Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.Metamorphosenlehre und der Spiraltheorie. Stammumfang steht und von welcher alle andern Divergenzensich sollen ableiten lassen, was schließlich auf eine Zahlen- spielerei hinauslief, durch welche in dieser Form eine tiefere Ein- sicht in die Ursachen der Stellungsverhältnisse nicht gewonnen wurde. An Brauchbarkeit für die methodische Pflanzenbeschreibung stand die Bravais'sche Theorie hinter der Schimper- Braun'schen weit zurück 1). Die mit dem Beginn der vierziger Jahre begründete gene- DieSchimper-Braun'sche Blattstellungslehre, wie sie 1) Eine Vergleichung beider Theorieen und die Zurückweisung von
Schleiden's Behauptung, daß die Bravais'sche "die Einfachheit des Gesetzes" besser ausdrücke, findet man Flora 1847 Nro.13. von Sendtner und in Braun's "Verjüngung" p.126. Metamorphoſenlehre und der Spiraltheorie. Stammumfang ſteht und von welcher alle andern Divergenzenſich ſollen ableiten laſſen, was ſchließlich auf eine Zahlen- ſpielerei hinauslief, durch welche in dieſer Form eine tiefere Ein- ſicht in die Urſachen der Stellungsverhältniſſe nicht gewonnen wurde. An Brauchbarkeit für die methodiſche Pflanzenbeſchreibung ſtand die Bravais'ſche Theorie hinter der Schimper- Braun'ſchen weit zurück 1). Die mit dem Beginn der vierziger Jahre begründete gene- DieSchimper-Braun'ſche Blattſtellungslehre, wie ſie 1) Eine Vergleichung beider Theorieen und die Zurückweiſung von
Schleiden's Behauptung, daß die Bravais'ſche „die Einfachheit des Geſetzes“ beſſer ausdrücke, findet man Flora 1847 Nro.13. von Sendtner und in Braun's „Verjüngung“ p.126. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0195" n="183"/><fw place="top" type="header">Metamorphoſenlehre und der Spiraltheorie.</fw><lb/> Stammumfang ſteht und von welcher alle andern Divergenzen<lb/> ſich ſollen ableiten laſſen, was ſchließlich auf eine Zahlen-<lb/> ſpielerei hinauslief, durch welche in dieſer Form eine tiefere Ein-<lb/> ſicht in die Urſachen der Stellungsverhältniſſe nicht gewonnen<lb/> wurde. An Brauchbarkeit für die methodiſche Pflanzenbeſchreibung<lb/> ſtand die <hi rendition="#g">Bravais</hi>'ſche Theorie hinter der <hi rendition="#g">Schimper</hi>-<lb/><hi rendition="#g">Braun</hi>'ſchen weit zurück <note place="foot" n="1)">Eine Vergleichung beider Theorieen und die Zurückweiſung von<lb/><hi rendition="#g">Schleiden</hi>'s Behauptung, daß die <hi rendition="#g">Bravais</hi>'ſche „die Einfachheit des<lb/> Geſetzes“ beſſer ausdrücke, findet man Flora 1847 Nro.13. von <hi rendition="#g">Sendtner</hi><lb/> und in <hi rendition="#g">Braun</hi>'s „Verjüngung“ <hi rendition="#aq">p.</hi>126.</note>.</p><lb/> <p>Die mit dem Beginn der vierziger Jahre begründete gene-<lb/> tiſche Morphologie vertrug ſich, ſo gut es eben gehen wollte,<lb/> mit der auf ganz anderem Princip aufgebauten Blattſtellungs-<lb/> lehre; der Hauptſache nach gingen beide ungeſtört neben einander<lb/> her, bis 1868 <hi rendition="#g">Hofmeiſter</hi> in ſeiner allgemeinen Morphologie<lb/> das Princip der <hi rendition="#g">Schimper</hi>'ſchen Theorie ſelbſt angriff und<lb/> an die Stelle der rein formalen eine genetiſch mechaniſche Er-<lb/> klärung der Stellungsverhältniſſe zu ſetzen ſuchte; ein Verſuch,<lb/> der zwar noch nicht, wie dieß in der Natur der Sache liegt, zu<lb/> einer in ſich abgerundeten Theorie geführt hat, dafür aber die<lb/> Keime einer weiteren Entwicklung dieſer wichtigen Lehre enthält, deren<lb/> Darſtellung jedoch nicht in den Rahmen unſerer Geſchichte gehört.</p><lb/> <p>Die<hi rendition="#g">Schimper</hi>-<hi rendition="#g">Braun</hi>'ſche Blattſtellungslehre, wie ſie<lb/> nach 1830 auftrat, hatte nur eine Seite der Metamorphoſen-<lb/> theorie zu klarer Darſtellung gebracht: die noch weiter in derſelben<lb/> liegenden, theoretiſch verwerthbaren Elemente wurden erſt zwiſchen<lb/> 1840-1860 von <hi rendition="#b">Alexander Braun</hi> weiter cultivirt, in<lb/> einem Zeitraum, wo bereits ganz andere Geſichtspuncte der<lb/> botaniſchen Forſchung ſich geltend machten, wo durch die Be-<lb/> gründung der Zellenlehre, der feineren Anatomie, der Entwick-<lb/> lungsgeſchichte und der methodiſchen Kryptogamenkunde der<lb/> thatſächliche Inhalt der Botanik ebenſo ſehr bereichert, wie die<lb/> Methode der Forſchung in die phyſikaliſch mechaniſche Richtung<lb/> geleitet wurde. A. <hi rendition="#g">Braun</hi>, der in der Einzelforſchung regen<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [183/0195]
Metamorphoſenlehre und der Spiraltheorie.
Stammumfang ſteht und von welcher alle andern Divergenzen
ſich ſollen ableiten laſſen, was ſchließlich auf eine Zahlen-
ſpielerei hinauslief, durch welche in dieſer Form eine tiefere Ein-
ſicht in die Urſachen der Stellungsverhältniſſe nicht gewonnen
wurde. An Brauchbarkeit für die methodiſche Pflanzenbeſchreibung
ſtand die Bravais'ſche Theorie hinter der Schimper-
Braun'ſchen weit zurück 1).
Die mit dem Beginn der vierziger Jahre begründete gene-
tiſche Morphologie vertrug ſich, ſo gut es eben gehen wollte,
mit der auf ganz anderem Princip aufgebauten Blattſtellungs-
lehre; der Hauptſache nach gingen beide ungeſtört neben einander
her, bis 1868 Hofmeiſter in ſeiner allgemeinen Morphologie
das Princip der Schimper'ſchen Theorie ſelbſt angriff und
an die Stelle der rein formalen eine genetiſch mechaniſche Er-
klärung der Stellungsverhältniſſe zu ſetzen ſuchte; ein Verſuch,
der zwar noch nicht, wie dieß in der Natur der Sache liegt, zu
einer in ſich abgerundeten Theorie geführt hat, dafür aber die
Keime einer weiteren Entwicklung dieſer wichtigen Lehre enthält, deren
Darſtellung jedoch nicht in den Rahmen unſerer Geſchichte gehört.
DieSchimper-Braun'ſche Blattſtellungslehre, wie ſie
nach 1830 auftrat, hatte nur eine Seite der Metamorphoſen-
theorie zu klarer Darſtellung gebracht: die noch weiter in derſelben
liegenden, theoretiſch verwerthbaren Elemente wurden erſt zwiſchen
1840-1860 von Alexander Braun weiter cultivirt, in
einem Zeitraum, wo bereits ganz andere Geſichtspuncte der
botaniſchen Forſchung ſich geltend machten, wo durch die Be-
gründung der Zellenlehre, der feineren Anatomie, der Entwick-
lungsgeſchichte und der methodiſchen Kryptogamenkunde der
thatſächliche Inhalt der Botanik ebenſo ſehr bereichert, wie die
Methode der Forſchung in die phyſikaliſch mechaniſche Richtung
geleitet wurde. A. Braun, der in der Einzelforſchung regen
1) Eine Vergleichung beider Theorieen und die Zurückweiſung von
Schleiden's Behauptung, daß die Bravais'ſche „die Einfachheit des
Geſetzes“ beſſer ausdrücke, findet man Flora 1847 Nro.13. von Sendtner
und in Braun's „Verjüngung“ p.126.
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