Saar, Ferdinand von: Novellen aus Österreich. Heidelberg, 1877.zitternde Luft; zutraulich zwitschernd lassen sich Hänfling und In solcher Zeit war es, als ich in der Citadelle die Ich warf hin, daß man eben auf keiner besondere Unter¬ "Je nun, nach Umständen," erwiederte er, indem er den 1*
zitternde Luft; zutraulich zwitſchernd laſſen ſich Hänfling und In ſolcher Zeit war es, als ich in der Citadelle die Ich warf hin, daß man eben auf keiner beſondere Unter¬ „Je nun, nach Umſtänden,“ erwiederte er, indem er den 1*
<TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0019" n="3"/> zitternde Luft; zutraulich zwitſchernd laſſen ſich Hänfling und<lb/> Rothkehlchen auf die wuchtigen Feuerrohre nieder, und an den<lb/> Mauerabhängen der Wällen klettert und ſonnt ſich die gold¬<lb/> grüne, funkelnde Eidechſe. —</p><lb/> <p>In ſolcher Zeit war es, als ich in der Citadelle die<lb/> Wache bezog. Erſt vor Kurzem mit meinem Regimente in<lb/> Prag eingerückt und mit der Oertlichkeit noch nicht vertraut,<lb/> betrat ich, neugierig und befangen zugleich, an der Spitze mei¬<lb/> ner Abtheilung die weite ſchattige Thorhalle, wo die Mann¬<lb/> ſchaft der alten Wache bereits unter Gewehr ſtand. Ihr<lb/> Commandant, ein mir unbekannter Officier von junkerhaftem<lb/> Ausſehen, kam, als die Förmlichkeiten der dienſtlichen Begrüßung<lb/> abgethan waren, nachläſſig auf mich zugeſchritten. „Oberlieu¬<lb/> tenant Baron Hohenblum,“ ſagte er, den Schirm ſeines Tſcha¬<lb/> kos flüchtig berührend. Er ſchien meinen Namen, den ich nun<lb/> auch nannte, zu überhören, und fuhr mit leichtem Gähnen<lb/> fort: „die vier und zwanzig Stunden werden Einem rein zur<lb/> Ewigkeit in dieſer alten, unnützen Kanonenbewahranſtalt. Es<lb/> kann keine langweiligere Wache mehr geben.“</p><lb/> <p>Ich warf hin, daß man eben auf keiner beſondere Unter¬<lb/> haltung fände.</p><lb/> <p>„Je nun, nach Umſtänden,“ erwiederte er, indem er den<lb/> feinen blonden Schnurrbart leicht emporſtrich. „Zum Beiſpiel<lb/> die Hauptwache am Ring iſt ganz amüſant. Man ſetzt ſich<lb/> mit ſeiner Cigarre vor die Thür und muſtert die Vorüber¬<lb/> <fw place="bottom" type="sig">1*<lb/></fw> </p> </body> </text> </TEI> [3/0019]
zitternde Luft; zutraulich zwitſchernd laſſen ſich Hänfling und
Rothkehlchen auf die wuchtigen Feuerrohre nieder, und an den
Mauerabhängen der Wällen klettert und ſonnt ſich die gold¬
grüne, funkelnde Eidechſe. —
In ſolcher Zeit war es, als ich in der Citadelle die
Wache bezog. Erſt vor Kurzem mit meinem Regimente in
Prag eingerückt und mit der Oertlichkeit noch nicht vertraut,
betrat ich, neugierig und befangen zugleich, an der Spitze mei¬
ner Abtheilung die weite ſchattige Thorhalle, wo die Mann¬
ſchaft der alten Wache bereits unter Gewehr ſtand. Ihr
Commandant, ein mir unbekannter Officier von junkerhaftem
Ausſehen, kam, als die Förmlichkeiten der dienſtlichen Begrüßung
abgethan waren, nachläſſig auf mich zugeſchritten. „Oberlieu¬
tenant Baron Hohenblum,“ ſagte er, den Schirm ſeines Tſcha¬
kos flüchtig berührend. Er ſchien meinen Namen, den ich nun
auch nannte, zu überhören, und fuhr mit leichtem Gähnen
fort: „die vier und zwanzig Stunden werden Einem rein zur
Ewigkeit in dieſer alten, unnützen Kanonenbewahranſtalt. Es
kann keine langweiligere Wache mehr geben.“
Ich warf hin, daß man eben auf keiner beſondere Unter¬
haltung fände.
„Je nun, nach Umſtänden,“ erwiederte er, indem er den
feinen blonden Schnurrbart leicht emporſtrich. „Zum Beiſpiel
die Hauptwache am Ring iſt ganz amüſant. Man ſetzt ſich
mit ſeiner Cigarre vor die Thür und muſtert die Vorüber¬
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