Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.Begründung der Phytotomie durch eigentlicher Holzsubstanz versteht er aber den faserigen Bestand-theil des Holzes mit Ausschluß der Luftgefäße; seine Lymph- gefäße sind die Bastfasern und ähnliche Gebilde; denn, heißt es weiter, die Luftgefäße mit den Markstrahlen und das wahre Holz bilden das, was gewöhnlich das Holz eines Baumes ge- nannt wird; die Luftgefäße nenne er so, nicht, weil sie niemals Saft enthalten, sondern weil sie während der eigentlichen Vege- tationszeit, wenn die Gefäße der Rinde mit Saft erfüllt sind, nur eine vegetabilische Luft enthalten. Das hier Mitgetheilte giebt allerdings nur eine sehr un- Auf diese beiden, nicht nur für die Botanik, sondern für 1) Leeuwenhoek's zootomische Beobachtungen scheinen bedeutender, als
seine botanischen. B. Carus sagt von ihm (Gesch. der Zoolg. p. 399): "Benutzte Malpighi das Mikroskop planmäßig und den Bedürfnissen einer Untersuchungsreihe entsprechend, so war das Instrument in den Händen des andern berühmten Mikroskopikers des 17. J.-H. mehr oder weniger das Mittel, die Neugierde, welche die Wunder einer bis dahin unsichtbaren Welt in empfänglichen Geistern erregte, zu befriedigen. Und doch sind die Entdeck- ungen, welche die Frucht eines emsigen, durch fünfzig Jahre fortgesetzten Gebrauchs des Mikroskops waren, extensiv, sowie ihrer Tragweite nach die wichtigsten und einflußreichsten. Anton von Leeuwenhoek war 1632 in Delft geboren, genoß keine gelehrte Erziehung, da er zum Kaufmanns- stande bestimmt war (er soll nicht einmal Latein verstanden haben) wandte Begründung der Phytotomie durch eigentlicher Holzſubſtanz verſteht er aber den faſerigen Beſtand-theil des Holzes mit Ausſchluß der Luftgefäße; ſeine Lymph- gefäße ſind die Baſtfaſern und ähnliche Gebilde; denn, heißt es weiter, die Luftgefäße mit den Markſtrahlen und das wahre Holz bilden das, was gewöhnlich das Holz eines Baumes ge- nannt wird; die Luftgefäße nenne er ſo, nicht, weil ſie niemals Saft enthalten, ſondern weil ſie während der eigentlichen Vege- tationszeit, wenn die Gefäße der Rinde mit Saft erfüllt ſind, nur eine vegetabiliſche Luft enthalten. Das hier Mitgetheilte giebt allerdings nur eine ſehr un- Auf dieſe beiden, nicht nur für die Botanik, ſondern für 1) Leeuwenhoek's zootomiſche Beobachtungen ſcheinen bedeutender, als
ſeine botaniſchen. B. Carus ſagt von ihm (Geſch. der Zoolg. p. 399): „Benutzte Malpighi das Mikroſkop planmäßig und den Bedürfniſſen einer Unterſuchungsreihe entſprechend, ſo war das Inſtrument in den Händen des andern berühmten Mikroſkopikers des 17. J.-H. mehr oder weniger das Mittel, die Neugierde, welche die Wunder einer bis dahin unſichtbaren Welt in empfänglichen Geiſtern erregte, zu befriedigen. Und doch ſind die Entdeck- ungen, welche die Frucht eines emſigen, durch fünfzig Jahre fortgeſetzten Gebrauchs des Mikroſkops waren, extenſiv, ſowie ihrer Tragweite nach die wichtigſten und einflußreichſten. Anton von Leeuwenhoek war 1632 in Delft geboren, genoß keine gelehrte Erziehung, da er zum Kaufmanns- ſtande beſtimmt war (er ſoll nicht einmal Latein verſtanden haben) wandte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0274" n="262"/><fw place="top" type="header">Begründung der Phytotomie durch</fw><lb/> eigentlicher Holzſubſtanz verſteht er aber den faſerigen Beſtand-<lb/> theil des Holzes mit Ausſchluß der Luftgefäße; ſeine Lymph-<lb/> gefäße ſind die Baſtfaſern und ähnliche Gebilde; denn, heißt es<lb/> weiter, die Luftgefäße mit den Markſtrahlen und das wahre<lb/> Holz bilden das, was gewöhnlich das Holz eines Baumes ge-<lb/> nannt wird; die Luftgefäße nenne er ſo, nicht, weil ſie niemals<lb/> Saft enthalten, ſondern weil ſie während der eigentlichen Vege-<lb/> tationszeit, wenn die Gefäße der Rinde mit Saft erfüllt ſind,<lb/> nur eine vegetabiliſche Luft enthalten.</p><lb/> <p>Das hier Mitgetheilte giebt allerdings nur eine ſehr un-<lb/> vollſtändige Vorſtellung von den phytotomiſchen Verdienſten<lb/><hi rendition="#g">Grew</hi>'s denn, was hier als Hauptſache hervorgehoben wurde,<lb/> kam für ihn, der ſich vorwiegend mit den gröberen hiſtologiſchen<lb/> Verhältniſſen befaßte, doch nur nebenbei in Betracht.</p><lb/> <p>Auf dieſe beiden, nicht nur für die Botanik, ſondern für<lb/> die geſammte Naturwiſſenſchaft bedeutungsvollen Werke <hi rendition="#g">Mal</hi>-<lb/><hi rendition="#g">pighi</hi>'s und <hi rendition="#g">Grew</hi>'s iſt im Laufe der nächſten 120 Jahre<lb/> kein einziges gefolgt, welches ſich irgend wie ebenbürtig an<lb/> ihre Seite ſtellen könnte, es erfolgte während dieſer langen Zeit<lb/> nicht nur kein Fortſchritt, ſondern ſogar ein ſtetiger Rückgang,<lb/> wie wir im folgenden Abſchnitt noch ſehen werden. Zunächſt<lb/> wurde freilich noch bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts die<lb/> Pflanzenanatomie im Einzelnen, wenn auch nicht gerade ſehr<lb/> wichtigen Puncten gefördert durch <hi rendition="#b">Anton van Leeuwenhoek</hi><note xml:id="seg2pn_5_1" next="#seg2pn_5_2" place="foot" n="1)"><lb/><hi rendition="#g">Leeuwenhoek</hi>'s zootomiſche Beobachtungen ſcheinen bedeutender, als<lb/> ſeine botaniſchen. B. <hi rendition="#g">Carus</hi> ſagt von ihm (Geſch. der Zoolg. <hi rendition="#aq">p.</hi> 399):<lb/> „Benutzte Malpighi das Mikroſkop planmäßig und den Bedürfniſſen einer<lb/> Unterſuchungsreihe entſprechend, ſo war das Inſtrument in den Händen des<lb/> andern berühmten Mikroſkopikers des 17. J.-H. mehr oder weniger das Mittel,<lb/> die Neugierde, welche die Wunder einer bis dahin unſichtbaren Welt in<lb/> empfänglichen Geiſtern erregte, zu befriedigen. Und doch ſind die Entdeck-<lb/> ungen, welche die Frucht eines emſigen, durch fünfzig Jahre fortgeſetzten<lb/> Gebrauchs des Mikroſkops waren, extenſiv, ſowie ihrer Tragweite nach die<lb/> wichtigſten und einflußreichſten. <hi rendition="#g">Anton von Leeuwenhoek</hi> war 1632<lb/> in Delft geboren, genoß keine gelehrte Erziehung, da er zum Kaufmanns-<lb/> ſtande beſtimmt war (er ſoll nicht einmal Latein verſtanden haben) wandte</note>,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [262/0274]
Begründung der Phytotomie durch
eigentlicher Holzſubſtanz verſteht er aber den faſerigen Beſtand-
theil des Holzes mit Ausſchluß der Luftgefäße; ſeine Lymph-
gefäße ſind die Baſtfaſern und ähnliche Gebilde; denn, heißt es
weiter, die Luftgefäße mit den Markſtrahlen und das wahre
Holz bilden das, was gewöhnlich das Holz eines Baumes ge-
nannt wird; die Luftgefäße nenne er ſo, nicht, weil ſie niemals
Saft enthalten, ſondern weil ſie während der eigentlichen Vege-
tationszeit, wenn die Gefäße der Rinde mit Saft erfüllt ſind,
nur eine vegetabiliſche Luft enthalten.
Das hier Mitgetheilte giebt allerdings nur eine ſehr un-
vollſtändige Vorſtellung von den phytotomiſchen Verdienſten
Grew's denn, was hier als Hauptſache hervorgehoben wurde,
kam für ihn, der ſich vorwiegend mit den gröberen hiſtologiſchen
Verhältniſſen befaßte, doch nur nebenbei in Betracht.
Auf dieſe beiden, nicht nur für die Botanik, ſondern für
die geſammte Naturwiſſenſchaft bedeutungsvollen Werke Mal-
pighi's und Grew's iſt im Laufe der nächſten 120 Jahre
kein einziges gefolgt, welches ſich irgend wie ebenbürtig an
ihre Seite ſtellen könnte, es erfolgte während dieſer langen Zeit
nicht nur kein Fortſchritt, ſondern ſogar ein ſtetiger Rückgang,
wie wir im folgenden Abſchnitt noch ſehen werden. Zunächſt
wurde freilich noch bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts die
Pflanzenanatomie im Einzelnen, wenn auch nicht gerade ſehr
wichtigen Puncten gefördert durch Anton van Leeuwenhoek 1),
1)
Leeuwenhoek's zootomiſche Beobachtungen ſcheinen bedeutender, als
ſeine botaniſchen. B. Carus ſagt von ihm (Geſch. der Zoolg. p. 399):
„Benutzte Malpighi das Mikroſkop planmäßig und den Bedürfniſſen einer
Unterſuchungsreihe entſprechend, ſo war das Inſtrument in den Händen des
andern berühmten Mikroſkopikers des 17. J.-H. mehr oder weniger das Mittel,
die Neugierde, welche die Wunder einer bis dahin unſichtbaren Welt in
empfänglichen Geiſtern erregte, zu befriedigen. Und doch ſind die Entdeck-
ungen, welche die Frucht eines emſigen, durch fünfzig Jahre fortgeſetzten
Gebrauchs des Mikroſkops waren, extenſiv, ſowie ihrer Tragweite nach die
wichtigſten und einflußreichſten. Anton von Leeuwenhoek war 1632
in Delft geboren, genoß keine gelehrte Erziehung, da er zum Kaufmanns-
ſtande beſtimmt war (er ſoll nicht einmal Latein verſtanden haben) wandte
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