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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.

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von Brunels bis auf Caspar Bauhin.
umfangreichen botanischen Werke seines Schülers Theophrastos
von Eresos, mit der Naturgeschichte des Plinius und der Heil-
mittellehre des Dioscorides beschäftigt, hat man die immer
ärmlicher werdende botanische Literatur des Mittelalters zumal
auch die ebenso weitschweifigen als gedankenarmen botanischen
Schriften des Albertus Magnus kennen gelernt und ist
man endlich bis zu dem vor und nach 1500 vielgelesenen Natur-
geschichtswerk: Hortus sanitatis (Garten der Gesundheit) und
ähnlichen vorgedrungen; dann allerdings ist der Eindruck, den
selbst die ersten Kräuterbücher von Brunfels, Bock und Fuchs
machen, ein ganz anderer, fast imponirender. Im Vergleich mit
den zuletzt genannten Produkten mittelalterlichen Aberglaubens
erscheinen uns diese Bücher fast modern und nicht zu verkennen
ist, daß mit ihnen eine neue Epoche der Naturwissenschaft be-
ginnt, daß wir in ihnen vor Allem die ersten Anfänge der
jetzigen Botanik finden. Zwar sind es bloße Einzelbeschreib-
ungen von meist gemeinen, in Deutschland wild wachsenden oder
cultivirten Pflanzen, bei Fuchs alphabetisch geordnet, bei Bock
nach Kräutern, Sträuchern und Bäumen gruppirt, übrigens aber
in buntester Reihe auf einander folgend; zwar sind diese Be-
schreibungen naiv und kunstlos und unseren gegenwärtigen kunst-
gerechten Diagnosen kaum vergleichbar; aber die Hauptsache ist,
sie sind nach den den Verfassern vorliegenden Pflanzen selbst
entworfen; sie haben diese Pflanzen selbst vielfach gesehen und
genau betrachtet; um die Beschreibung zu ergänzen, das, was
man mit einem Pflanzennamen meinte, genau zu veranschaulichen,
sind Bilder in Holzschnitt beigefügt und diese Bilder, welche
immer die ganze Pflanze darstellen, sind von geübter Künstler-
hand unmittelbar nach der Natur entworfen, so naturgetreu, daß
ein botanisch geübtes Auge bei jedem sofort erkennt, was es
darstellt. In diesen Bildern und Beschreibungen (welch' letztere
bei Brunfels 1) 1530 noch fehlen) würde, auch wenn sie

1) Otto Brunfels geb. bei Mainz vor 1500, anfangs Theolog und
Mönch, dann, in Straßburg zum Protestantismus übergetreten, als Lehrer
thätig, zuletzt Arzt, starb 1534.

von Brunels bis auf Caspar Bauhin.
umfangreichen botaniſchen Werke ſeines Schülers Theophraſtos
von Ereſos, mit der Naturgeſchichte des Plinius und der Heil-
mittellehre des Dioscorides beſchäftigt, hat man die immer
ärmlicher werdende botaniſche Literatur des Mittelalters zumal
auch die ebenſo weitſchweifigen als gedankenarmen botaniſchen
Schriften des Albertus Magnus kennen gelernt und iſt
man endlich bis zu dem vor und nach 1500 vielgeleſenen Natur-
geſchichtswerk: Hortus sanitatis (Garten der Geſundheit) und
ähnlichen vorgedrungen; dann allerdings iſt der Eindruck, den
ſelbſt die erſten Kräuterbücher von Brunfels, Bock und Fuchs
machen, ein ganz anderer, faſt imponirender. Im Vergleich mit
den zuletzt genannten Produkten mittelalterlichen Aberglaubens
erſcheinen uns dieſe Bücher faſt modern und nicht zu verkennen
iſt, daß mit ihnen eine neue Epoche der Naturwiſſenſchaft be-
ginnt, daß wir in ihnen vor Allem die erſten Anfänge der
jetzigen Botanik finden. Zwar ſind es bloße Einzelbeſchreib-
ungen von meiſt gemeinen, in Deutſchland wild wachſenden oder
cultivirten Pflanzen, bei Fuchs alphabetiſch geordnet, bei Bock
nach Kräutern, Sträuchern und Bäumen gruppirt, übrigens aber
in bunteſter Reihe auf einander folgend; zwar ſind dieſe Be-
ſchreibungen naiv und kunſtlos und unſeren gegenwärtigen kunſt-
gerechten Diagnoſen kaum vergleichbar; aber die Hauptſache iſt,
ſie ſind nach den den Verfaſſern vorliegenden Pflanzen ſelbſt
entworfen; ſie haben dieſe Pflanzen ſelbſt vielfach geſehen und
genau betrachtet; um die Beſchreibung zu ergänzen, das, was
man mit einem Pflanzennamen meinte, genau zu veranſchaulichen,
ſind Bilder in Holzſchnitt beigefügt und dieſe Bilder, welche
immer die ganze Pflanze darſtellen, ſind von geübter Künſtler-
hand unmittelbar nach der Natur entworfen, ſo naturgetreu, daß
ein botaniſch geübtes Auge bei jedem ſofort erkennt, was es
darſtellt. In dieſen Bildern und Beſchreibungen (welch' letztere
bei Brunfels 1) 1530 noch fehlen) würde, auch wenn ſie

1) Otto Brunfels geb. bei Mainz vor 1500, anfangs Theolog und
Mönch, dann, in Straßburg zum Proteſtantismus übergetreten, als Lehrer
thätig, zuletzt Arzt, ſtarb 1534.
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[15/0027] von Brunels bis auf Caspar Bauhin. umfangreichen botaniſchen Werke ſeines Schülers Theophraſtos von Ereſos, mit der Naturgeſchichte des Plinius und der Heil- mittellehre des Dioscorides beſchäftigt, hat man die immer ärmlicher werdende botaniſche Literatur des Mittelalters zumal auch die ebenſo weitſchweifigen als gedankenarmen botaniſchen Schriften des Albertus Magnus kennen gelernt und iſt man endlich bis zu dem vor und nach 1500 vielgeleſenen Natur- geſchichtswerk: Hortus sanitatis (Garten der Geſundheit) und ähnlichen vorgedrungen; dann allerdings iſt der Eindruck, den ſelbſt die erſten Kräuterbücher von Brunfels, Bock und Fuchs machen, ein ganz anderer, faſt imponirender. Im Vergleich mit den zuletzt genannten Produkten mittelalterlichen Aberglaubens erſcheinen uns dieſe Bücher faſt modern und nicht zu verkennen iſt, daß mit ihnen eine neue Epoche der Naturwiſſenſchaft be- ginnt, daß wir in ihnen vor Allem die erſten Anfänge der jetzigen Botanik finden. Zwar ſind es bloße Einzelbeſchreib- ungen von meiſt gemeinen, in Deutſchland wild wachſenden oder cultivirten Pflanzen, bei Fuchs alphabetiſch geordnet, bei Bock nach Kräutern, Sträuchern und Bäumen gruppirt, übrigens aber in bunteſter Reihe auf einander folgend; zwar ſind dieſe Be- ſchreibungen naiv und kunſtlos und unſeren gegenwärtigen kunſt- gerechten Diagnoſen kaum vergleichbar; aber die Hauptſache iſt, ſie ſind nach den den Verfaſſern vorliegenden Pflanzen ſelbſt entworfen; ſie haben dieſe Pflanzen ſelbſt vielfach geſehen und genau betrachtet; um die Beſchreibung zu ergänzen, das, was man mit einem Pflanzennamen meinte, genau zu veranſchaulichen, ſind Bilder in Holzſchnitt beigefügt und dieſe Bilder, welche immer die ganze Pflanze darſtellen, ſind von geübter Künſtler- hand unmittelbar nach der Natur entworfen, ſo naturgetreu, daß ein botaniſch geübtes Auge bei jedem ſofort erkennt, was es darſtellt. In dieſen Bildern und Beſchreibungen (welch' letztere bei Brunfels 1) 1530 noch fehlen) würde, auch wenn ſie 1) Otto Brunfels geb. bei Mainz vor 1500, anfangs Theolog und Mönch, dann, in Straßburg zum Proteſtantismus übergetreten, als Lehrer thätig, zuletzt Arzt, ſtarb 1534.

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Zitationshilfe: Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/27>, abgerufen am 21.11.2024.