Saar, Ferdinand von: Novellen aus Österreich. Heidelberg, 1877.sprengte, "komm heraus, Resi! Du bist frei; unser Peiniger "Jesus Maria!" schrie sie, hervoreilend, und schlug mit "Das soll man! Ich werde Red' und Antwort geben. Es dauerte lange, bis sich Einer dazu entschloß. Georg ſprengte, „komm heraus, Reſi! Du biſt frei; unſer Peiniger „Jeſus Maria!“ ſchrie ſie, hervoreilend, und ſchlug mit „Das ſoll man! Ich werde Red' und Antwort geben. Es dauerte lange, bis ſich Einer dazu entſchloß. Georg <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0189" n="173"/> ſprengte, „komm heraus, Reſi! Du biſt frei; unſer Peiniger<lb/> liegt zu Boden!“</p><lb/> <p>„Jeſus Maria!“ ſchrie ſie, hervoreilend, und ſchlug mit<lb/> einem Blick auf den Getroffenen die Hände zuſammen. „Er<lb/> iſt todt! Georg! Georg! Was haſt Du gethan! Jetzt wird<lb/> man Dich fortführen und als Mörder vor's Gericht ſtellen!“</p><lb/> <p>„Das ſoll man! Ich werde Red' und Antwort geben.<lb/> Die dort müſſen es bezeugen, daß er mir mit dem Meſſer<lb/> an's Leben wollte. — Geht hinunter“, wandte er ſich an die<lb/> Männer, „und meldet, daß der Arbeiter Georg Huber den<lb/> Aufſeher erſchlagen hat.“</p><lb/> <p>Es dauerte lange, bis ſich Einer dazu entſchloß. Georg<lb/> aber ſetzte ſich mit Tertſchka draußen vor der Hütte nieder.<lb/> Sie weinte in einem fort; er, noch immer gehoben von dem<lb/> Vollgefühle ſeiner That, die ihm ein vollſtrecktes Richteramt<lb/> erſchien, ſtreichelte ihr von Zeit zu Zeit ſanft tröſtend die<lb/> Wangen. Endlich erſchienen zwei Herren von der Bauleitung<lb/> und ein Gendarm. Sie ließen ſich Alles erzählen und ſprachen<lb/> dann eifrig unter einander. „Eingeliefert muß er werden“,<lb/> ſagte der Gendarm. „Er iſt Urlauber und gehört vor das<lb/> Militärgericht in Wiener-Neuſtadt.“ Da ſich Georg willig<lb/> und fügſam erwies, ſo wurde ihm mitgetheilt, daß man ihm<lb/> keine Feſſeln anlegen wolle; zu der jammernden Tertſchka aber<lb/> ſprach der Gendarm, ſie möge ſich tröſten; nach Allem, was<lb/> er gehört, dürfte es ſo ſchlimm nicht werden. Ja, er geſtattete<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [173/0189]
ſprengte, „komm heraus, Reſi! Du biſt frei; unſer Peiniger
liegt zu Boden!“
„Jeſus Maria!“ ſchrie ſie, hervoreilend, und ſchlug mit
einem Blick auf den Getroffenen die Hände zuſammen. „Er
iſt todt! Georg! Georg! Was haſt Du gethan! Jetzt wird
man Dich fortführen und als Mörder vor's Gericht ſtellen!“
„Das ſoll man! Ich werde Red' und Antwort geben.
Die dort müſſen es bezeugen, daß er mir mit dem Meſſer
an's Leben wollte. — Geht hinunter“, wandte er ſich an die
Männer, „und meldet, daß der Arbeiter Georg Huber den
Aufſeher erſchlagen hat.“
Es dauerte lange, bis ſich Einer dazu entſchloß. Georg
aber ſetzte ſich mit Tertſchka draußen vor der Hütte nieder.
Sie weinte in einem fort; er, noch immer gehoben von dem
Vollgefühle ſeiner That, die ihm ein vollſtrecktes Richteramt
erſchien, ſtreichelte ihr von Zeit zu Zeit ſanft tröſtend die
Wangen. Endlich erſchienen zwei Herren von der Bauleitung
und ein Gendarm. Sie ließen ſich Alles erzählen und ſprachen
dann eifrig unter einander. „Eingeliefert muß er werden“,
ſagte der Gendarm. „Er iſt Urlauber und gehört vor das
Militärgericht in Wiener-Neuſtadt.“ Da ſich Georg willig
und fügſam erwies, ſo wurde ihm mitgetheilt, daß man ihm
keine Feſſeln anlegen wolle; zu der jammernden Tertſchka aber
ſprach der Gendarm, ſie möge ſich tröſten; nach Allem, was
er gehört, dürfte es ſo ſchlimm nicht werden. Ja, er geſtattete
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |