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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.

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Dogma von der Constanz der Arten.
digen Leistung auf diesem Gebiet, durch welche das natürliche
System wesentlich verbessert wurde. Gleichzeitig erfuhren die
von De Candolle und Brown aufgestellten Grundsätze der
Blüthenmorphologie durch Röper's Monographieen der Euphor-
bien und Balsamineen, sowie durch seine Abhandlung de
organis plantarum
(1828) eine geistvolle und selbstständig
consequente Anwendung zur Klärung morphologischer und systema-
tischer Begriffe. Uebrigens begegnete die von De Candolle
und Robert Brown eingeführte neue Methode der mor-
phologischen und systematischen Forschung in Deutschland und
zum Theil selbst in Frankreich nicht nur den veralteten Linne'-
schen Ansichten, sondern auch, was viel schlimmer war, den Ver-
irrungen, welche die durch Schelling begründete, sogenannte
Naturphilosophie herbeiführte. Die Unklarheiten dieser Philosophie
konnten kaum einen fruchtbareren Boden finden, als das natür-
liche System der Pflanzen mit seinen geheimnißvollen Verwandt-
schaftsverhältnissen und Goethe's Metamorphosenlehre trug nicht
wenig dazu bei, die Verwirrung zu steigern. Indessen komme
ich auf diese geschichtlichen Erscheinungen im folgenden Abschnitt
noch zurück, hier soll zunächst gezeigt werden, wie nun die
Systematiker von Fach den von De Candolle und Brown
eingeschlagenen Weg weiter verfolgten; denn seit ungefähr 1830
trennte sich besonders in Deutschland die morphologische Forsch-
ung als eine besondere Disciplin von der Systematik ab, mehr
und mehr ward es Mode, die letztere als eine von der Morpho-
logie unabhängige Wissenschaft zu behandeln und so den Quell
tieferer Einsicht, den allein die vergleichende und genetische Mor-
phologie dem Systematiker eröffnen kann, zu verlassen, während
andererseits die Morphologie einen neuen Aufschwung nahm, den
wir, eben weil er von der eigentlichen Systematik unabhängig
sich entwickelte, in den folgenden Abschnitten einer gesonderten
Darstellung unterziehen.

Wenn der Fortschritt der Systematik durch die Zahl der
aufgestellten Systeme bewirkt würde, so müßte man die Zeit von
1825-1845 geradezu für das goldene Zeitalter der Systematik

Dogma von der Conſtanz der Arten.
digen Leiſtung auf dieſem Gebiet, durch welche das natürliche
Syſtem weſentlich verbeſſert wurde. Gleichzeitig erfuhren die
von De Candolle und Brown aufgeſtellten Grundſätze der
Blüthenmorphologie durch Röper's Monographieen der Euphor-
bien und Balſamineen, ſowie durch ſeine Abhandlung de
organis plantarum
(1828) eine geiſtvolle und ſelbſtſtändig
conſequente Anwendung zur Klärung morphologiſcher und ſyſtema-
tiſcher Begriffe. Uebrigens begegnete die von De Candolle
und Robert Brown eingeführte neue Methode der mor-
phologiſchen und ſyſtematiſchen Forſchung in Deutſchland und
zum Theil ſelbſt in Frankreich nicht nur den veralteten Linné'-
ſchen Anſichten, ſondern auch, was viel ſchlimmer war, den Ver-
irrungen, welche die durch Schelling begründete, ſogenannte
Naturphiloſophie herbeiführte. Die Unklarheiten dieſer Philoſophie
konnten kaum einen fruchtbareren Boden finden, als das natür-
liche Syſtem der Pflanzen mit ſeinen geheimnißvollen Verwandt-
ſchaftsverhältniſſen und Goethe's Metamorphoſenlehre trug nicht
wenig dazu bei, die Verwirrung zu ſteigern. Indeſſen komme
ich auf dieſe geſchichtlichen Erſcheinungen im folgenden Abſchnitt
noch zurück, hier ſoll zunächſt gezeigt werden, wie nun die
Syſtematiker von Fach den von De Candolle und Brown
eingeſchlagenen Weg weiter verfolgten; denn ſeit ungefähr 1830
trennte ſich beſonders in Deutſchland die morphologiſche Forſch-
ung als eine beſondere Disciplin von der Syſtematik ab, mehr
und mehr ward es Mode, die letztere als eine von der Morpho-
logie unabhängige Wiſſenſchaft zu behandeln und ſo den Quell
tieferer Einſicht, den allein die vergleichende und genetiſche Mor-
phologie dem Syſtematiker eröffnen kann, zu verlaſſen, während
andererſeits die Morphologie einen neuen Aufſchwung nahm, den
wir, eben weil er von der eigentlichen Syſtematik unabhängig
ſich entwickelte, in den folgenden Abſchnitten einer geſonderten
Darſtellung unterziehen.

Wenn der Fortſchritt der Syſtematik durch die Zahl der
aufgeſtellten Syſteme bewirkt würde, ſo müßte man die Zeit von
1825-1845 geradezu für das goldene Zeitalter der Syſtematik

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[155/0167] Dogma von der Conſtanz der Arten. digen Leiſtung auf dieſem Gebiet, durch welche das natürliche Syſtem weſentlich verbeſſert wurde. Gleichzeitig erfuhren die von De Candolle und Brown aufgeſtellten Grundſätze der Blüthenmorphologie durch Röper's Monographieen der Euphor- bien und Balſamineen, ſowie durch ſeine Abhandlung de organis plantarum (1828) eine geiſtvolle und ſelbſtſtändig conſequente Anwendung zur Klärung morphologiſcher und ſyſtema- tiſcher Begriffe. Uebrigens begegnete die von De Candolle und Robert Brown eingeführte neue Methode der mor- phologiſchen und ſyſtematiſchen Forſchung in Deutſchland und zum Theil ſelbſt in Frankreich nicht nur den veralteten Linné'- ſchen Anſichten, ſondern auch, was viel ſchlimmer war, den Ver- irrungen, welche die durch Schelling begründete, ſogenannte Naturphiloſophie herbeiführte. Die Unklarheiten dieſer Philoſophie konnten kaum einen fruchtbareren Boden finden, als das natür- liche Syſtem der Pflanzen mit ſeinen geheimnißvollen Verwandt- ſchaftsverhältniſſen und Goethe's Metamorphoſenlehre trug nicht wenig dazu bei, die Verwirrung zu ſteigern. Indeſſen komme ich auf dieſe geſchichtlichen Erſcheinungen im folgenden Abſchnitt noch zurück, hier ſoll zunächſt gezeigt werden, wie nun die Syſtematiker von Fach den von De Candolle und Brown eingeſchlagenen Weg weiter verfolgten; denn ſeit ungefähr 1830 trennte ſich beſonders in Deutſchland die morphologiſche Forſch- ung als eine beſondere Disciplin von der Syſtematik ab, mehr und mehr ward es Mode, die letztere als eine von der Morpho- logie unabhängige Wiſſenſchaft zu behandeln und ſo den Quell tieferer Einſicht, den allein die vergleichende und genetiſche Mor- phologie dem Syſtematiker eröffnen kann, zu verlaſſen, während andererſeits die Morphologie einen neuen Aufſchwung nahm, den wir, eben weil er von der eigentlichen Syſtematik unabhängig ſich entwickelte, in den folgenden Abſchnitten einer geſonderten Darſtellung unterziehen. Wenn der Fortſchritt der Syſtematik durch die Zahl der aufgeſtellten Syſteme bewirkt würde, ſo müßte man die Zeit von 1825-1845 geradezu für das goldene Zeitalter der Syſtematik

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Zitationshilfe: Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/167>, abgerufen am 22.11.2024.