Saar, Ferdinand von: Novellen aus Österreich. Heidelberg, 1877."Laßt die Tertschka heraus." Die Hände des Aufsehers zitterten. Und als Georg "Was -- sonst?" erwiederte Georg gelassen. "Ich fürcht' Während dieser Worte hatten sich einige Männer in der „Laßt die Tertſchka heraus.“ Die Hände des Aufſehers zitterten. Und als Georg „Was — ſonſt?“ erwiederte Georg gelaſſen. „Ich fürcht' Während dieſer Worte hatten ſich einige Männer in der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0186" n="170"/> <p>„Laßt die Tertſchka heraus.“</p><lb/> <p>Die Hände des Aufſehers zitterten. Und als Georg<lb/> zum dritten Male, jedoch eindringlicher, ſeine Forderung wie¬<lb/> derholte, ſprang er auf und ballte die Fauſt. „Geh' jetzt —<lb/> geh'!“ rief er, „ſonſt — —“</p><lb/> <p>„Was — ſonſt?“ erwiederte Georg gelaſſen. „Ich fürcht'<lb/> Euch nicht, wenn Ihr auch ſtärker ſeid. Vorhin hattet Ihr<lb/> leichtes Spiel mit mir; denn ich war wehrlos, wie jetzt die<lb/> Tertſchka. Aber Aug' in Aug' ſteh' ich Euch!“ Das Antlitz<lb/> des Aufſehers war gräßlich anzuſehen. Haß, Rachſucht und<lb/> lähmende Feigheit wogten darin auf und nieder. Er rang<lb/> nach Luft und ſeine Hände griffen unſicher vor ſich hin. Georg<lb/> gewahrte das Alles und ſeine Bruſt ſtählte ſich mehr und mehr.<lb/> „Drum rath' ich Euch“, fuhr er fort, „gebt gutwillig heraus,<lb/> was mein iſt; ſonſt nehm' ich mir's mit Gewalt.“</p><lb/> <p>Während dieſer Worte hatten ſich einige Männer in der<lb/> Hütte eingefunden; denn die Mittagsſtunde nahte heran. Viel¬<lb/> leicht wollten ſie auch, getrieben von dem Inſtinkte der Men¬<lb/> ſchen, derlei Vorgänge zu ahnen, Zeugen dieſes Auftrittes ſein.<lb/> Ihre Anweſenheit wirkte ſtachelnd auf den Aufſeher. Er<lb/> fühlte ſich ſicherer, und ſeine Feigheit, die er ſelbſt mit Wuth<lb/> empfand, bäumte ſich aus Furcht, von Anderen bemerkt zu<lb/> werden, zu frecher Verwegenheit empor. „Habt Ihr gehört?“<lb/> rief er, gegen die Männer gewendet, „der Kerl wagt es, mir<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [170/0186]
„Laßt die Tertſchka heraus.“
Die Hände des Aufſehers zitterten. Und als Georg
zum dritten Male, jedoch eindringlicher, ſeine Forderung wie¬
derholte, ſprang er auf und ballte die Fauſt. „Geh' jetzt —
geh'!“ rief er, „ſonſt — —“
„Was — ſonſt?“ erwiederte Georg gelaſſen. „Ich fürcht'
Euch nicht, wenn Ihr auch ſtärker ſeid. Vorhin hattet Ihr
leichtes Spiel mit mir; denn ich war wehrlos, wie jetzt die
Tertſchka. Aber Aug' in Aug' ſteh' ich Euch!“ Das Antlitz
des Aufſehers war gräßlich anzuſehen. Haß, Rachſucht und
lähmende Feigheit wogten darin auf und nieder. Er rang
nach Luft und ſeine Hände griffen unſicher vor ſich hin. Georg
gewahrte das Alles und ſeine Bruſt ſtählte ſich mehr und mehr.
„Drum rath' ich Euch“, fuhr er fort, „gebt gutwillig heraus,
was mein iſt; ſonſt nehm' ich mir's mit Gewalt.“
Während dieſer Worte hatten ſich einige Männer in der
Hütte eingefunden; denn die Mittagsſtunde nahte heran. Viel¬
leicht wollten ſie auch, getrieben von dem Inſtinkte der Men¬
ſchen, derlei Vorgänge zu ahnen, Zeugen dieſes Auftrittes ſein.
Ihre Anweſenheit wirkte ſtachelnd auf den Aufſeher. Er
fühlte ſich ſicherer, und ſeine Feigheit, die er ſelbſt mit Wuth
empfand, bäumte ſich aus Furcht, von Anderen bemerkt zu
werden, zu frecher Verwegenheit empor. „Habt Ihr gehört?“
rief er, gegen die Männer gewendet, „der Kerl wagt es, mir
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