unter dem Titel: Anatome plantarum in Verbindung mit einer Abhandlung über das bebrütete Hühnerei (1675). Der phytotomische Theil des Buches zerfällt in zwei Hauptabschnitte, deren erster Anatomes plantarum idea, wie bereits erwähnt, schon 1671 vollendet wurde und eine allgemeine resumirende übersichtliche Darstellung von Malpighi's Ansichten über den Bau und die Funktionen der Pflanzenorgane auf 141/2 Folioseiten ent- hält; während der zweite viel umfangreichere Theil vom Jahre 1674 die im ersten ausgesprochenen Ansichten an zahlreichen Beispielen und mit Hilfe vieler Kupfertafeln eingehend erläutert; unserem Zweck entspricht es, uns vorwiegend an die im ersten Theil zu- sammenhängend dargestellten Ansichten Malpighi's zu wenden.
Er beginnt seine Betrachtungen mit der Anatomie der Baumstämme und da deren Rinde zuerst in's Auge fällt, so wird zuerst von ihr gehandelt. Der äußere Theil derselben, die Cuticula, bestehe aus Schläuchen (utriculis) oder Säckchen, welche in horizontale Reihen geordnet sind; mit dem Alter sterben diese ab, fallen zusammen und bilden zuweilen eine trockene Epidermis. Nach Wegnahme der letzteren kommen mehr und mehr Schichten holziger Fasern zum Vorschein, welche gewöhnlich netzartig mit einander verwebt und schichtenweise über einander gelagert der Längsrichtung des Stammes folgen. Diese fibrösen Bündel bestehen aus zahlreichen Fasern und jede einzelne der- selben aus Röhren, welche in einander münden (quaelibet fibra insignis fistulis invicem hiantibus constat) u. s. w. Die Zwischenräume jenes Netzes werden von rundlichen Schläuchen erfüllt, die gewöhnlich gegen das Holz hin horizontale Richtung haben. Hat man die Rinde weggenommen, so erscheint das Holz, dessen größerer Theil aus Fasern und Röhren besteht, welche in die Länge gestreckt sind und aus Ringen oder gegen
wieder in Bologna. InnocenzXII. ernannte ihn 1691 zu seinen Leib- arzt. Er starb 1694. Ueber seine vergleichend anatomischen Arbeiten und seine Verdienste um die menschliche Anatomie vergl. Biographie universelle und V. Carus Gesch. der Zoologie p. 395.
Malpighi und Grew.
unter dem Titel: Anatome plantarum in Verbindung mit einer Abhandlung über das bebrütete Hühnerei (1675). Der phytotomiſche Theil des Buches zerfällt in zwei Hauptabſchnitte, deren erſter Anatomes plantarum idea, wie bereits erwähnt, ſchon 1671 vollendet wurde und eine allgemeine reſumirende überſichtliche Darſtellung von Malpighi's Anſichten über den Bau und die Funktionen der Pflanzenorgane auf 14½ Folioſeiten ent- hält; während der zweite viel umfangreichere Theil vom Jahre 1674 die im erſten ausgeſprochenen Anſichten an zahlreichen Beiſpielen und mit Hilfe vieler Kupfertafeln eingehend erläutert; unſerem Zweck entſpricht es, uns vorwiegend an die im erſten Theil zu- ſammenhängend dargeſtellten Anſichten Malpighi's zu wenden.
Er beginnt ſeine Betrachtungen mit der Anatomie der Baumſtämme und da deren Rinde zuerſt in's Auge fällt, ſo wird zuerſt von ihr gehandelt. Der äußere Theil derſelben, die Cuticula, beſtehe aus Schläuchen (utriculis) oder Säckchen, welche in horizontale Reihen geordnet ſind; mit dem Alter ſterben dieſe ab, fallen zuſammen und bilden zuweilen eine trockene Epidermis. Nach Wegnahme der letzteren kommen mehr und mehr Schichten holziger Faſern zum Vorſchein, welche gewöhnlich netzartig mit einander verwebt und ſchichtenweiſe über einander gelagert der Längsrichtung des Stammes folgen. Dieſe fibröſen Bündel beſtehen aus zahlreichen Faſern und jede einzelne der- ſelben aus Röhren, welche in einander münden (quaelibet fibra insignis fistulis invicem hiantibus constat) u. ſ. w. Die Zwiſchenräume jenes Netzes werden von rundlichen Schläuchen erfüllt, die gewöhnlich gegen das Holz hin horizontale Richtung haben. Hat man die Rinde weggenommen, ſo erſcheint das Holz, deſſen größerer Theil aus Faſern und Röhren beſteht, welche in die Länge geſtreckt ſind und aus Ringen oder gegen
wieder in Bologna. InnocenzXII. ernannte ihn 1691 zu ſeinen Leib- arzt. Er ſtarb 1694. Ueber ſeine vergleichend anatomiſchen Arbeiten und ſeine Verdienſte um die menſchliche Anatomie vergl. Biographie universelle und V. Carus Geſch. der Zoologie p. 395.
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Malpighi und Grew.
1)
unter dem Titel: Anatome plantarum in Verbindung mit einer
Abhandlung über das bebrütete Hühnerei (1675). Der phytotomiſche
Theil des Buches zerfällt in zwei Hauptabſchnitte, deren erſter
Anatomes plantarum idea, wie bereits erwähnt, ſchon 1671
vollendet wurde und eine allgemeine reſumirende überſichtliche
Darſtellung von Malpighi's Anſichten über den Bau und
die Funktionen der Pflanzenorgane auf 14½ Folioſeiten ent-
hält; während der zweite viel umfangreichere Theil vom Jahre 1674
die im erſten ausgeſprochenen Anſichten an zahlreichen Beiſpielen
und mit Hilfe vieler Kupfertafeln eingehend erläutert; unſerem
Zweck entſpricht es, uns vorwiegend an die im erſten Theil zu-
ſammenhängend dargeſtellten Anſichten Malpighi's zu wenden.
Er beginnt ſeine Betrachtungen mit der Anatomie der
Baumſtämme und da deren Rinde zuerſt in's Auge fällt, ſo
wird zuerſt von ihr gehandelt. Der äußere Theil derſelben,
die Cuticula, beſtehe aus Schläuchen (utriculis) oder Säckchen,
welche in horizontale Reihen geordnet ſind; mit dem Alter ſterben
dieſe ab, fallen zuſammen und bilden zuweilen eine trockene
Epidermis. Nach Wegnahme der letzteren kommen mehr und
mehr Schichten holziger Faſern zum Vorſchein, welche gewöhnlich
netzartig mit einander verwebt und ſchichtenweiſe über einander
gelagert der Längsrichtung des Stammes folgen. Dieſe fibröſen
Bündel beſtehen aus zahlreichen Faſern und jede einzelne der-
ſelben aus Röhren, welche in einander münden (quaelibet fibra
insignis fistulis invicem hiantibus constat) u. ſ. w. Die
Zwiſchenräume jenes Netzes werden von rundlichen Schläuchen
erfüllt, die gewöhnlich gegen das Holz hin horizontale Richtung
haben. Hat man die Rinde weggenommen, ſo erſcheint das
Holz, deſſen größerer Theil aus Faſern und Röhren beſteht,
welche in die Länge geſtreckt ſind und aus Ringen oder gegen
1) wieder in Bologna. Innocenz XII. ernannte ihn 1691 zu ſeinen Leib-
arzt. Er ſtarb 1694. Ueber ſeine vergleichend anatomiſchen Arbeiten und
ſeine Verdienſte um die menſchliche Anatomie vergl. Biographie universelle
und V. Carus Geſch. der Zoologie p. 395.
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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/265>, abgerufen am 16.02.2025.
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