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Saar, Ferdinand von: Novellen aus Österreich. Heidelberg, 1877.

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Mund wanderte. Er aber vertröstete sich auf den Abend, den
Worten Tertschka's gemäß, welche inzwischen, dürftig genug,
ebenfalls Mittag gehalten hatte und nun auf einen Wink des
Stiefvaters daran ging, das Kochgeschirr zu scheuern. Die
Andern lagerten sich draußen im Schatten der Hütte, um den
Rest der Ruhestunde zu verschlafen. Der Aufseher jedoch
nahm eine kleine Pfanne vom Herde, in welcher sich ein lecker
zubereitetes Huhn befand, und stellte sie nebst Teller und
Eßzeug und einer Flasche Wein auf den nahen Tisch. Als
er sich eben anschicken wollte, behaglich zu schmausen, fiel sein
Blick auf Georg, welcher, den leeren Napf zwischen den Knieen,
still überlegte, ob er nicht Tertschka beim Scheuern helfen
sollte, wovon ihn aber eine geheime Scheu vor dem grimmigen
Manne abhielt. "Was sitz'st Du da und gaffst?" schrie jetzt
dieser. "Pack' Dich hinaus zu den Andern! Ich brauch hier
keinen Spion, der mir den Bissen vom Maul wegguckt!"
Georg schrack empor, schlich aus der Hütte und legte sich
draußen auf den sonnigen Boden nieder, da er im Schatten
keinen Platz mehr fand. Nach einer Weile ließ der Aufseher
wieder die Glocke zur Arbeit erschallen; er selbst begab sich in
seinen Verschlag, um nun auch Siesta zu halten. Die Männer
reckten und dehnten sich und folgten nur zögernd dem Rufe;
einige drehten sich sogar auf die andere Seite und schliefen
fort. Georg aber schritt mit Tertschka wieder zum Steinbruch
hinan, wo sie, bis der Abend sank, ihrer harten Pflicht oblagen.

Mund wanderte. Er aber vertröſtete ſich auf den Abend, den
Worten Tertſchka's gemäß, welche inzwiſchen, dürftig genug,
ebenfalls Mittag gehalten hatte und nun auf einen Wink des
Stiefvaters daran ging, das Kochgeſchirr zu ſcheuern. Die
Andern lagerten ſich draußen im Schatten der Hütte, um den
Reſt der Ruheſtunde zu verſchlafen. Der Aufſeher jedoch
nahm eine kleine Pfanne vom Herde, in welcher ſich ein lecker
zubereitetes Huhn befand, und ſtellte ſie nebſt Teller und
Eßzeug und einer Flaſche Wein auf den nahen Tiſch. Als
er ſich eben anſchicken wollte, behaglich zu ſchmauſen, fiel ſein
Blick auf Georg, welcher, den leeren Napf zwiſchen den Knieen,
ſtill überlegte, ob er nicht Tertſchka beim Scheuern helfen
ſollte, wovon ihn aber eine geheime Scheu vor dem grimmigen
Manne abhielt. „Was ſitz'ſt Du da und gaffſt?“ ſchrie jetzt
dieſer. „Pack' Dich hinaus zu den Andern! Ich brauch hier
keinen Spion, der mir den Biſſen vom Maul wegguckt!“
Georg ſchrack empor, ſchlich aus der Hütte und legte ſich
draußen auf den ſonnigen Boden nieder, da er im Schatten
keinen Platz mehr fand. Nach einer Weile ließ der Aufſeher
wieder die Glocke zur Arbeit erſchallen; er ſelbſt begab ſich in
ſeinen Verſchlag, um nun auch Sieſta zu halten. Die Männer
reckten und dehnten ſich und folgten nur zögernd dem Rufe;
einige drehten ſich ſogar auf die andere Seite und ſchliefen
fort. Georg aber ſchritt mit Tertſchka wieder zum Steinbruch
hinan, wo ſie, bis der Abend ſank, ihrer harten Pflicht oblagen.

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[148/0164] Mund wanderte. Er aber vertröſtete ſich auf den Abend, den Worten Tertſchka's gemäß, welche inzwiſchen, dürftig genug, ebenfalls Mittag gehalten hatte und nun auf einen Wink des Stiefvaters daran ging, das Kochgeſchirr zu ſcheuern. Die Andern lagerten ſich draußen im Schatten der Hütte, um den Reſt der Ruheſtunde zu verſchlafen. Der Aufſeher jedoch nahm eine kleine Pfanne vom Herde, in welcher ſich ein lecker zubereitetes Huhn befand, und ſtellte ſie nebſt Teller und Eßzeug und einer Flaſche Wein auf den nahen Tiſch. Als er ſich eben anſchicken wollte, behaglich zu ſchmauſen, fiel ſein Blick auf Georg, welcher, den leeren Napf zwiſchen den Knieen, ſtill überlegte, ob er nicht Tertſchka beim Scheuern helfen ſollte, wovon ihn aber eine geheime Scheu vor dem grimmigen Manne abhielt. „Was ſitz'ſt Du da und gaffſt?“ ſchrie jetzt dieſer. „Pack' Dich hinaus zu den Andern! Ich brauch hier keinen Spion, der mir den Biſſen vom Maul wegguckt!“ Georg ſchrack empor, ſchlich aus der Hütte und legte ſich draußen auf den ſonnigen Boden nieder, da er im Schatten keinen Platz mehr fand. Nach einer Weile ließ der Aufſeher wieder die Glocke zur Arbeit erſchallen; er ſelbſt begab ſich in ſeinen Verſchlag, um nun auch Sieſta zu halten. Die Männer reckten und dehnten ſich und folgten nur zögernd dem Rufe; einige drehten ſich ſogar auf die andere Seite und ſchliefen fort. Georg aber ſchritt mit Tertſchka wieder zum Steinbruch hinan, wo ſie, bis der Abend ſank, ihrer harten Pflicht oblagen.

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Zitationshilfe: Saar, Ferdinand von: Novellen aus Österreich. Heidelberg, 1877, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/saar_novellen_1877/164>, abgerufen am 25.11.2024.