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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.

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Metamorphosenlehre und der Spiraltheorie.
Stammumfang steht und von welcher alle andern Divergenzen
sich sollen ableiten lassen, was schließlich auf eine Zahlen-
spielerei hinauslief, durch welche in dieser Form eine tiefere Ein-
sicht in die Ursachen der Stellungsverhältnisse nicht gewonnen
wurde. An Brauchbarkeit für die methodische Pflanzenbeschreibung
stand die Bravais'sche Theorie hinter der Schimper-
Braun'schen weit zurück 1).

Die mit dem Beginn der vierziger Jahre begründete gene-
tische Morphologie vertrug sich, so gut es eben gehen wollte,
mit der auf ganz anderem Princip aufgebauten Blattstellungs-
lehre; der Hauptsache nach gingen beide ungestört neben einander
her, bis 1868 Hofmeister in seiner allgemeinen Morphologie
das Princip der Schimper'schen Theorie selbst angriff und
an die Stelle der rein formalen eine genetisch mechanische Er-
klärung der Stellungsverhältnisse zu setzen suchte; ein Versuch,
der zwar noch nicht, wie dieß in der Natur der Sache liegt, zu
einer in sich abgerundeten Theorie geführt hat, dafür aber die
Keime einer weiteren Entwicklung dieser wichtigen Lehre enthält, deren
Darstellung jedoch nicht in den Rahmen unserer Geschichte gehört.

DieSchimper-Braun'sche Blattstellungslehre, wie sie
nach 1830 auftrat, hatte nur eine Seite der Metamorphosen-
theorie zu klarer Darstellung gebracht: die noch weiter in derselben
liegenden, theoretisch verwerthbaren Elemente wurden erst zwischen
1840-1860 von Alexander Braun weiter cultivirt, in
einem Zeitraum, wo bereits ganz andere Gesichtspuncte der
botanischen Forschung sich geltend machten, wo durch die Be-
gründung der Zellenlehre, der feineren Anatomie, der Entwick-
lungsgeschichte und der methodischen Kryptogamenkunde der
thatsächliche Inhalt der Botanik ebenso sehr bereichert, wie die
Methode der Forschung in die physikalisch mechanische Richtung
geleitet wurde. A. Braun, der in der Einzelforschung regen

1) Eine Vergleichung beider Theorieen und die Zurückweisung von
Schleiden's Behauptung, daß die Bravais'sche "die Einfachheit des
Gesetzes" besser ausdrücke, findet man Flora 1847 Nro.13. von Sendtner
und in Braun's "Verjüngung" p.126.

Metamorphoſenlehre und der Spiraltheorie.
Stammumfang ſteht und von welcher alle andern Divergenzen
ſich ſollen ableiten laſſen, was ſchließlich auf eine Zahlen-
ſpielerei hinauslief, durch welche in dieſer Form eine tiefere Ein-
ſicht in die Urſachen der Stellungsverhältniſſe nicht gewonnen
wurde. An Brauchbarkeit für die methodiſche Pflanzenbeſchreibung
ſtand die Bravais'ſche Theorie hinter der Schimper-
Braun'ſchen weit zurück 1).

Die mit dem Beginn der vierziger Jahre begründete gene-
tiſche Morphologie vertrug ſich, ſo gut es eben gehen wollte,
mit der auf ganz anderem Princip aufgebauten Blattſtellungs-
lehre; der Hauptſache nach gingen beide ungeſtört neben einander
her, bis 1868 Hofmeiſter in ſeiner allgemeinen Morphologie
das Princip der Schimper'ſchen Theorie ſelbſt angriff und
an die Stelle der rein formalen eine genetiſch mechaniſche Er-
klärung der Stellungsverhältniſſe zu ſetzen ſuchte; ein Verſuch,
der zwar noch nicht, wie dieß in der Natur der Sache liegt, zu
einer in ſich abgerundeten Theorie geführt hat, dafür aber die
Keime einer weiteren Entwicklung dieſer wichtigen Lehre enthält, deren
Darſtellung jedoch nicht in den Rahmen unſerer Geſchichte gehört.

DieSchimper-Braun'ſche Blattſtellungslehre, wie ſie
nach 1830 auftrat, hatte nur eine Seite der Metamorphoſen-
theorie zu klarer Darſtellung gebracht: die noch weiter in derſelben
liegenden, theoretiſch verwerthbaren Elemente wurden erſt zwiſchen
1840-1860 von Alexander Braun weiter cultivirt, in
einem Zeitraum, wo bereits ganz andere Geſichtspuncte der
botaniſchen Forſchung ſich geltend machten, wo durch die Be-
gründung der Zellenlehre, der feineren Anatomie, der Entwick-
lungsgeſchichte und der methodiſchen Kryptogamenkunde der
thatſächliche Inhalt der Botanik ebenſo ſehr bereichert, wie die
Methode der Forſchung in die phyſikaliſch mechaniſche Richtung
geleitet wurde. A. Braun, der in der Einzelforſchung regen

1) Eine Vergleichung beider Theorieen und die Zurückweiſung von
Schleiden's Behauptung, daß die Bravais'ſche „die Einfachheit des
Geſetzes“ beſſer ausdrücke, findet man Flora 1847 Nro.13. von Sendtner
und in Braun's „Verjüngung“ p.126.
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[183/0195] Metamorphoſenlehre und der Spiraltheorie. Stammumfang ſteht und von welcher alle andern Divergenzen ſich ſollen ableiten laſſen, was ſchließlich auf eine Zahlen- ſpielerei hinauslief, durch welche in dieſer Form eine tiefere Ein- ſicht in die Urſachen der Stellungsverhältniſſe nicht gewonnen wurde. An Brauchbarkeit für die methodiſche Pflanzenbeſchreibung ſtand die Bravais'ſche Theorie hinter der Schimper- Braun'ſchen weit zurück 1). Die mit dem Beginn der vierziger Jahre begründete gene- tiſche Morphologie vertrug ſich, ſo gut es eben gehen wollte, mit der auf ganz anderem Princip aufgebauten Blattſtellungs- lehre; der Hauptſache nach gingen beide ungeſtört neben einander her, bis 1868 Hofmeiſter in ſeiner allgemeinen Morphologie das Princip der Schimper'ſchen Theorie ſelbſt angriff und an die Stelle der rein formalen eine genetiſch mechaniſche Er- klärung der Stellungsverhältniſſe zu ſetzen ſuchte; ein Verſuch, der zwar noch nicht, wie dieß in der Natur der Sache liegt, zu einer in ſich abgerundeten Theorie geführt hat, dafür aber die Keime einer weiteren Entwicklung dieſer wichtigen Lehre enthält, deren Darſtellung jedoch nicht in den Rahmen unſerer Geſchichte gehört. DieSchimper-Braun'ſche Blattſtellungslehre, wie ſie nach 1830 auftrat, hatte nur eine Seite der Metamorphoſen- theorie zu klarer Darſtellung gebracht: die noch weiter in derſelben liegenden, theoretiſch verwerthbaren Elemente wurden erſt zwiſchen 1840-1860 von Alexander Braun weiter cultivirt, in einem Zeitraum, wo bereits ganz andere Geſichtspuncte der botaniſchen Forſchung ſich geltend machten, wo durch die Be- gründung der Zellenlehre, der feineren Anatomie, der Entwick- lungsgeſchichte und der methodiſchen Kryptogamenkunde der thatſächliche Inhalt der Botanik ebenſo ſehr bereichert, wie die Methode der Forſchung in die phyſikaliſch mechaniſche Richtung geleitet wurde. A. Braun, der in der Einzelforſchung regen 1) Eine Vergleichung beider Theorieen und die Zurückweiſung von Schleiden's Behauptung, daß die Bravais'ſche „die Einfachheit des Geſetzes“ beſſer ausdrücke, findet man Flora 1847 Nro.13. von Sendtner und in Braun's „Verjüngung“ p.126.

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Zitationshilfe: Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/195>, abgerufen am 24.11.2024.