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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.

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Bearbeitung des natürlichen Systems unter dem
Jungius und Rivinus abgewiesene, aber bei Tournefort
und Ray noch beibehaltene Eintheilung in Bäume und Kräuter
auch in dem natürlichen System Linne's verschwunden ist,
versteht sich nach dem bisher über ihn Gesagten sozusagen von
selbst und fortan war dieser alte Unfug für immer beseitigt.

Manche Verbesserungen sowohl bezüglich der Namengebung
als auch in der Zusammenstellung und Aufeinanderfolge, aber
freilich auch manche auffallende Verstöße gegen die natürliche
Verwandtschaft finden wir in der Anordnung des Bernard de
Jussieu
1) von 1759. Dieser hatte theoretische Betrachtungen
über das System überhaupt nicht publicirt, vielmehr gab er
seinen Vorstellungen von den Verwandtschaftsverhältnissen des
Pflanzenreiches in der Anpflanzung der Gewächse des königlichen
Gartens von Trianon und in den Garten-Catalogen Ausdruck.
Sein Neffe gab später 1789 in den Genera plantarum die Auf-
zählung seines Onkels mit der Jahreszahl 1759, wie oben an-
gegeben. Ich will diese Aufzählung hier nicht reproduciren,
da für unseren Zweck der Unterschied gegenüber der Linne'schen
nicht groß genug erscheint. Doch ist hervorzuheben, daß Bernard
de Jussieu
mit den Cryptogamen beginnt, durch die Monoco-
tylen zu den Dicotylen übergeht und mit den Coniferen schließt.
Wir können hier die Prioritätsansprüche Adanson's dem Bernard
de Jussieu
gegenüber (Histoire de la Botanique de Michel
Adanson, Paris
1864 p. 36) als für unsern Zweck ganz un-
erheblich übergehen. Eine irgendwie beachtenswerthe Förderung
erfuhr das natürliche System durch Adanson nicht; wie wenig
derselbe übrigens das Wesen desselben und die Methode der
Forschung auf diesem Gebiete durchschaute, geht zur Genüge aus

1) Bernard de Jussieu geb. zu Lyon 1699, anfangs praktischer
Arzt, durch Vaillants Vermittlung nach Paris berufen und nach dessen
Tode Professor und Demonstrator am Jardin royal. Er war mit Peissonel
einer der ersten, welche sich gegen die pflanzliche Natur der Corallen erklärten.
In seiner Eloge (hist. de l'Acad. Roy. des sc. Paris 1777) wird aus-
drücklich erwähnt, daß Bernard de Jussieu seine natürlichen Familien
nach dem Linne'schen Fragment aufgestellt habe. Er starb 1777.

Bearbeitung des natürlichen Syſtems unter dem
Jungius und Rivinus abgewieſene, aber bei Tournefort
und Ray noch beibehaltene Eintheilung in Bäume und Kräuter
auch in dem natürlichen Syſtem Linné's verſchwunden iſt,
verſteht ſich nach dem bisher über ihn Geſagten ſozuſagen von
ſelbſt und fortan war dieſer alte Unfug für immer beſeitigt.

Manche Verbeſſerungen ſowohl bezüglich der Namengebung
als auch in der Zuſammenſtellung und Aufeinanderfolge, aber
freilich auch manche auffallende Verſtöße gegen die natürliche
Verwandtſchaft finden wir in der Anordnung des Bernard de
Juſſieu
1) von 1759. Dieſer hatte theoretiſche Betrachtungen
über das Syſtem überhaupt nicht publicirt, vielmehr gab er
ſeinen Vorſtellungen von den Verwandtſchaftsverhältniſſen des
Pflanzenreiches in der Anpflanzung der Gewächſe des königlichen
Gartens von Trianon und in den Garten-Catalogen Ausdruck.
Sein Neffe gab ſpäter 1789 in den Genera plantarum die Auf-
zählung ſeines Onkels mit der Jahreszahl 1759, wie oben an-
gegeben. Ich will dieſe Aufzählung hier nicht reproduciren,
da für unſeren Zweck der Unterſchied gegenüber der Linné'ſchen
nicht groß genug erſcheint. Doch iſt hervorzuheben, daß Bernard
de Juſſieu
mit den Cryptogamen beginnt, durch die Monoco-
tylen zu den Dicotylen übergeht und mit den Coniferen ſchließt.
Wir können hier die Prioritätsanſprüche Adanſon's dem Bernard
de Juſſieu
gegenüber (Histoire de la Botanique de Michel
Adanson, Paris
1864 p. 36) als für unſern Zweck ganz un-
erheblich übergehen. Eine irgendwie beachtenswerthe Förderung
erfuhr das natürliche Syſtem durch Adanſon nicht; wie wenig
derſelbe übrigens das Weſen desſelben und die Methode der
Forſchung auf dieſem Gebiete durchſchaute, geht zur Genüge aus

1) Bernard de Juſſieu geb. zu Lyon 1699, anfangs praktiſcher
Arzt, durch Vaillants Vermittlung nach Paris berufen und nach deſſen
Tode Profeſſor und Demonſtrator am Jardin royal. Er war mit Peiſſonel
einer der erſten, welche ſich gegen die pflanzliche Natur der Corallen erklärten.
In ſeiner Eloge (hist. de l'Acad. Roy. des sc. Paris 1777) wird aus-
drücklich erwähnt, daß Bernard de Juſſieu ſeine natürlichen Familien
nach dem Linné'ſchen Fragment aufgeſtellt habe. Er ſtarb 1777.
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[124/0136] Bearbeitung des natürlichen Syſtems unter dem Jungius und Rivinus abgewieſene, aber bei Tournefort und Ray noch beibehaltene Eintheilung in Bäume und Kräuter auch in dem natürlichen Syſtem Linné's verſchwunden iſt, verſteht ſich nach dem bisher über ihn Geſagten ſozuſagen von ſelbſt und fortan war dieſer alte Unfug für immer beſeitigt. Manche Verbeſſerungen ſowohl bezüglich der Namengebung als auch in der Zuſammenſtellung und Aufeinanderfolge, aber freilich auch manche auffallende Verſtöße gegen die natürliche Verwandtſchaft finden wir in der Anordnung des Bernard de Juſſieu 1) von 1759. Dieſer hatte theoretiſche Betrachtungen über das Syſtem überhaupt nicht publicirt, vielmehr gab er ſeinen Vorſtellungen von den Verwandtſchaftsverhältniſſen des Pflanzenreiches in der Anpflanzung der Gewächſe des königlichen Gartens von Trianon und in den Garten-Catalogen Ausdruck. Sein Neffe gab ſpäter 1789 in den Genera plantarum die Auf- zählung ſeines Onkels mit der Jahreszahl 1759, wie oben an- gegeben. Ich will dieſe Aufzählung hier nicht reproduciren, da für unſeren Zweck der Unterſchied gegenüber der Linné'ſchen nicht groß genug erſcheint. Doch iſt hervorzuheben, daß Bernard de Juſſieu mit den Cryptogamen beginnt, durch die Monoco- tylen zu den Dicotylen übergeht und mit den Coniferen ſchließt. Wir können hier die Prioritätsanſprüche Adanſon's dem Bernard de Juſſieu gegenüber (Histoire de la Botanique de Michel Adanson, Paris 1864 p. 36) als für unſern Zweck ganz un- erheblich übergehen. Eine irgendwie beachtenswerthe Förderung erfuhr das natürliche Syſtem durch Adanſon nicht; wie wenig derſelbe übrigens das Weſen desſelben und die Methode der Forſchung auf dieſem Gebiete durchſchaute, geht zur Genüge aus 1) Bernard de Juſſieu geb. zu Lyon 1699, anfangs praktiſcher Arzt, durch Vaillants Vermittlung nach Paris berufen und nach deſſen Tode Profeſſor und Demonſtrator am Jardin royal. Er war mit Peiſſonel einer der erſten, welche ſich gegen die pflanzliche Natur der Corallen erklärten. In ſeiner Eloge (hist. de l'Acad. Roy. des sc. Paris 1777) wird aus- drücklich erwähnt, daß Bernard de Juſſieu ſeine natürlichen Familien nach dem Linné'ſchen Fragment aufgeſtellt habe. Er ſtarb 1777.

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Zitationshilfe: Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/136>, abgerufen am 21.11.2024.