Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.Bearbeitung des natürlichen Systems unter dem in Thallophyten und Cormophyten, welch' letztere in die AbtheilungenAcrobrya (Muscineen, Gefäßcryptogamen, Cycadeen), Amphibrya (Monocotylen) und Acramphibrya (Dicotylen und Coniferen) zer- fallen; die drei Namen dieser Gruppen, von denen die erste eine durchaus unnatürliche, stützen sich auf irrthümliche Annahmen betreffs des Längen- und Dickenwachsthums, welche Endlicher von Unger entlehnt hatte. -- Während Endlicher's großes Werk seiner Vollständigkeit in der Charakteristik der Familien und Gattungen wegen für den Hausgebrauch der Botaniker bis auf unsere Zeit unentbehrlich geblieben ist, hat dagegen Brong- niart's 1843 entworfenes System in Frankreich sich eine gewissermaßen officielle Bedeutung gewonnen. Das ganze Pflanzen- reich wird hier in zwei Abtheilungen gespalten, in Cryptogamen und Phanerogamen, von denen jene als geschlechtslose, diese als geschlechtlich ausgebildete unrichtig charakterisirt werden. Die Phanerogamen, in Mono- und Dicotylen getheilt, sind in wenig ansprechender Weise in Gruppen gespalten; einen Vorzug aber hat Brongniart's System, insofern es die Gymnospermen in geschlossener Masse zusammenhält und wenn dieselben auch in unrichtiger Weise den Dicotylen zugezählt werden, so war es doch ein Fortschritt, daß hier Robert Brown's Entdeckung der Gymnospermie wenigstens theilweise zu systematischer Geltung gelangte. -- Ungefähr dieselbe Bedeutung, welche Bartling und Endlicher in Deutschland, Brongniart in Frankreich gewannen, fiel dem System John Lindley's in England zu. Nach verschiedenen früheren Versuchen stellte er 1845 ein System auf, in welchem die Cryptogamen ebenfalls als asexuelle oder blüthenlose, die Phanerogamen als sexuelle oder blühende Pflanzen charakterisirt werden; jene zerfallen in thallogene und acrogene; die Phanerogamen aber werden in fünf Classen getheilt, in: thätigen Leben durch Blausäure ein Ende. Endlicher war nicht nur
einer der hervorragendsten Systematiker sondern auch Philolog und Linguist, er verfaßte u. a. eine chinesische Grammatik (Linnaea 1864 und 1865 Bd. 33 p. 583). Bearbeitung des natürlichen Syſtems unter dem in Thallophyten und Cormophyten, welch' letztere in die AbtheilungenAcrobrya (Muscineen, Gefäßcryptogamen, Cycadeen), Amphibrya (Monocotylen) und Acramphibrya (Dicotylen und Coniferen) zer- fallen; die drei Namen dieſer Gruppen, von denen die erſte eine durchaus unnatürliche, ſtützen ſich auf irrthümliche Annahmen betreffs des Längen- und Dickenwachsthums, welche Endlicher von Unger entlehnt hatte. — Während Endlicher's großes Werk ſeiner Vollſtändigkeit in der Charakteriſtik der Familien und Gattungen wegen für den Hausgebrauch der Botaniker bis auf unſere Zeit unentbehrlich geblieben iſt, hat dagegen Brong- niart's 1843 entworfenes Syſtem in Frankreich ſich eine gewiſſermaßen officielle Bedeutung gewonnen. Das ganze Pflanzen- reich wird hier in zwei Abtheilungen geſpalten, in Cryptogamen und Phanerogamen, von denen jene als geſchlechtsloſe, dieſe als geſchlechtlich ausgebildete unrichtig charakteriſirt werden. Die Phanerogamen, in Mono- und Dicotylen getheilt, ſind in wenig anſprechender Weiſe in Gruppen geſpalten; einen Vorzug aber hat Brongniart's Syſtem, inſofern es die Gymnospermen in geſchloſſener Maſſe zuſammenhält und wenn dieſelben auch in unrichtiger Weiſe den Dicotylen zugezählt werden, ſo war es doch ein Fortſchritt, daß hier Robert Brown's Entdeckung der Gymnospermie wenigſtens theilweiſe zu ſyſtematiſcher Geltung gelangte. — Ungefähr dieſelbe Bedeutung, welche Bartling und Endlicher in Deutſchland, Brongniart in Frankreich gewannen, fiel dem Syſtem John Lindley's in England zu. Nach verſchiedenen früheren Verſuchen ſtellte er 1845 ein Syſtem auf, in welchem die Cryptogamen ebenfalls als aſexuelle oder blüthenloſe, die Phanerogamen als ſexuelle oder blühende Pflanzen charakteriſirt werden; jene zerfallen in thallogene und acrogene; die Phanerogamen aber werden in fünf Claſſen getheilt, in: thätigen Leben durch Blauſäure ein Ende. Endlicher war nicht nur
einer der hervorragendſten Syſtematiker ſondern auch Philolog und Linguiſt, er verfaßte u. a. eine chineſiſche Grammatik (Linnaea 1864 und 1865 Bd. 33 p. 583). <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0170" n="158"/><fw place="top" type="header">Bearbeitung des natürlichen Syſtems unter dem</fw><lb/> in Thallophyten und Cormophyten, welch' letztere in die Abtheilungen<lb/><hi rendition="#aq">Acrobrya</hi> (Muscineen, Gefäßcryptogamen, Cycadeen), <hi rendition="#aq">Amphibrya</hi><lb/> (Monocotylen) und <hi rendition="#aq">Acramphibrya</hi> (Dicotylen und Coniferen) zer-<lb/> fallen; die drei Namen dieſer Gruppen, von denen die erſte eine<lb/> durchaus unnatürliche, ſtützen ſich auf irrthümliche Annahmen<lb/> betreffs des Längen- und Dickenwachsthums, welche <hi rendition="#g">Endlicher</hi><lb/> von <hi rendition="#g">Unger</hi> entlehnt hatte. — Während <hi rendition="#g">Endlicher</hi>'s großes<lb/> Werk ſeiner Vollſtändigkeit in der Charakteriſtik der Familien<lb/> und Gattungen wegen für den Hausgebrauch der Botaniker bis<lb/> auf unſere Zeit unentbehrlich geblieben iſt, hat dagegen <hi rendition="#b">Brong-<lb/> niart's</hi> 1843 entworfenes Syſtem in Frankreich ſich eine<lb/> gewiſſermaßen officielle Bedeutung gewonnen. Das ganze Pflanzen-<lb/> reich wird hier in zwei Abtheilungen geſpalten, in Cryptogamen<lb/> und Phanerogamen, von denen jene als geſchlechtsloſe, dieſe als<lb/> geſchlechtlich ausgebildete unrichtig charakteriſirt werden. Die<lb/> Phanerogamen, in Mono- und Dicotylen getheilt, ſind in wenig<lb/> anſprechender Weiſe in Gruppen geſpalten; einen Vorzug aber<lb/> hat <hi rendition="#g">Brongniart</hi>'s Syſtem, inſofern es die Gymnospermen<lb/> in geſchloſſener Maſſe zuſammenhält und wenn dieſelben auch in<lb/> unrichtiger Weiſe den Dicotylen zugezählt werden, ſo war es<lb/> doch ein Fortſchritt, daß hier <hi rendition="#g">Robert Brown</hi>'s Entdeckung<lb/> der Gymnospermie wenigſtens theilweiſe zu ſyſtematiſcher Geltung<lb/> gelangte. — Ungefähr dieſelbe Bedeutung, welche <hi rendition="#g">Bartling</hi><lb/> und <hi rendition="#g">Endlicher</hi> in Deutſchland, <hi rendition="#g">Brongniart</hi> in Frankreich<lb/> gewannen, fiel dem Syſtem <hi rendition="#b">John Lindley's</hi> in England zu.<lb/> Nach verſchiedenen früheren Verſuchen ſtellte er 1845 ein Syſtem<lb/> auf, in welchem die Cryptogamen ebenfalls als aſexuelle oder<lb/> blüthenloſe, die Phanerogamen als ſexuelle oder blühende Pflanzen<lb/> charakteriſirt werden; jene zerfallen in <hi rendition="#aq">thallogene</hi> und <hi rendition="#aq">acrogene</hi>;<lb/> die Phanerogamen aber werden in fünf Claſſen getheilt, in:</p><lb/> <p> <note xml:id="seg2pn_2_2" prev="#seg2pn_2_1" place="foot" n="1)">thätigen Leben durch Blauſäure ein Ende. <hi rendition="#g">Endlicher</hi> war nicht nur<lb/> einer der hervorragendſten Syſtematiker ſondern auch Philolog und Linguiſt,<lb/> er verfaßte u. a. eine chineſiſche Grammatik (<hi rendition="#g">Linnaea</hi> 1864 und 1865<lb/> Bd. 33 <hi rendition="#aq">p.</hi> 583).</note> </p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [158/0170]
Bearbeitung des natürlichen Syſtems unter dem
in Thallophyten und Cormophyten, welch' letztere in die Abtheilungen
Acrobrya (Muscineen, Gefäßcryptogamen, Cycadeen), Amphibrya
(Monocotylen) und Acramphibrya (Dicotylen und Coniferen) zer-
fallen; die drei Namen dieſer Gruppen, von denen die erſte eine
durchaus unnatürliche, ſtützen ſich auf irrthümliche Annahmen
betreffs des Längen- und Dickenwachsthums, welche Endlicher
von Unger entlehnt hatte. — Während Endlicher's großes
Werk ſeiner Vollſtändigkeit in der Charakteriſtik der Familien
und Gattungen wegen für den Hausgebrauch der Botaniker bis
auf unſere Zeit unentbehrlich geblieben iſt, hat dagegen Brong-
niart's 1843 entworfenes Syſtem in Frankreich ſich eine
gewiſſermaßen officielle Bedeutung gewonnen. Das ganze Pflanzen-
reich wird hier in zwei Abtheilungen geſpalten, in Cryptogamen
und Phanerogamen, von denen jene als geſchlechtsloſe, dieſe als
geſchlechtlich ausgebildete unrichtig charakteriſirt werden. Die
Phanerogamen, in Mono- und Dicotylen getheilt, ſind in wenig
anſprechender Weiſe in Gruppen geſpalten; einen Vorzug aber
hat Brongniart's Syſtem, inſofern es die Gymnospermen
in geſchloſſener Maſſe zuſammenhält und wenn dieſelben auch in
unrichtiger Weiſe den Dicotylen zugezählt werden, ſo war es
doch ein Fortſchritt, daß hier Robert Brown's Entdeckung
der Gymnospermie wenigſtens theilweiſe zu ſyſtematiſcher Geltung
gelangte. — Ungefähr dieſelbe Bedeutung, welche Bartling
und Endlicher in Deutſchland, Brongniart in Frankreich
gewannen, fiel dem Syſtem John Lindley's in England zu.
Nach verſchiedenen früheren Verſuchen ſtellte er 1845 ein Syſtem
auf, in welchem die Cryptogamen ebenfalls als aſexuelle oder
blüthenloſe, die Phanerogamen als ſexuelle oder blühende Pflanzen
charakteriſirt werden; jene zerfallen in thallogene und acrogene;
die Phanerogamen aber werden in fünf Claſſen getheilt, in:
1)
1) thätigen Leben durch Blauſäure ein Ende. Endlicher war nicht nur
einer der hervorragendſten Syſtematiker ſondern auch Philolog und Linguiſt,
er verfaßte u. a. eine chineſiſche Grammatik (Linnaea 1864 und 1865
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