Sacher-Masoch, Leopold von: Don Juan von Kolomea. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 24. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 197–279. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Bist du treu, sie lachen deiner, Aendern wie die Moden sich; Aenderst du dich, keift gemeiner, Eifersüchtiger Neid um dich. Drum vermeide Hymen's Falle. Hoffe nie: ein Weib sei dein! Aber lieb' und täusche alle, Um nicht selbst getäuscht zu sein! So ist es: Hoffe nie: ein Weib sei dein! Aber lieb' und täusche alle. Um nicht selbst getäuscht zu sein! Da könnte ich Ihnen allenfalls jetzt meine Abenteuer erzählen. Abenteuer, Abenteuer, sag' ich Ihnen. Abenteuer wie -- was gleich? Da habe ich jetzt z. B. ein Verhältniß mit einer jungen Frau. Was die verliebt ist! Eine Dame, eine ganze Dame. Aber mir thut der Kopf etwas weh. -- Ich habe noch eine Geliebte jetzt. Sie ist das Weib eines Räubers. Ihr Mann ist gehenkt worden, sie selbst -- was weiß ich? Was kümmert mich das? -- Sie kann nicht einmal lesen. Wir reden auch nicht viel zusammen, aber lieben uns -- wie die Wölfe. Und wie ist Ihr Verhältniß zu Ihrer Frau? fragte ich, nachdem er lange still war. Nun -- wir sind artig zusammen, antwortete er. Bist du treu, sie lachen deiner, Aendern wie die Moden sich; Aenderst du dich, keift gemeiner, Eifersüchtiger Neid um dich. Drum vermeide Hymen's Falle. Hoffe nie: ein Weib sei dein! Aber lieb' und täusche alle, Um nicht selbst getäuscht zu sein! So ist es: Hoffe nie: ein Weib sei dein! Aber lieb' und täusche alle. Um nicht selbst getäuscht zu sein! Da könnte ich Ihnen allenfalls jetzt meine Abenteuer erzählen. Abenteuer, Abenteuer, sag' ich Ihnen. Abenteuer wie — was gleich? Da habe ich jetzt z. B. ein Verhältniß mit einer jungen Frau. Was die verliebt ist! Eine Dame, eine ganze Dame. Aber mir thut der Kopf etwas weh. — Ich habe noch eine Geliebte jetzt. Sie ist das Weib eines Räubers. Ihr Mann ist gehenkt worden, sie selbst — was weiß ich? Was kümmert mich das? — Sie kann nicht einmal lesen. Wir reden auch nicht viel zusammen, aber lieben uns — wie die Wölfe. Und wie ist Ihr Verhältniß zu Ihrer Frau? fragte ich, nachdem er lange still war. Nun — wir sind artig zusammen, antwortete er. <TEI> <text> <body> <div> <lg type="poem"> <pb facs="#f0086"/> <lg n="2"> <l>Bist du treu, sie lachen deiner,</l><lb/> <l>Aendern wie die Moden sich;</l><lb/> <l>Aenderst du dich, keift gemeiner,</l><lb/> <l>Eifersüchtiger Neid um dich.</l><lb/> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Drum vermeide Hymen's Falle.</l><lb/> <l>Hoffe nie: ein Weib sei dein!</l><lb/> <l>Aber lieb' und täusche alle,</l><lb/> <l>Um nicht selbst getäuscht zu sein!</l><lb/> </lg><lb/> </lg> <p>So ist es:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Hoffe nie: ein Weib sei dein!</l><lb/> <l>Aber lieb' und täusche alle.</l><lb/> <l>Um nicht selbst getäuscht zu sein!</l><lb/> </lg><lb/> <p>Da könnte ich Ihnen allenfalls jetzt meine Abenteuer erzählen.</p><lb/> <p>Abenteuer, Abenteuer, sag' ich Ihnen. Abenteuer wie — was gleich?</p><lb/> <p>Da habe ich jetzt z. B. ein Verhältniß mit einer jungen Frau. Was die verliebt ist! Eine Dame, eine ganze Dame.</p><lb/> <p>Aber mir thut der Kopf etwas weh. —</p><lb/> <p>Ich habe noch eine Geliebte jetzt. Sie ist das Weib eines Räubers. Ihr Mann ist gehenkt worden, sie selbst — was weiß ich? Was kümmert mich das? — Sie kann nicht einmal lesen. Wir reden auch nicht viel zusammen, aber lieben uns — wie die Wölfe.</p><lb/> <p>Und wie ist Ihr Verhältniß zu Ihrer Frau? fragte ich, nachdem er lange still war.</p><lb/> <p>Nun — wir sind artig zusammen, antwortete er.<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0086]
Bist du treu, sie lachen deiner,
Aendern wie die Moden sich;
Aenderst du dich, keift gemeiner,
Eifersüchtiger Neid um dich.
Drum vermeide Hymen's Falle.
Hoffe nie: ein Weib sei dein!
Aber lieb' und täusche alle,
Um nicht selbst getäuscht zu sein!
So ist es:
Hoffe nie: ein Weib sei dein!
Aber lieb' und täusche alle.
Um nicht selbst getäuscht zu sein!
Da könnte ich Ihnen allenfalls jetzt meine Abenteuer erzählen.
Abenteuer, Abenteuer, sag' ich Ihnen. Abenteuer wie — was gleich?
Da habe ich jetzt z. B. ein Verhältniß mit einer jungen Frau. Was die verliebt ist! Eine Dame, eine ganze Dame.
Aber mir thut der Kopf etwas weh. —
Ich habe noch eine Geliebte jetzt. Sie ist das Weib eines Räubers. Ihr Mann ist gehenkt worden, sie selbst — was weiß ich? Was kümmert mich das? — Sie kann nicht einmal lesen. Wir reden auch nicht viel zusammen, aber lieben uns — wie die Wölfe.
Und wie ist Ihr Verhältniß zu Ihrer Frau? fragte ich, nachdem er lange still war.
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Zitationshilfe: | Sacher-Masoch, Leopold von: Don Juan von Kolomea. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 24. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 197–279. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sacher_kolomea_1910/86>, abgerufen am 16.07.2024. |