Saar, Ferdinand von: Novellen aus Österreich. Heidelberg, 1877.keit und Freiheit gewährt, die Sie, das weiß ich, nicht mi߬ Mit welch' wohlthuenden Gefühlen ich das stille Haus Als ich nach der ersten Nacht, die ich hier oben zuge¬ keit und Freiheit gewährt, die Sie, das weiß ich, nicht mi߬ Mit welch' wohlthuenden Gefühlen ich das ſtille Haus Als ich nach der erſten Nacht, die ich hier oben zuge¬ <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0057" n="41"/> keit und Freiheit gewährt, die Sie, das weiß ich, nicht mi߬<lb/> bauchen werden.“</p><lb/> <p>Mit welch' wohlthuenden Gefühlen ich das ſtille Haus<lb/> hier oben bezog, können Sie ſich vorſtellen. Ich war der hä¬<lb/> miſchen, ſpähenden, ziſchelnden Kloſtercameradſchaft los und<lb/> konnte wieder unbehelligt meine geliebten, langentbehrten Ar¬<lb/> beiten aufnehmen, wozu mir der neue Abt Bücher und Ap¬<lb/> parate von ſelbſt hatte zurückſtellen laſſen.</p><lb/> <p>Als ich nach der erſten Nacht, die ich hier oben zuge¬<lb/> bracht hatte, am frühen Morgen an's Fenſter trat, fiel mein<lb/> Blick auf das kleine Haus gegenüber. Mit dem Einrichten<lb/> meiner neuen Wohnung beſchäftigt, hatte ich es Tags vorher<lb/> kaum beachtet; jetzt aber zog es meine ganze Aufmerkſamkeit<lb/> auf ſich. Thür und Fenſter waren geſchloſſen; Alles ſchien<lb/> drinnen noch im tiefen Schlaf zu liegen. Nur die Hühner<lb/> und Gänſe trieben ſchon vor der Schwelle ihr Weſen und die<lb/> Tauben trippelten unruhig auf dem Dachfirſte umher. Wie<lb/> ich ſo hinſah, überkam mich eine Art Heimweh. Es war<lb/> mir, als ſäh' ich das niedere, vom Dorfe etwas abgeſchiedene<lb/> Häuschen vor mir, in dem ich meine Kindheit verlebt hatte,<lb/> und als müſſe ſich jetzt und jetzt die Thüre öffnen und meine<lb/> Mutter ſelig heraustreten. Und die Thüre öffnete ſich auch,<lb/> aber die heraustrat, war ein junges Mädchen. Sie hatte ein<lb/> weißes Tüchlein um den Kopf geworfen, und ſtreute aus<lb/> der aufgenommenen Schürze Futter zu Boden. Ohne ſich wei¬<lb/></p> </body> </text> </TEI> [41/0057]
keit und Freiheit gewährt, die Sie, das weiß ich, nicht mi߬
bauchen werden.“
Mit welch' wohlthuenden Gefühlen ich das ſtille Haus
hier oben bezog, können Sie ſich vorſtellen. Ich war der hä¬
miſchen, ſpähenden, ziſchelnden Kloſtercameradſchaft los und
konnte wieder unbehelligt meine geliebten, langentbehrten Ar¬
beiten aufnehmen, wozu mir der neue Abt Bücher und Ap¬
parate von ſelbſt hatte zurückſtellen laſſen.
Als ich nach der erſten Nacht, die ich hier oben zuge¬
bracht hatte, am frühen Morgen an's Fenſter trat, fiel mein
Blick auf das kleine Haus gegenüber. Mit dem Einrichten
meiner neuen Wohnung beſchäftigt, hatte ich es Tags vorher
kaum beachtet; jetzt aber zog es meine ganze Aufmerkſamkeit
auf ſich. Thür und Fenſter waren geſchloſſen; Alles ſchien
drinnen noch im tiefen Schlaf zu liegen. Nur die Hühner
und Gänſe trieben ſchon vor der Schwelle ihr Weſen und die
Tauben trippelten unruhig auf dem Dachfirſte umher. Wie
ich ſo hinſah, überkam mich eine Art Heimweh. Es war
mir, als ſäh' ich das niedere, vom Dorfe etwas abgeſchiedene
Häuschen vor mir, in dem ich meine Kindheit verlebt hatte,
und als müſſe ſich jetzt und jetzt die Thüre öffnen und meine
Mutter ſelig heraustreten. Und die Thüre öffnete ſich auch,
aber die heraustrat, war ein junges Mädchen. Sie hatte ein
weißes Tüchlein um den Kopf geworfen, und ſtreute aus
der aufgenommenen Schürze Futter zu Boden. Ohne ſich wei¬
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