
Zellhautgerüſtes der Pflanzen.
ſucht, was bei der Verſchwommenheit der damaligen phytoto- miſchen Begriffe ſchon ein großer Fortſchritt war. Bernhardi unterſcheidet drei Hauptformen des Pflanzengewebes: das Mark, den Baſt und die Gefäße.
Als Mark bezeichnet er das, was Grew Parenchym ge- nannt hatte und was auch jetzt noch ſo genannt wird; ob die Markzellen von ſichtbaren Poren durchbohrt ſeien, blieb ihm frag- lich. Unter dem Worte Baſt begriff er nicht bloß die faſerigen Elemente der Rinde, ſondern vor Allem auch diejenigen des Holzes, überhaupt das, was wir gegenwärtig prosenchymatiſche Gewerbformen nennen; es ſtimmte das ſehr gut mit der auch von ihm, wie von allen ſeinen Zeitgenoſſen, getheilten Anſicht Malpighi's, daß bei dem Dickenwachsthum der holzigen Stämme die inneren Lagen des Rindenbaſtes ſich in äußere Holzlagen verwandeln; dieſen Urſprung ließ er jedoch nicht gelten für den innerſten Theil des Holzkörpers, der ſich ſchon in den jungen Sproſſen ausbildet, in welchen allein ächte Spiralgefäße mit abrollbarer Faſer zu finden ſind.
Die Gefäße unterſcheidet Bernhardi in zwei Hauptgruppen. in Luftgefäße und in eigene Gefäße. Die Luftgefäße bezeichnet er aus demſelben Grunde wie Grew mit dieſem Namen, weil ſie wenigſtens während eines Theils der Vegetationszeit mit Luft gefüllt ſind; ſie finden ſich im Holz und wo ein geſchloſſener Holzkörper nicht vorhanden iſt, da werden die holzigen Bündel auch nicht allein von Gefäßen gebildet, ſondern es ſind Baſt- ſtränge, welche Gefäßröhren einſchließen; dieſe letzteren unter- ſcheidet er nun in drei Hauptformen: die Ringgefäße, welche er ſelbſt erſt entdeckt hatte, die eigentlichen Spiralgefäße mit ab- rollbaren Band und die Treppengefäße, worunter er jedoch nicht bloß ſolche mit breiten Spalten, wie bei den Farnen, ſondern auch die getüpfelten Gefäße des ſecundären Holzes verſtand. Von den Ring- und Spiralgefäßen hatte er eine ganz richtige Vorſtellung, zumal wies er auch Hedwig's erwähnte Meinung ab und zeigte, daß das Gegentheil derſelben richtig ſei, daß nämlich das Spiralband äußerlich von einer Haut umgeben iſt,
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Zellhautgerüſtes der Pflanzen.
ſucht, was bei der Verſchwommenheit der damaligen phytoto-
miſchen Begriffe ſchon ein großer Fortſchritt war. Bernhardi
unterſcheidet drei Hauptformen des Pflanzengewebes: das Mark,
den Baſt und die Gefäße.
Als Mark bezeichnet er das, was Grew Parenchym ge-
nannt hatte und was auch jetzt noch ſo genannt wird; ob die
Markzellen von ſichtbaren Poren durchbohrt ſeien, blieb ihm frag-
lich. Unter dem Worte Baſt begriff er nicht bloß die faſerigen
Elemente der Rinde, ſondern vor Allem auch diejenigen des
Holzes, überhaupt das, was wir gegenwärtig prosenchymatiſche
Gewerbformen nennen; es ſtimmte das ſehr gut mit der auch
von ihm, wie von allen ſeinen Zeitgenoſſen, getheilten Anſicht
Malpighi's, daß bei dem Dickenwachsthum der holzigen
Stämme die inneren Lagen des Rindenbaſtes ſich in äußere
Holzlagen verwandeln; dieſen Urſprung ließ er jedoch nicht gelten
für den innerſten Theil des Holzkörpers, der ſich ſchon in den
jungen Sproſſen ausbildet, in welchen allein ächte Spiralgefäße
mit abrollbarer Faſer zu finden ſind.
Die Gefäße unterſcheidet Bernhardi in zwei Hauptgruppen.
in Luftgefäße und in eigene Gefäße. Die Luftgefäße bezeichnet
er aus demſelben Grunde wie Grew mit dieſem Namen, weil
ſie wenigſtens während eines Theils der Vegetationszeit mit
Luft gefüllt ſind; ſie finden ſich im Holz und wo ein geſchloſſener
Holzkörper nicht vorhanden iſt, da werden die holzigen Bündel
auch nicht allein von Gefäßen gebildet, ſondern es ſind Baſt-
ſtränge, welche Gefäßröhren einſchließen; dieſe letzteren unter-
ſcheidet er nun in drei Hauptformen: die Ringgefäße, welche er
ſelbſt erſt entdeckt hatte, die eigentlichen Spiralgefäße mit ab-
rollbaren Band und die Treppengefäße, worunter er jedoch nicht
bloß ſolche mit breiten Spalten, wie bei den Farnen, ſondern
auch die getüpfelten Gefäße des ſecundären Holzes verſtand.
Von den Ring- und Spiralgefäßen hatte er eine ganz richtige
Vorſtellung, zumal wies er auch Hedwig's erwähnte Meinung
ab und zeigte, daß das Gegentheil derſelben richtig ſei, daß
nämlich das Spiralband äußerlich von einer Haut umgeben iſt,
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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/297>, abgerufen am 23.11.2024.
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