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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.

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Untersuchung des fertigen
Gewebeformen in ihrer Verschiedenheit richtig aufzufassen und zu
klassificiren, sie mit Namen zu belegen, für diese Namen wohl-
definirte Begriffe zu gewinnen. Dabei kam fast ausschließlich
nur die Configuration des festen Zellhautgerüstes, und zwar
vorwiegend im fertigen Zustand desselben in Betracht: die Form
der einzelnen Elementarorgane, ihre Zusammenlagerung, die
Skulptur der Wandflächen, die Verbindung der Zellräume durch
Poren oder ihre Trennung durch geschlossene Wände. Soviel
man auch, zumal Anfangs, über den Inhalt der Gefäße und
Zellen sprach, wie sehr man sich auch zum Zweck der anatomischen
Erörterung mit hypothetischen Bewegungen des Nahrungssaftes
befaßte, kam es doch in diesem Zeitraum noch nicht zu einer
sorgfältigen, zusammenhängenden Untersuchung des Zellinhaltes;
es wurde noch nicht erkannt, daß der wahre lebendige Leib der
Pflanzenzelle nur ein bestimmter Theil des von der Zellwand
umschlossenen Inhaltes ist; als das Primäre und Wichtige im
Zellenbau der Pflanze galten damals die festen Wandungen, das
Gerüste des ganzen Aufbaues; erst in dem folgenden Zeitraum
trat mit der entwicklungsgeschichtlichen Auffassung auch die Ansicht
in den Vordergrund, daß das feste Zellhautgerüst des Pflanzen-
gewebes bei aller Wichtigkeit, die demselben zukommt, doch im
genetischen Sinne nur ein sekundäres Produkt der vegetativen
Lebenserscheinungen ist, daß der eigentliche Zellenleib der Pro-
toplasmakörper der Zelle, eine ursprünglichere, zeitlich und be-
grifflich hervorragendere Bedeutung, dem festen Zellhautgerüst
gegenüber, in Anspruch nehmen dürfe.


Mirbel, auf den wir noch zurückkommen, hatte 1801 eine
auf Caspar Friedrich Wolff gestützte Theorie des Zellenbaues
der Pflanzen aufgestellt, dem entsprechend die Einfachheit der
Scheidewände zwischen je zwei benachbarten Zellräumen ange-
nommen und auf neue Beobachtungen gestützt, die Existenz
sichtbarer Poren in den Scheidewänden des Parenchym's und
der Gefäße behauptet, auch neue Ansichten über die Natur und

Unterſuchung des fertigen
Gewebeformen in ihrer Verſchiedenheit richtig aufzufaſſen und zu
klaſſificiren, ſie mit Namen zu belegen, für dieſe Namen wohl-
definirte Begriffe zu gewinnen. Dabei kam faſt ausſchließlich
nur die Configuration des feſten Zellhautgerüſtes, und zwar
vorwiegend im fertigen Zuſtand desſelben in Betracht: die Form
der einzelnen Elementarorgane, ihre Zuſammenlagerung, die
Skulptur der Wandflächen, die Verbindung der Zellräume durch
Poren oder ihre Trennung durch geſchloſſene Wände. Soviel
man auch, zumal Anfangs, über den Inhalt der Gefäße und
Zellen ſprach, wie ſehr man ſich auch zum Zweck der anatomiſchen
Erörterung mit hypothetiſchen Bewegungen des Nahrungsſaftes
befaßte, kam es doch in dieſem Zeitraum noch nicht zu einer
ſorgfältigen, zuſammenhängenden Unterſuchung des Zellinhaltes;
es wurde noch nicht erkannt, daß der wahre lebendige Leib der
Pflanzenzelle nur ein beſtimmter Theil des von der Zellwand
umſchloſſenen Inhaltes iſt; als das Primäre und Wichtige im
Zellenbau der Pflanze galten damals die feſten Wandungen, das
Gerüſte des ganzen Aufbaues; erſt in dem folgenden Zeitraum
trat mit der entwicklungsgeſchichtlichen Auffaſſung auch die Anſicht
in den Vordergrund, daß das feſte Zellhautgerüſt des Pflanzen-
gewebes bei aller Wichtigkeit, die demſelben zukommt, doch im
genetiſchen Sinne nur ein ſekundäres Produkt der vegetativen
Lebenserſcheinungen iſt, daß der eigentliche Zellenleib der Pro-
toplasmakörper der Zelle, eine urſprünglichere, zeitlich und be-
grifflich hervorragendere Bedeutung, dem feſten Zellhautgerüſt
gegenüber, in Anſpruch nehmen dürfe.


Mirbel, auf den wir noch zurückkommen, hatte 1801 eine
auf Caspar Friedrich Wolff geſtützte Theorie des Zellenbaues
der Pflanzen aufgeſtellt, dem entſprechend die Einfachheit der
Scheidewände zwiſchen je zwei benachbarten Zellräumen ange-
nommen und auf neue Beobachtungen geſtützt, die Exiſtenz
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[282/0294] Unterſuchung des fertigen Gewebeformen in ihrer Verſchiedenheit richtig aufzufaſſen und zu klaſſificiren, ſie mit Namen zu belegen, für dieſe Namen wohl- definirte Begriffe zu gewinnen. Dabei kam faſt ausſchließlich nur die Configuration des feſten Zellhautgerüſtes, und zwar vorwiegend im fertigen Zuſtand desſelben in Betracht: die Form der einzelnen Elementarorgane, ihre Zuſammenlagerung, die Skulptur der Wandflächen, die Verbindung der Zellräume durch Poren oder ihre Trennung durch geſchloſſene Wände. Soviel man auch, zumal Anfangs, über den Inhalt der Gefäße und Zellen ſprach, wie ſehr man ſich auch zum Zweck der anatomiſchen Erörterung mit hypothetiſchen Bewegungen des Nahrungsſaftes befaßte, kam es doch in dieſem Zeitraum noch nicht zu einer ſorgfältigen, zuſammenhängenden Unterſuchung des Zellinhaltes; es wurde noch nicht erkannt, daß der wahre lebendige Leib der Pflanzenzelle nur ein beſtimmter Theil des von der Zellwand umſchloſſenen Inhaltes iſt; als das Primäre und Wichtige im Zellenbau der Pflanze galten damals die feſten Wandungen, das Gerüſte des ganzen Aufbaues; erſt in dem folgenden Zeitraum trat mit der entwicklungsgeſchichtlichen Auffaſſung auch die Anſicht in den Vordergrund, daß das feſte Zellhautgerüſt des Pflanzen- gewebes bei aller Wichtigkeit, die demſelben zukommt, doch im genetiſchen Sinne nur ein ſekundäres Produkt der vegetativen Lebenserſcheinungen iſt, daß der eigentliche Zellenleib der Pro- toplasmakörper der Zelle, eine urſprünglichere, zeitlich und be- grifflich hervorragendere Bedeutung, dem feſten Zellhautgerüſt gegenüber, in Anſpruch nehmen dürfe. Mirbel, auf den wir noch zurückkommen, hatte 1801 eine auf Caspar Friedrich Wolff geſtützte Theorie des Zellenbaues der Pflanzen aufgeſtellt, dem entſprechend die Einfachheit der Scheidewände zwiſchen je zwei benachbarten Zellräumen ange- nommen und auf neue Beobachtungen geſtützt, die Exiſtenz ſichtbarer Poren in den Scheidewänden des Parenchym's und der Gefäße behauptet, auch neue Anſichten über die Natur und

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Zitationshilfe: Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/294>, abgerufen am 23.11.2024.