Sacher-Masoch, Leopold von: Don Juan von Kolomea. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 24. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 197–279. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.man die Serviette umgebunden -- ich binde sie nämlich, alles nach altem Stile -- da weint auch mein Pfand der Liebe, weil es nicht von dem Mädchen nehmen will. Mein Weibchen steht auf, füttert das Kind. Aber das Kind verlangt nach dem Fleisch und schreit -- fort ins Nebenzimmer, und ich kann allein speisen und mir dazu ein Lied pfeifen, wenn ich will, z. B. Sitzt der Kater Auf dem Zaun Und thut mau'n. Gelt, mein Gesang, Ist gar nicht lang? Da geht man allenfalls -- auf die Entenjagd. Den ganzen Tag bis an die Knie im Wasser. Man freut sich auf die Heimkehr. Nun gut! Man kommt heim, küsst seinem Weibchen rothe Flecken auf Wangen, Nacken, Busen. Man schließt sie in die Arme -- da schreit das Pfand der Liebe. Das Weib springt auf, geht auf und ab, das Kind in den Armen wiegend. La! la! la! hört man's die halbe Nacht und schläft -- allein. La! la! la! Da kommt so ein Jahr. Es ist Allen so seltsam, es hängt was in der Luft. Jeder weiß es, und keiner kann es nennen. Man sieht fremde Gesichter. Die polnischen Gutsbesitzer fahren hin und her. Der kauft ein Pferd, Jener Pulver. Nachts sieht man einen Feuerstreif am man die Serviette umgebunden — ich binde sie nämlich, alles nach altem Stile — da weint auch mein Pfand der Liebe, weil es nicht von dem Mädchen nehmen will. Mein Weibchen steht auf, füttert das Kind. Aber das Kind verlangt nach dem Fleisch und schreit — fort ins Nebenzimmer, und ich kann allein speisen und mir dazu ein Lied pfeifen, wenn ich will, z. B. Sitzt der Kater Auf dem Zaun Und thut mau'n. Gelt, mein Gesang, Ist gar nicht lang? Da geht man allenfalls — auf die Entenjagd. Den ganzen Tag bis an die Knie im Wasser. Man freut sich auf die Heimkehr. Nun gut! Man kommt heim, küsst seinem Weibchen rothe Flecken auf Wangen, Nacken, Busen. Man schließt sie in die Arme — da schreit das Pfand der Liebe. Das Weib springt auf, geht auf und ab, das Kind in den Armen wiegend. La! la! la! hört man's die halbe Nacht und schläft — allein. La! la! la! Da kommt so ein Jahr. Es ist Allen so seltsam, es hängt was in der Luft. Jeder weiß es, und keiner kann es nennen. Man sieht fremde Gesichter. Die polnischen Gutsbesitzer fahren hin und her. Der kauft ein Pferd, Jener Pulver. Nachts sieht man einen Feuerstreif am <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0059"/> man die Serviette umgebunden — ich binde sie nämlich, alles nach altem Stile — da weint auch mein Pfand der Liebe, weil es nicht von dem Mädchen nehmen will. Mein Weibchen steht auf, füttert das Kind. Aber das Kind verlangt nach dem Fleisch und schreit — fort ins Nebenzimmer, und ich kann allein speisen und mir dazu ein Lied pfeifen, wenn ich will, z. B.</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Sitzt der Kater</l> <l>Auf dem Zaun</l> <l>Und thut mau'n.</l> <l>Gelt, mein Gesang,</l> <l>Ist gar nicht lang?</l> </lg> <p>Da geht man allenfalls — auf die Entenjagd.</p><lb/> <p>Den ganzen Tag bis an die Knie im Wasser.</p><lb/> <p>Man freut sich auf die Heimkehr.</p><lb/> <p>Nun gut! Man kommt heim, küsst seinem Weibchen rothe Flecken auf Wangen, Nacken, Busen. Man schließt sie in die Arme — da schreit das Pfand der Liebe.</p><lb/> <p>Das Weib springt auf, geht auf und ab, das Kind in den Armen wiegend. La! la! la! hört man's die halbe Nacht und schläft — allein. La! la! la!</p><lb/> <p>Da kommt so ein Jahr.</p><lb/> <p>Es ist Allen so seltsam, es hängt was in der Luft. Jeder weiß es, und keiner kann es nennen.</p><lb/> <p>Man sieht fremde Gesichter. Die polnischen Gutsbesitzer fahren hin und her. Der kauft ein Pferd, Jener Pulver. Nachts sieht man einen Feuerstreif am<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0059]
man die Serviette umgebunden — ich binde sie nämlich, alles nach altem Stile — da weint auch mein Pfand der Liebe, weil es nicht von dem Mädchen nehmen will. Mein Weibchen steht auf, füttert das Kind. Aber das Kind verlangt nach dem Fleisch und schreit — fort ins Nebenzimmer, und ich kann allein speisen und mir dazu ein Lied pfeifen, wenn ich will, z. B.
Sitzt der Kater Auf dem Zaun Und thut mau'n. Gelt, mein Gesang, Ist gar nicht lang?
Da geht man allenfalls — auf die Entenjagd.
Den ganzen Tag bis an die Knie im Wasser.
Man freut sich auf die Heimkehr.
Nun gut! Man kommt heim, küsst seinem Weibchen rothe Flecken auf Wangen, Nacken, Busen. Man schließt sie in die Arme — da schreit das Pfand der Liebe.
Das Weib springt auf, geht auf und ab, das Kind in den Armen wiegend. La! la! la! hört man's die halbe Nacht und schläft — allein. La! la! la!
Da kommt so ein Jahr.
Es ist Allen so seltsam, es hängt was in der Luft. Jeder weiß es, und keiner kann es nennen.
Man sieht fremde Gesichter. Die polnischen Gutsbesitzer fahren hin und her. Der kauft ein Pferd, Jener Pulver. Nachts sieht man einen Feuerstreif am
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Zitationshilfe: | Sacher-Masoch, Leopold von: Don Juan von Kolomea. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 24. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 197–279. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sacher_kolomea_1910/59>, abgerufen am 16.07.2024. |