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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.

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Morphologie und Systematik unter dem Einfluß der
gischen Verhältnisse, um die es sich hier handeln mußte, konnte
außerdem nur dann gewonnen werden, wenn die Embryologie
der Phanerogamen zunächst in's Reine gebracht war, denn durch
Schleiden's mehrfach erwähnte Theorie, nach welcher der
Pollenschlauch selbst in den Embryosack der Samenknospe einge-
drungen zum Embryo auswachsen sollte, erschien die Samenknospe
nicht mehr wie ein weibliches Geschlechtsorgan, sondern nur als
eine Brutstätte für den im Grunde ungeschlechtlich entstandenen
Embryo. Und diese wichtige Frage wurde entschieden durch
Wilhelm Hofmeister's 1849 erschienenes Werk "die Entstehung
des Embryos der Phanerogamen." Hier und in einer Reihe
späterer Abhandlungen zeigte er, daß im Embryosack schon vor
der Befruchtung das Keimkörperchen liegt, welches durch das
Eintreffen des Pollenschlauches zur weiteren Entwicklung, zur
Bildung des Embryos angeregt wird. Die Organisation der
Samenknospe, die Natur des Embryosackes und des Pollenkorns,
sowie die Entstehung des Embryos aus der befruchteten Eizelle
hatte Hofmeister Schritt für Schritt, Zelle für Zelle verfolgt,
die ganze Klarheit, welche Nägeli's Zellentheorie und seine
Zurückführung aller Entwicklungsprocesse auf die Zellbildungs-
vorgänge selbst in die Entwicklungsgeschichte eingeführt hatte,
durchleuchtete Hofmeister's Darstellung dieser Vorgänge. Die-
selbe entwicklungsgeschichtliche Methode führte Hofmeister sofort
auch in die Embryologie der Muscineen und Gefäßkryptogamen
ein, an einer langen Reihe von Arten wurde die Entstehung der
Geschlechtsorgane Zelle für Zelle verfolgt, die zu befruchtende
Eizelle in ihrer Entstehung ebenso wie die Genesis der Sperma-
tozoiden beobachtet, vor Allem aber die in der befruchteten Eizelle
stattfindenden Zelltheilungen und ihre Beziehung zur weiteren
Gliederung des sich ausbildenden geschlechtlichen Productes dar-
gethan; der gesammte Entwicklungsverlauf der Muscineen und
Gefäßkryptogamen zeigte ein zweimaliges Zurückgreifen auf die
einzelne Zelle als Ausgangspunct je einer neuen Entwicklungs-
phase; das wahre gegenseitige Verhältniß, die entwicklungs-
geschichtliche Bedeutung der ungeschlechtlich entstandenen Sporen

Morphologie und Syſtematik unter dem Einfluß der
giſchen Verhältniſſe, um die es ſich hier handeln mußte, konnte
außerdem nur dann gewonnen werden, wenn die Embryologie
der Phanerogamen zunächſt in's Reine gebracht war, denn durch
Schleiden's mehrfach erwähnte Theorie, nach welcher der
Pollenſchlauch ſelbſt in den Embryoſack der Samenknoſpe einge-
drungen zum Embryo auswachſen ſollte, erſchien die Samenknoſpe
nicht mehr wie ein weibliches Geſchlechtsorgan, ſondern nur als
eine Brutſtätte für den im Grunde ungeſchlechtlich entſtandenen
Embryo. Und dieſe wichtige Frage wurde entſchieden durch
Wilhelm Hofmeiſter's 1849 erſchienenes Werk „die Entſtehung
des Embryos der Phanerogamen.“ Hier und in einer Reihe
ſpäterer Abhandlungen zeigte er, daß im Embryoſack ſchon vor
der Befruchtung das Keimkörperchen liegt, welches durch das
Eintreffen des Pollenſchlauches zur weiteren Entwicklung, zur
Bildung des Embryos angeregt wird. Die Organiſation der
Samenknoſpe, die Natur des Embryoſackes und des Pollenkorns,
ſowie die Entſtehung des Embryos aus der befruchteten Eizelle
hatte Hofmeiſter Schritt für Schritt, Zelle für Zelle verfolgt,
die ganze Klarheit, welche Nägeli's Zellentheorie und ſeine
Zurückführung aller Entwicklungsproceſſe auf die Zellbildungs-
vorgänge ſelbſt in die Entwicklungsgeſchichte eingeführt hatte,
durchleuchtete Hofmeiſter's Darſtellung dieſer Vorgänge. Die-
ſelbe entwicklungsgeſchichtliche Methode führte Hofmeiſter ſofort
auch in die Embryologie der Muscineen und Gefäßkryptogamen
ein, an einer langen Reihe von Arten wurde die Entſtehung der
Geſchlechtsorgane Zelle für Zelle verfolgt, die zu befruchtende
Eizelle in ihrer Entſtehung ebenſo wie die Geneſis der Sperma-
tozoiden beobachtet, vor Allem aber die in der befruchteten Eizelle
ſtattfindenden Zelltheilungen und ihre Beziehung zur weiteren
Gliederung des ſich ausbildenden geſchlechtlichen Productes dar-
gethan; der geſammte Entwicklungsverlauf der Muscineen und
Gefäßkryptogamen zeigte ein zweimaliges Zurückgreifen auf die
einzelne Zelle als Ausgangspunct je einer neuen Entwicklungs-
phaſe; das wahre gegenſeitige Verhältniß, die entwicklungs-
geſchichtliche Bedeutung der ungeſchlechtlich entſtandenen Sporen

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[214/0226] Morphologie und Syſtematik unter dem Einfluß der giſchen Verhältniſſe, um die es ſich hier handeln mußte, konnte außerdem nur dann gewonnen werden, wenn die Embryologie der Phanerogamen zunächſt in's Reine gebracht war, denn durch Schleiden's mehrfach erwähnte Theorie, nach welcher der Pollenſchlauch ſelbſt in den Embryoſack der Samenknoſpe einge- drungen zum Embryo auswachſen ſollte, erſchien die Samenknoſpe nicht mehr wie ein weibliches Geſchlechtsorgan, ſondern nur als eine Brutſtätte für den im Grunde ungeſchlechtlich entſtandenen Embryo. Und dieſe wichtige Frage wurde entſchieden durch Wilhelm Hofmeiſter's 1849 erſchienenes Werk „die Entſtehung des Embryos der Phanerogamen.“ Hier und in einer Reihe ſpäterer Abhandlungen zeigte er, daß im Embryoſack ſchon vor der Befruchtung das Keimkörperchen liegt, welches durch das Eintreffen des Pollenſchlauches zur weiteren Entwicklung, zur Bildung des Embryos angeregt wird. Die Organiſation der Samenknoſpe, die Natur des Embryoſackes und des Pollenkorns, ſowie die Entſtehung des Embryos aus der befruchteten Eizelle hatte Hofmeiſter Schritt für Schritt, Zelle für Zelle verfolgt, die ganze Klarheit, welche Nägeli's Zellentheorie und ſeine Zurückführung aller Entwicklungsproceſſe auf die Zellbildungs- vorgänge ſelbſt in die Entwicklungsgeſchichte eingeführt hatte, durchleuchtete Hofmeiſter's Darſtellung dieſer Vorgänge. Die- ſelbe entwicklungsgeſchichtliche Methode führte Hofmeiſter ſofort auch in die Embryologie der Muscineen und Gefäßkryptogamen ein, an einer langen Reihe von Arten wurde die Entſtehung der Geſchlechtsorgane Zelle für Zelle verfolgt, die zu befruchtende Eizelle in ihrer Entſtehung ebenſo wie die Geneſis der Sperma- tozoiden beobachtet, vor Allem aber die in der befruchteten Eizelle ſtattfindenden Zelltheilungen und ihre Beziehung zur weiteren Gliederung des ſich ausbildenden geſchlechtlichen Productes dar- gethan; der geſammte Entwicklungsverlauf der Muscineen und Gefäßkryptogamen zeigte ein zweimaliges Zurückgreifen auf die einzelne Zelle als Ausgangspunct je einer neuen Entwicklungs- phaſe; das wahre gegenſeitige Verhältniß, die entwicklungs- geſchichtliche Bedeutung der ungeſchlechtlich entſtandenen Sporen

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Zitationshilfe: Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/226>, abgerufen am 24.11.2024.